positiv verliebt (German Edition)
lachen möchte.
„Ich konnte jedenfalls mein Glück kaum fassen, dass er sich für mich interessiert und am Anfang haben wir auch Kondome benutzt.“
Das Zuhören fällt mir schwer, denn ich will die Bilder nicht in meinem Kopf haben, will nicht sehen, wie Fabian und dieser Kerl und …
„Ich war verliebt bis über beide Ohren und irgendwann schlug ich vor, dass wir doch ohne könnten, weil … also ich dachte, wenn man sich treu ist und so eine richtige Beziehung hat…“
Tränen rinnen über seine Wangen. Energisch wischt er sie weg und lacht bitter auf.
„Ich war so stolz, einen richtigen Freund zu haben, bis irgendein Typ mich ansprach und meinte, dass er das voll gut von mir finden würde, wie ich mit Till umgehe. Ich habe gar nicht gewusst, was er meinte, und er schien nicht zu merken, dass ich keine Ahnung habe. Er hat sich indirekt bei mir entschuldigt, dass er Till damals unabsichtlich angesteckt hat, denn er wusste schließlich nicht, dass er positiv ist und Till hätte ja nun auch Gewissheit und… Ich kann mich an den Rest nicht mehr erinnern, war wie betäubt. Es sind nur noch Gedankenfetzen vorhanden, der Gang zum Arzt, das Warten auf das Ergebnis, Till, der einfach nicht darüber reden wollte … und dann die Gewissheit und der Schock und die Panik…“
„Habt ihr … also hast du ihn gefragt, warum er das getan hat?“
Fabian sieht mich traurig an und schüttelt den Kopf. „Nach der Sache im Club, du weißt schon… als ich auf ihn losgegangen bin, habe ich ihn nicht wiedergesehen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich bisher auch keine Kraft, mich mit ihm auseinanderzusetzen.“
„Okay, das … kann ich verstehen.“
„Wirklich?“, fragt er ironisch. „Seit zwei Jahren kämpfe ich darum, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Am Anfang wollte ich einfach nur sterben. Ich hatte sogar gehofft, dass es irgendwie ganz schnell gehen würde, denn ich wusste eigentlich gar nichts über HIV und Aids, außer, dass man früher oder später daran stirbt. Ich habe mir meinen Tod in grausigen Farben ausgemalt, dachte, jeder würde sehen, dass ich es habe. Ich wollte niemanden sehen, habe mich vollkommen isoliert. Aber verdammt noch mal, ich lag in meinem Bett und der Tod kam nicht. Jedenfalls nicht von allein und mich selbst umzubringen …“ Fabian sieht mich mit großen Augen an. „Dafür hatte ich nicht genug Mut.“
„Ich finde es weniger mutig sich umzubringen, als leben zu wollen“, wende ich ein und ernte ein neuerliches Lächeln dafür. Es zieht direkt in mein Herz ein und macht es sich dort bequem.
„Irgendwann stand ich vor dem Spiegel und dachte: Da ist etwas in dir, das dich zerstören will, und ich hatte ein grünes schleimiges Monster vor Augen, das sich durch meinen Körper frisst. Aber wenn es mich tötet, kann es auch nicht überleben. Es ist von mir abhängig… Sein Leben ist an meines gekoppelt und auf einmal konnte ich diese Kraft in mir spüren. Ich kann es nicht wirklich erklären, aber diese Erkenntnis hat mich motiviert… mich stark gemacht. Das klingt bestimmt ziemlich bescheuert, oder?“
„Nein“, sage ich hastig und lege meine Hand für einen Augenblick auf seine Schulter. „Ich finde, das klingt großartig und mutig.“
„Aber heute... Es ist, als wenn ich gerade eben die Diagnose bekommen hätte, als wenn ich noch einmal von vorn mit dem Kämpfen beginnen müsste… und ich weiß nicht, ob ich dafür stark genug bin.“
„Das bist du, da bin ich mir ganz sicher. Aber wenn du magst …“ Kühn sehe ich ihn an, wage es sogar, ein Stück näher zu rücken. „Wenn du magst, dann ist hier eine Schulter, an die du dich anlehnen kannst. Vielleicht nur für heute, aber gern auch öfter und in einem fröhlicheren Zusammenhang.“
Ich schlucke heftig, bin mir nicht sicher, ob Fabian das Angebot annimmt, ob er versteht, was ich ihm damit sagen möchte.
„Ich habe auch richtige Filme“, wispert er und löst sich aus seiner verkrampften Haltung.
„Dann leg einen ein!“
Fabian springt von der Couch, öffnet die Hülle einer DVD und schiebt die silberne Scheibe in den Player. Er drückt auf die Fernbedienung des Fernsehers und bleibt dann unsicher vor dem Sofa stehen.
Ich suche mir eine bequeme Position und strecke die Arme nach ihm aus. Zögerlich folgt er, setzt sich neben mich und lehnt sich steif gegen meine Schulter.
„Kannst du so sitzen?“, frage ich grinsend.
„Nein“, brummt er und sieht mich an.
„Dann komm näher und mach es dir
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