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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Brot, Käse und kaltem Braten zu ihm. Jetzt versorgte ihn also die Rothaarige mit seinem täglichen Imbiß – auch wenn sie es vermutlich nicht tat, um ihn von teuren Lokalen fernzuhalten, sondern einfach, weil Papa an diese Routine gewöhnt war.
    Mir widerstrebte es heftig, in seine Lebensgewohnheiten hineingezogen zu werden, aber Helena hatte mich unverköstigt losgeschickt, und ich war hungrig wie ein Wolf. Also nahm ich sein Angebot an. »Danke«, sagte ich, als ich aufgegessen hatte. »Mit Mutters Kochkünsten kann sie’s aber nicht aufnehmen. Das wird Mama freuen.«
    Papa seufzte. »Reizend und charmant wie immer.«
    Um die Wahrheit zu sagen: Er lebte fürstlich! Als ich die kalten Nierchen in Speckscheiben und den Mostkuchen in pikanter Tunke verputzt hatte, war mein Vater wieder so weit auf dem Damm, daß er meinte: »Die rote Bete kannst du mir übriglassen.«
    Das erinnerte mich an früher. Rote Bete hatte er immer schon für sein Leben gern gegessen. »Hier, nimm sie … Dein Speck hat mich zwar halbwegs satt gemacht, aber jetzt könnte ich was zum Runterspülen vertragen.«
    »Oben«, sagte Papa. »Du wirst es dir selbst holen müssen.«
    Ich stapfte hinauf ins Büro. Hier fand sich keine Spur der Schläger, also hatte Papas Eingreifen sie wenigstens von seinem Allerheiligsten ferngehalten. Bestimmt hatten die Kerle es eigentlich auf seinen Tresor abgesehen. Besorgt dachte ich über die Möglichkeit nach, daß sie wiederkommen könnten.
    Ich suchte immer noch nach einem Weinkrug, als mir Geminus doch nachgeschlurft kam. Er erwischte mich in bewundernder Pose vor dem Lockvogelangebot der Woche.
    Es war eine jener Tonvasen, die er so liebte, mit einer Glasur in warmem Bernsteingelb, von dem sich die Reliefs in dunkleren Erdfarben abhoben. Mein Vater hatte sie sehr wirkungsvoll auf eine eher schlichte Plinthe gestellt. Ich vermutete in der Vase, die nach einem wirklich antiken Stück aussah, eine ionische Arbeit, wenngleich ich ähnliches auch schon in Etrurien gesehen hatte. Auf jeden Fall war sie bildschön, hatte einen zierlich geriffelten Fuß und Blumendekor am Sockel, über dem sich der bauchige Körper mit der szenischen Malerei wölbte. Dargestellt war die Szene, in der Herkules den gefangenen Cerberus zum König Eurystheus bringt, der beim Anblick des Höllenhundes vor lauter Schreck in einen großen schwarzen Zuber springt. Die Figuren waren überaus lebendig gestaltet: zum einen Herkules mit seinem Löwenfell und der Keule, dann Cerberus mit seinen durch farbliche Abstufung betonten drei gräßlichen Häuptern, der mich im übrigen – abgesehen von den ihn begleitenden, züngelnden Schlangen – unangenehm an Junias Hund Ajax erinnerte. Die Vase war wirklich ein Gedicht, und ich fragte mich, warum mich trotzdem etwas an ihr störte.
    Inzwischen war Geminus eingetreten und kommentierte mein Stirnrunzeln mit einem trockenen: »Falsche Henkel!«
    »Ja, natürlich!« Das älteste Kapitel aus dem Lehrbuch der Fälschungen. »Ich wußte doch, daß irgendwas nicht stimmt. Braucht dein Restaurator Nachhilfeunterricht in Kunstgeschichte?«
    »Der Mann hat seine Qualitäten!« Der zurückhaltende Ton gebot mir, das Thema nicht weiter zu verfolgen. Ich hatte mich ohnehin schon zu weit auf das Gebiet profaner Mysterien vorgewagt.
    Natürlich konnte ich im stillen ungehindert weiterspekulieren. Mitunter werden einem Auktionator Antiquitäten mit windiger Expertise oder vagen Ursprungs angeboten, was es ratsam erscheinen läßt, das Stück ein wenig zu bearbeiten, bevor man es dem interessierten Publikum präsentiert; sei es, daß man ein Bronzepalmetto in ein Akanthusblatt umwandelt, den Kopf einer Statue auswechselt oder einem silbernen Tripus statt der ursprünglichen Löwenklauen Satyrfüße verpaßt. Ich wußte, daß so was Usus war, und ich kannte auch einige der geschickten Restauratoren, die solche Täuschungsmanöver ausführten. Ja, ich hatte sogar selbst schon frustriert die eine oder andere Versteigerung miterlebt, auf der man solche Manipulationen argwöhnte, aber leider nicht nachweisen konnte.
    Für einen Privatermittler gehört es zum Beruf, über die Gepflogenheiten auf dem laufenden zu sein – und für mich, der ich mich nebenbei auf die Wiederbeschaffung gestohlener Kunstwerke spezialisiert hatte, natürlich ganz besonders. Bezahlt machte sich dieser Nebenerwerb allerdings nicht. Sammler sind immer und überall auf ein Schnäppchen aus, auch wenn es sich um ganz reguläre Dienstleistungen

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