positiv verliebt (German Edition)
dabei, die meine Mutter gern ersteigern würde. Hierfür ist allerdings noch ein wenig Vorarbeit zu leisten.
Doch mein Kopf ist vollkommen ausgefüllt mit Fabian, mit rosa Zuckerwatte und mit schrecklich kitschigen Bildern von einem Leben zu zweit. Dabei… es gibt bis jetzt nur diesen kleinen Hoffnungsschimmer! Keine Versprechen, kein Gerede von ewiger Liebe oder auch nur Zuneigung. Vermutlich bin ich mit meinen Gedanken schon mindestens zehn Kilometer voraus und kann gar nicht erkennen, ob Fabian überhaupt den gleichen Weg einschlagen will. Ich muss etwas tun … mit jemandem darüber reden. Der Einzige, der dafür in Frage kommt, ist Daniel. Aber ich weiß, dass er im Grunde nicht der Richtige ist. Er ist nur eben derjenige, dem ich bedingungslos alles erzählen würde, und gerade jetzt will ich … Es gibt niemanden sonst und ich will auch gar keinen anderen.
Diese Gewissheit lässt mich zum Telefon greifen. Nervös spiele ich mit dem Kugelschreiber in meiner Hand herum, lasse die Mine immer wieder hervorschnellen. Das klickende Geräusch beruhigt mich nicht, aber es lenkt mich ab.
„Jakob, mein Freund“, dringt seine Stimme in mein Ohr.
„Daniel, mein Freund“, erwidere ich grinsend. Es ist so etwas wie ein Ritual… zugegeben, ein albernes Ritual, aber es nimmt mir die Nervosität.
„Was kann ich um diese Uhrzeit für dich tun?“, fragt er glucksend.
„Um diese Uhrzeit noch nichts, aber hast du Zeit für ein Mittagessen im Bistro?“
„Mit dir doch immer! Gibt es einen bestimmten Grund für ein spontanes Essen oder hast du einfach nur Sehnsucht?“
„Die Sehnsucht treibt mich natürlich und…“
„Oh…“ Ich kann spüren, wie er am anderen Ende hellhörig wird.
„Ich würde dir gern was Wichtiges erzählen“, bekenne ich leise.
„Klingt, als wenn es sehr wichtig wäre“, erwidert er nachdenklich. Daniel kennt mich eben viel zu gut, kann aus dem Tonfall meiner Stimme mehr Schlüsse ziehen, als ich es mit Worten sagen könnte.
„Willst du gleich etwas sagen?“
„Nein… ich… habe eigentlich gar keine Zeit, aber wenn das mit dem Mittag klappen könnte, wäre es super.“
Eine Weile ist es am anderen Ende verdächtig still, nur Daniels Atmung ist laut zu hören.
„Okay, dann bis zum Mittag. Da bin ich aber sehr gespannt.“
Als wir auflegen, bin ich erleichtert und kann mich sogar besser auf die Arbeit konzentrieren. Trotzdem gleiten meine Gedanken immer wieder weg, tauchen Bilder von Fabian auf, seine Augen, sein Mund … die Wärme, als er in meinen Armen eingeschlafen ist. Es ist, als wäre ich mit vollem Anlauf gegen eine Betonwand gerannt, aber anstatt abzuprallen habe ich sie durchbrochen. Nur leider kann ich nicht erkennen, was sich dahinter befindet und hänge irgendwie in der Luft, schwebe und spüre doch den Abgrund unter mir.
Es ist ein bisschen wie Hölle und Himmel gleichzeitig, wie Zitronenkuchen mit zu viel Zitrone oder wie Pizza, die viel zu heiß zum Essen ist und man aber trotzdem hineinbeißt, weil der Duft so verführerisch ist.
Unter großen Kraftanstrengungen schaffe ich die Zeit bis zum Mittag, auch wenn ich mir ganz fest vornehme, nachher alles noch einmal zu kontrollieren. Ich habe kein Vertrauen in meine Konzentrationsfähigkeit.
Daniel ist schon da, winkt mir von weitem zu und zieht mich auch gleich zur Begrüßung in seine Arme. Den obligatorischen Kuss lässt er sich ebenfalls nicht nehmen. Er ist eine echte Rampensau, provoziert gern in der Öffentlichkeit und hat kein Problem, sich mit den Leuten anzulegen. Doch hier reagiert niemand auf unsere stürmische Umarmung.
Wir bestellen unser Essen und verziehen uns an einen der hinteren Tische. Leider ist das Wetter so schlecht, dass wir nicht draußen sitzen können. Schon wieder blitzen Bilder von Fabian auf, wie er gestern in der Sonne gesessen hat… Ist das wirklich erst 24 Stunden her?
„Also, erzähl dem lieben Onkel Daniel mal, was passiert ist.“ Herzhaft beißt er in sein Baguette und grinst mich breit an.
„Ich weiß nicht so genau, ob der liebe Onkel Daniel das auch wirklich so gut findet“, weiche ich aus und spüre, wie sich mein Magen zu einem festen Knoten zusammenzieht. Ich habe das Gefühl, dass nicht viel von dem Baguette dort landen wird.
„Hm“, brummt Daniel und kaut nachdenklich. „Es geht um das altbekannte Thema, oder?“
Ich nicke und atme tief durch.
„Ich habe Fabian getroffen…“, fange ich leise an und warte auf eine Reaktion von Daniel, aber er sagt
Weitere Kostenlose Bücher