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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nüchtern.«
    »Klingt ja richtig prüde.«
    »Das hat mit prüde nichts zu tun. Ich hänge einfach am Leben.« Ich beugte mich vor und hielt Papa, der eben den Becher an die Lippen setzen wollte, am Handgelenk fest. »Und jetzt wirst du mir erzählen, worum es geht.«
    »Es wird dir nicht gefallen!« versicherte er behäbig.
    »Das laß nur meine Sorge sein. Sprich dich ruhig aus!«
    »Ich hätte dich da nie mit reinziehen dürfen.«
    »Da sind wir uns ausnahmsweise mal einig. Du hättest dich lieber beherrschen sollen, als diese Mistkerle die Äpfel deiner Hesperiden mit ihren Stiefeln bearbeiteten …« Mein Temperament ging (wieder mal) mit mir durch. »Wo ist der Haken, Papa?«
    Endlich gestand er mir die Wahrheit, doch selbst jetzt mußte ich die Einzelheiten noch so mühsam aus ihm rausquetschen wie Oliven aus einer verstopften Presse.
    »Die Sache ist folgendermaßen: In der Welt der schönen Künste braucht, wie du weißt, alles seine Zeit, und wenn jemand ein bedeutendes Werk bestellt, erwartet der Kunde von uns keine prompte Lieferung, weshalb es sich eingebürgert hat, Probleme einfach auszusitzen.«
    »Ach, und wann hat dieser spezielle Aussitzmarathon begonnen?«
    »Vor ungefähr zwei Jahren. Da bekam ich eine erste Mahnung, hab die Leute aber zunächst vertröstet und ihnen gesagt, daß ich nicht zuständig wäre. Doch die haben mir nicht geglaubt, und dieses Jahr ist’s ihnen wohl wieder eingefallen. Also sind sie wiedergekommen, um Nachforschungen anzustellen – und zwar diesmal nachdrückliche.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Du meinst, den Leuten ist aufgegangen, daß sie gutes Geld verlieren? Womit auch immer«, ergänzte ich obenhin, obwohl ich es bereits ahnte.
    »Genau. Sie wurden aggressiv, also hab ich meinen Speer losgeschleudert.«
    »Bildlich gesprochen?«
    »Ich hab ihnen gesagt, sie sollen abhauen.«
    »Mit markigen Worten?«
    »Möglich, daß sie’s so aufgefaßt haben.«
    »Beim Jupiter! Und weiter?«
    »Eine Weile hatte ich Ruhe. Aber dann wurden meine Versteigerungen gesprengt. Und letzte Nacht haben sie das Warenlager überfallen – und mich natürlich.«
    »Du hast letzte Nacht womöglich noch Glück gehabt. Laß dir mal die Leber des toten Schafs deuten, Papa. Wenn diese Leute nicht bald kriegen, was sie verlangen, kommt am Ende wirklich noch jemand zu Schaden. Apropos: Wenn ich dich vorhin richtig verstanden habe, geht der Schlägertrupp als nächstes vielleicht auf mich los?«
    »Ach, du bist doch ein zäher Bursche!«
    »Aber kein Halbgott! Und außerdem hab ich keine Lust, dauernd vor bulligen Kerlen mit nägelgespickten Knüppeln auf der Hut zu sein, die auf den Straßen Köderhatz betreiben.«
    »Keine Sorge, die wollen auch kein Blutvergießen.«
    »Danke für den Trost, aber den gibst du am besten gleich an deine eingetretenen Rippen weiter! Mich überzeugt das nicht. In der Caupona Flora wurde ein Soldat getötet, der vielleicht aus Versehen deinen Gegnern in die Quere gekommen ist. Das macht mir Sorgen …«
    »Und mir erst!« rief mein Vater aufgebracht. »Wenn du recht hast mit deinen Vermutungen, hätte Censorinus nicht zu sterben brauchen!«
    »Ich möchte nicht, daß nächste Woche die Leute bei einer Leichenfeier am Scheiterhaufen stehen und von mir dasselbe sagen. Und darum wirst du mir gleich ein paar Namen nennen, Vater – aber zuvor habe ich noch eine äußerst wichtige Frage!« Sein schmerzerfüllter Blick stempelte mich zum gefühllosen Rohling. Ich zwang mich, meinen Ton zu mäßigen. »Sag mir nur das eine: Hat dein Problem irgendwas mit Festus und seinem verschwundenen Phidias zu tun?«
    Mein Vater zauberte einen Ausdruck staunender Bewunderung aus seinem reichhaltigen Repertoire. »Na sowas! Wie bist du nur darauf gekommen?«
    Ich schloß die Augen. »Schluß mit dem Theater, ja? Jetzt pack gefälligst aus!«
    Papa fügte sich endlich. »Es ist ganz einfach. Die Leute, die mit dir reden wollen, sind ein Paar namens Cassius Carus und Ummidia Servia. Kein Paar im landläufig ordinären Sinne, aber beruflich halten sie sich für ein einflußreiches Gespann. Sie bewohnen ein sehr schönes Haus, gleich hinter der Via Flaminia, eine schmucke Villa mit eigener Kunstgalerie. Die Herrschaften sammeln Statuen, und ihnen hatte Festus seinen Poseidon zugedacht.«
    Ich stöhnte. »Wie fest zugedacht?«
    »So fest es nur irgend geht.«
    »Und dieses einflußreiche Gespann läßt sich nicht gern übers Ohr hauen?«
    »Ganz recht. Schon deshalb nicht, weil sie

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