Poseidons Gold
willens, mich zu heiraten?«
»Besorg dir erst mal die vierhunderttausend!« gab sie ungerührt zurück.
»Das ist auch eine Antwort!« versetzte ich düster.
»Aber …« Helena stellte ihre leere Schüssel auf den Boden, kniete sich neben meinen Schemel und schlang die Arme um mich. Dabei schmiegte sich ihre warme rote Stola tröstlich um meine Knie. Helena roch herrlich sauber und duftete nach Rosmarin, womit sie nach dem Waschen ihr Haar zu spülen pflegte. »Warum bist du nur so verunsichert?« Ich gab keine Antwort. »Soll ich dir sagen, daß ich dich liebe?«
»Dagegen hätte ich nichts einzuwenden.«
Sie sagte es, ich hörte zu, und sie ergänzte noch einiges, was mich ein wenig aufmunterte. Helena Justina beherrscht die Rhetorik nämlich ganz bewundernswert. »Also. Was ist los, Marcus?«
»Wenn wir verheiratet wären, hätte ich vielleicht die Gewißheit, daß du mir gehörst.«
»Ich bin doch kein Satz Weinbecher!«
»Nein, natürlich nicht. Auf einen Becher könnte ich jederzeit meinen Namen ritzen. Im übrigen«, fuhr ich unbeirrt fort, »hättest du dann umgekehrt auch die Gewißheit, daß ich dir gehöre.«
»Aber das weiß ich doch auch so.« Sie lächelte strahlend. »Schau, wir leben doch zusammen. Du machst dich über meinen Rang lustig, und ich beklage deine wilde Vergangenheit, aber trotzdem waren wir töricht genug, uns zusammenzutun. Was wollen wir mehr, Liebster?«
»Du könntest mich jederzeit verlassen.«
»Du mich aber auch!«
Ich setzte mein schiefes Grinsen auf. »Vielleicht ist das ja gerade das Problem, Helena. Vielleicht hab ich Angst davor, daß ich ohne einen Vertrag, der mich bindet, eines Tages im Zorn auf und davon stürmen und es dann mein Leben lang bereuen könnte.«
»Verträge sind nur dazu da, Regelungen für den Moment zu finden, in dem sie gebrochen werden!« Jede Beziehung braucht einen vernünftigen Partner, der dafür sorgt, daß der Karren im rechten Geleis bleibt. »Außerdem nützt es dir doch gar nichts davonzulaufen«, spottete Helena. »Weil ich dir nämlich jedesmal nachkomme und dich zurückhole.«
Da hatte sie auch wieder recht.
»Hättest du Lust, dich zu betrinken?«
»Nein.«
»Vielleicht«, mutmaßte sie schroff, »steht dir ja der Sinn danach, allein in deiner schäbigen Bude zu hocken, über die Ungerechtigkeit des Lebens nachzugrübeln und zuzuschauen, wie ein einsamer Käfer die Wand hochkrabbelt? Oh, ich verstehe das nur zu gut! So gefällt’s dem Detektiv, nicht wahr? Sich mutterseelenallein zu langweilen, während er über seine Schulden nachdenkt und über seine ausbleibenden Klienten, nicht zu vergessen das Heer von Frauen, das schon auf seiner zarten Seite herumgetrampelt ist. Dadurch kommt er sich wichtig vor. Weißt du was, Marcus Didius, du bist viel zu eigenbrötlerisch! Du meinst offenbar, dir was zu vergeben, wenn du mal, wie heute, eine bescheidene, aber schmackhafte Mahlzeit in Gesellschaft einer ruppigen, aber auch zärtlichen Liebsten einnimmst. Vielleicht sollte ich ja gehen, mein Schatz, damit du dich ungestört deiner Verzweiflung hingeben kannst.«
Ich seufzte. »Alles, was ich mir wünsche, sind vierhunderttausend Sesterzen – aber ich weiß, daß ich sie nicht kriegen kann.«
»Leih sie dir«, schlug Helena vor.
»Von wem denn?«
»Na, von einem, der soviel hat.« Sie hielt mich wohl für zu geizig, die Zinsen zu zahlen.
»Wir haben schon genug Sorgen, auch ohne unter einem Schuldenberg zu ersticken. Und damit wollen wir das Thema beenden.« Ich zog sie fester an mich und streckte das Kinn vor. »Mal sehen, ob du eine Frau bist, die zu ihrem Wort steht. Ruppig bist du in der Tat gewesen, Prinzessin – wie wär’s also jetzt mit ein bißchen Zärtlichkeit?«
Helena lächelte. Dieses Lächeln allein rechtfertigte ihre vorige Prahlerei und weckte in mir ein ganz unbändiges Wohlgefühl. Als sie dann noch anfing, mich im Nacken zu kraulen, war es um mich geschehen. »Wenn du mich derart herausforderst, Marcus, dann mußt du auch die Folgen tragen …«
»Du bist ein schreckliches Weib«, stöhnte ich und senkte den Kopf in einem halbherzigen Versuch, ihren kitzelnden Fingern auszuweichen. »Du machst mir Hoffnungen. Aber Hoffnung ist viel zu gefährlich für einen wie mich.«
»Die Gefahr ist doch dein natürliches Element«, erwiderte sie.
Ihr Kleid war an der Schulter etwas verrutscht und klaffte zwischen den Spangen auf; ich erweiterte die Öffnung noch ein bißchen mehr und küßte die warme, zarte
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