positiv verliebt (German Edition)
Kissen fallen, bedecke das Gesicht mit meinen Händen und versuche, die aufgescheuchten Hormone unter Kontrolle zu bekommen. Wieso bloß bin ich nicht nach Hause gefahren?
Aus der Küche dringt der Geruch von Kaffee zu mir und treibt mich aus dem Bett. Ich gehe schnell ins Bad, betrachte mich verschlafen im Spiegel. Meine Haare müssten mal wieder geschnitten werden. Ich mag es nicht, wenn sie die Chance haben, sich zu kringeln. Dann sehe ich immer wie ein aufgeplatztes Kissen aus. Mit den Fingern versuche ich, sie einigermaßen in Form zu bringen, und verziehe den Mund zu einem spöttischen Grinsen, denn es gelingt mir nicht besonders gut. Dass ich nicht genügend Schlaf hatte, ist mir deutlich anzusehen. Das wird auch nicht viel besser, nachdem ich mir eine ordentliche Ladung kalten Wassers ins Gesicht geschaufelt habe.
Schon im Flur höre ich Fabian fröhlich pfeifen. Als ich die Küche betrete, bleibt mein Herz beinahe stehen. Er hat den kleinen Tisch unter dem Dachfenster gedeckt. Es sieht beinahe so aus, als wenn es genau so immer sein müsste. Zwei Brettchen, zwei Tassen und eben alles, was man zum Frühstücken braucht. Fabian steht mit dem Rücken zu mir, pfeift noch immer irgendeine Melodie und scheint auf die fertigen Toastbrote zu warten. Es riecht so gut, dass mein Magen tatsächlich zu knurren beginnt. Anscheinend sogar so laut, dass sich Fabian umdreht und mich dermaßen anstrahlt, dass selbst die Sonne gegen ihn keine Chance hat. Wenn ich nicht schon so sehr in ihn verliebt wäre, spätestens jetzt wäre es wohl geschehen.
„Frühstück ist gleich fertig.“ Er deutet auf den Tisch und dann auf einen der Stühle. „Setz dich hin. Brauchst du Milch oder Zucker für deinen Kaffee?“
„Ähm, nein …also nichts von beidem“, erwidere ich und setze mich. Seine Fröhlichkeit verwirrt mich, denn sie pflanzt Hoffnung in mein Herz.
„Na dann… ich hoffe, die Bezahlung ist angemessen.“
„Mehr als das.“ Bedeutungsvoll suche ich seinen Blick. Ein Lächeln huscht über seine Lippen und die Wangen verfärben sich eine Spur dunkler. Mein ganzer Körper steht unter Strom und so fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren. Fabian redet und ich höre die Worte, aber ich verstehe deren Bedeutung nicht. Ich kann nur auf seinen Mund starren, seine Mimik beobachten, sehen, wie er in sein Toast beißt, wie er die Kaffeetasse zum Mund führt … wie er lacht und sich seine Lippen bewegen. Ich starre ihn an wie ein verliebter Idiot und kann nichts dagegen machen. Noch schlimmer wird es, als ein wenig von der Erdbeermarmelade an seinem Mundwinkel hängenbleibt.
„Habe ich… ist irgendwas nicht in Ordnung? Du starrst mich die ganze Zeit so merkwürdig an“, reißt mich Fabian nun doch aus meinen Gedanken. Ich spüre die Hitze in meinem Gesicht, versuche, mich zu konzentrieren und ein Lächeln zustande zu bringen.
„Du hast da was.“ Ich deute mit dem Finger unbestimmt in sein Gesicht. Die Situation kommt mir bekannt vor, auch die Reaktion von Fabian, der sich mit der Hand über sein Gesicht fährt, aber zum Glück die Stelle nicht trifft. Ich grinse breit und er sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Ist das die Revanche vom letzten Mal in der Kneipe?“
Er bringt mich auf eine verwegene Idee. Noch ehe ich darüber nachdenken kann, noch ehe ich die Chance habe, mich zu fragen, wie die Folgen aussehen könnten, erhebe ich mich ein Stück von meinem Stuhl, beuge mich über den Tisch und fasse mit einer Hand unter sein Kinn. Zuerst weicht Fabian zurück, aber ich lasse es nicht zu, komme mit meinem Gesicht näher und mache das, wonach mir schon so lange der Sinn steht. Ich küsse ihn. Ganz sanft gleiten meine Lippen über seine, sucht meine Zunge nach dem Tropfen Erdbeermarmelade, um sie wegzulecken. Fabian wimmert, hält aber ganz still. Ich öffne meine Augen einen kleinen Spalt breit und stelle beruhigend fest, dass seine geschlossen sind. Soll ich mich zurückziehen? Ich kann nicht! Will mehr von seinem Mund fühlen und spiele vorsichtig mit seinen Lippen. Zögerlich lässt er sich auf den Kuss ein, erwidert die Berührungen. Unsere Zungen beteiligen sich nicht an diesem Spiel, aber es ist deshalb nicht weniger erregend, nicht weniger bedeutend.
Stockend lösen wir uns voneinander, sehen uns an. Seine Augen sind nahezu schwarz, die Pupillen so groß. Ich kann die Unsicherheit deutlich darin sehen und versuche zu lächeln.
„Das war …“
„… wunderschön“, vollende ich seinen
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