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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Wenn ich erst mal mit diesen Schlägern und Auktionsstörern abgerechnet habe, werde ich noch auf ganz andere Abrechnungen aus sein. Darauf kannst du dich jetzt schon gefaßt machen!«
    »Hast du denn gar keinen Respekt vor dem Alter?« jammerte Geminus. »Keine Ehrfurcht vor deinem Vater, dem du dein Leben verdankst?«
    »Quatsch!« sagte ich laut und vernehmlich.
    Schwer atmend standen wir uns gegenüber. Es war eine seltsam unwirkliche Situation. Einst hatte ich geschworen, nie wieder ein Wort mit meinem Vater zu sprechen, und jetzt saß ich hier in seinem Büro, wo neugierige ägyptische Götter mir von windigen, rot und gelb lackierten Möbelstücken herab über die Schulter linsten, und ließ mir von Papa seine herkulischen Probleme aufladen.
    »Hör zu, haben die Legionäre den Überfall auf dein Warenlager arrangiert?«
    »Nein«, sagte Papa, und es klang recht bestimmt.
    »Also hat dieser Anschlag nichts mit Censorinus’ Ermordung zu tun?«
    »Soweit ich weiß, nein. Was ist nun? Wirst du mir helfen?«
    Ich stieß einen Fluch aus, den ich mich nicht mal zu unterdrücken bemühte. Wenn ich nur meinen Schwur von damals gehalten hätte, dann wäre ich nie in diese Geschichte reingeraten. Und wenn ich klug war, dann würde ich auf der Stelle verschwinden.
    Doch ich konnte nicht anders. »Wenn du in der Klemme steckst, werde ich dir selbstverständlich helfen.«
    »Bist doch ein guter Junge!« Geminus grinste selbstgefällig.
    Ich hielt mich zurück. »Jedenfalls bin ich ein guter Detektiv«, entgegnete ich kühl. »Und für den Fall hier brauchst du einen Profi.«
    »Dann übernimmst du ihn also?«
    »Ja, ich übernehme den Auftrag, aber solange ich mich außerdem noch von der Mordanklage reinwaschen muß, habe ich begreiflicherweise nicht viel Zeit, mich mit Auktionsschwindel zu befassen.« Seinem Gesicht nach zu urteilen, wußte er, was jetzt kam. »Wenn ich mir dir zuliebe kostbare Stunden von den Ermittlungen in eigener Sache abknapse, mußt du dafür den Spitzensatz zahlen.«
    Mein Vater lehnte sich zurück und starrte ungläubig zur Decke hinauf. »Er ist nicht mein Fleisch und Blut!«
    Zu unser beider Pech war ich’s aber zu hundert Prozent. »Wenn’s dir nicht paßt«, spottete ich, »bleibt dir ja immer noch die väterliche Patentlösung. Nur zu – enterbe mich!«
    Sein Schweigen schien mir verdächtig. Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, was nach Vaters Tod aus den Erträgen seiner langjährigen Karriere als Auktionator werden würde. Und wie ich ihn kannte, hatte er dafür noch keinerlei Vorkehrungen getroffen. Also würde da eines Tages wieder ein gehöriger Schlamassel auf mich zukommen. Um den jedenfalls noch hinauszuzögern, tat ich im Geiste meine Kindespflicht und wünschte Papa ein langes Leben.
    »Wenn ich recht verstehe, fehlt es dir momentan an Rücklagen?« Er lächelte und war im Nu wieder die Liebenswürdigkeit in Person. Ermattet fuhr er sich mit der Hand durch die ungekämmten grauen Locken und setzte seufzend hinzu: »Sei’s drum – wozu hat man denn einen Vater?« So was hatte ich von dem meinen noch nie gehört! »Also gut, wenn das so üblich ist, engagiere ich dich offiziell. Wie sind denn nun die Honorarsätze, von denen soviel die Rede ist?« Ich rechnete flugs nach, verdreifachte die Summe im Kopf und nannte ihm den Betrag. (Schließlich war er ja so versessen auf meine Heirat.) Papa pfiff empört durch die Zähne. »Kein Wunder, daß du nie Klienten findest – bei den unmöglichen Preisen!«
    »Meine Sätze sind nicht schlimmer als die Prozente, die ein Auktionator einstreicht – und ich muß für mein Geld wirklich hart arbeiten, während du bloß möglichst laut rumzublöken brauchst und den Leuten ein X für ein U vormachst. Ein Privatermittler dagegen muß Grips haben, Muskeln und Geschäftssinn.«
    »Nicht zu vergessen eine gehörige Portion Frechheit«, grummelte Geminus.
    »Damit wären wir also handelseinig«, stellte ich fest.
    Zwar hatte er mir noch immer nicht gesagt, um was für einen Fall es hier eigentlich ging, aber das störte mich nicht weiter, denn ich war an zugeknöpfte Klienten gewöhnt. Die Befragung des potentiellen Kunden ist für mich bei jedem Auftrag der erste Schritt und in der Regel auch der kniffligste. Verglichen damit, ist die Vernehmung einfacher Schurken, Betrüger oder Schläger ein Kinderspiel.
    Papa goß sich noch einen Becher Wein ein. »Wollen wir darauf trinken?«
    »Danke, aber wenn ich arbeite, bleib ich lieber

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