positiv verliebt (German Edition)
nichts, nickt nur und scheint intensiv mit seinem Essen beschäftigt zu sein.
Jetzt oder nie feuere ich mich an und beginne zu erzählen, was gestern passiert ist. Einige Male verhaspele ich mich, komme ins Stocken, zögere… traue mich nicht, meine Hoffnungen auszusprechen, tue es dann doch und komme mir ungeschickt dabei vor. Am Ende schweigen wir beide und ich weiß nicht, ob ich mich wirklich erleichtert fühle.
„Du und Fabian…“, ist seine erste Reaktion auf meinen minutenlangen Monolog.
„Ja, sieht irgendwie so aus“, nuschle ich unsicher und beiße zum ersten Mal in mein Baguette.
„Wer hätte das gedacht.“
„Kannst du vielleicht mehr dazu sagen?“, bettle ich und ein ungutes Gefühl steigt in mir auf.
„Was willst du denn hören? Soll ich zur Feier des Tages eine Flasche Champagner bestellen?“
„Na ja, vielleicht musst du dich ja nicht gleich so überschwänglich freuen.“
Das Schweigen zwischen uns ist lauter, als ein Rockkonzert jemals sein könnte. Es macht mir Angst.
„Es ist doch das, was du immer wolltest. Eine Chance bei dem Kerl und nun hast du sie. Aber erwartest du wirklich, dass ich mich für dich freue? Dieser ganze Liebesmist geht mir ohnehin am Arsch vorbei, aber das, was du dir antust …Tut mir leid, dass ich nicht in Jubelgesänge ausbreche, wenn mein bester Freund mit offenen Augen ins Unglück rennt.“
Ich kneife die Lippen fest zusammen, fühle diesen unendlichen Schmerz in meinem Innern und die Hilflosigkeit, weil mir die Worte fehlen, mit denen ich ihn genauso heftig verletzen kann.
„Es ist Aids, nicht irgendein Schnupfen, mit dem du da spielst.“
„Er hat kein Aids, er ist lediglich HIV positiv“, brumme ich.
„Oh, wow, du kennst den Unterschied, das macht dich sicherlich zu einem Experten.“
„Ach, aber du bist ein Experte?“
„Ich bin ein Experte darin, was dich betrifft. Ich kenne dich und deine verträumte Art. Ich weiß, was du dir wünschst, wie dein perfektes Leben auszusehen hat… Ich kenne dich, Jakob, und ich weiß, dass diese Beziehung nichts für dich ist, denn sie wird dir deine Wünsche niemals erfüllen.“
„Was meinst du damit?“, quietsche ich und spüre den Druck hinter meinen Augen. Ich kämpfe gegen das ohnmächtige Gefühl, unterdrücke die Tränen, die nichts in meinem Gesicht zu suchen haben. Ich werde ganz bestimmt nicht heulen.
Daniel legt einen Arm um meine Schulter und beugt sich näher zu mir.
„Was ich damit meine? Du bist doch derjenige, der von einer perfekten Liebe träumt. Einer Beziehung, die so fest und sicher ist, dass Gummis keine Rolle mehr spielen. Du bist doch derjenige, der behauptet, es gäbe nichts Sinnlicheres, nichts Vertrauensvolleres als Sex ohne Gummi. Und ausgerechnet du verbaust dir diesen Traum selbst?“
Ich schlucke schwer, möchte mich von ihm losreißen und flüchte mich doch in seine Arme.
„Scheiße…“, murmle ich gegen seine Schulter. Mein Herz wummert laut in meiner Brust und der Knoten in meinem Magen hat sich in einen Stein verwandelt… Ein Stein mit spitzen Ecken und Kanten, die sich durch meine Eingeweide bohren.
„Aber ich… will ihn so sehr.“
„Das weiß ich und deshalb…“ Daniel schiebt mich ein Stück von sich weg und nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Deshalb wirst du es auch versuchen. Du wirst kämpfen und gucken, wohin es euch führt, und ich… ich werde da sein, wann immer du mich brauchst.“
„Wirklich? Deine Rede klang eben ganz anders.“
„Nein, sie klang genau so, wie ich es gemeint habe. Ich glaube nicht, dass Fabian der Richtige für dich ist, aber ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen, solange du … bitte, bitte immer vorsichtig bist.“
„Vermutlich lässt er mich eh nicht ran“, brumme ich frustriert und ernte dafür eine Kopfnuss.
„Wer kann dir schon widerstehen, aber hier wirst du wohl ein wenig mehr als deinen Körper anbieten müssen.“
„Immerhin hat er sich schon mal auf die Schulter eingelassen.“
„Immerhin … Schulter ist auch schon ganz nah am eigentlichen Ziel“, prustet Daniel und ich stimme nach kurzer Zeit mit ein. Der Stein zerfällt allmählich zu Staub, denn Daniel sitzt noch immer hier, gibt mir trotz der harten Worte Zuversicht.
„Eine Ausstellung soll es also morgen sein? Bei der Aids-Hilfe?“ Seine Stimme klingt nicht besonders begeistert.
Ich habe Hunger, ziehe meinen Teller ein Stück näher und beiße genüsslich in mein Baguette.
„Hm…“, bringe ich mit vollem Mund
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