positiv verliebt (German Edition)
zu übersehen. Trotzdem, die Sehnsucht nagt an mir ebenso heftig wie die Ungewissheit. Im Botanischen Garten war ich mir sicher, dass er mich endlich ein Stück an sich heranlassen würde, aber nun überwiegen doch eher wieder die Zweifel. Ich würde ihn so gern sehen und einfach nur bei ihm sein und ein bisschen quatschen.
Deshalb habe ich mir heute vorgenommen, mich nicht abwimmeln zu lassen, und stehe nun mit einer Pizza vor seiner Haustür. Im Wohnzimmer brennt ein schwaches Licht, sodass ich guter Hoffnung bin, dass Fabian zu Hause ist. Trotzdem fühle ich, wie die Aufregung von mir Besitz ergreift. Mein Finger zittert, als ich ihn auf den Klingelknopf lege. Instinktiv halte ich die Luft an und starre nervös auf die Sprechanlage.
„Ja?“, erklingt eine blecherne Stimme. Vor Freude schlage ich mit der Hand gegen die Wand und ein leises Ja! entkommt mir.
„Ich bin‘s, Jakob. Lässt du mich rein?“, bitte ich und lehne mich gegen die Tür in der Hoffnung, dass Fabian auf den Knopf für den Summer drückt.
„Ich… wir waren doch gar nicht verabredet, oder?“
„Ich habe eine Pizza und einen Film dabei und ich habe Sehnsucht“, gebe ich ehrlich zu. In meinem Magen beginnt es, unangenehm zu kribbeln. Er wird mich doch nicht etwa wirklich vor der Tür stehen lassen?
Doch noch ehe sich der Gedanke wirklich festsetzen kann, springt die Tür mit einem krächzenden Geräusch auf und ich stoße einen leisen Dank aus. Auf dem Weg nach oben spüre ich nicht nur, wie ich immer nervöser, sondern auch ein wenig wütend werde. Seine Stimme klang nicht so, als wenn er sich über meinen Besuch freuen würde. Vielleicht hätte ich doch vorher anrufen sollen. Aber dann hätte er mich mit Sicherheit abgewimmelt und ich will nicht abgewimmelt werden. Dann ist es besser, wenn er mir ins Gesicht sagt, dass er kein Interesse hat oder dass er nicht kann, nicht will oder was weiß ich. Aber auf ein ewiges Vertrösten in der Hoffnung, dass es von allein im Sande verläuft, habe ich keinen Bock.
All meine negativen Gedanken lösen sich bei dem Anblick, den er mir bietet, sofort auf. Fabian lehnt am Türrahmen und lächelt mich an. Es ist kein richtiges Lächeln, nicht das, was ich von ihm kenne. Er sieht verdammt müde aus. Müde und kaputt, so als würde er gleich vor mir zusammenbrechen. Eine Heidenangst greift nach meinem Herz.
„Fabian, was ist denn mit dir los?“
„Bin geschafft“, erwidert er, löst sich von der Tür und geht ins Innere der Wohnung. Ich fasse das als Einladung auf, ebenfalls einzutreten. Seufzend schließe ich die Tür hinter mir.
„Ich habe uns etwas zu essen mitgebracht“, rufe ich in die Wohnung.
„Hab keinen Hunger.“
„Hast du denn schon gegessen?“, lasse ich nicht locker.
„Nein, ich mag nichts essen.“
„Okay, dann teile ich die Pizza jetzt für uns auf.“ Ich gehe in die Küche und stelle den Karton auf den Tisch.
„Wo sind die Teller?“
„Hast du mich nicht verstanden?“, brummt er hinter mir und verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich bin müde und ich habe keinen Hunger.“
„Aber du solltest was essen. Wann hast du denn zuletzt etwas zu dir genommen?“
Fabian zuckt mit den Schultern und ich sehe ihn seufzend an. Ich weiß nicht, was ich machen soll, habe keine Ahnung, was im Moment die richtige Reaktion ist, aber noch ehe ich darüber nachdenken kann, trifft mein Herz schon die Entscheidung. Ich nehme Fabian in den Arm und drücke ihn fest an mich. Es dauert keine Sekunde, bis er sich ebenso heftig an mich klammert und sich unsere Lippen finden. Kann man jemanden nach ein paar Tagen wirklich schon so vermissen? Der Kuss bleibt vorsichtig und nach einer Weile legt Fabian seinen Kopf wieder gegen meine Schulter. So sehr ich mich freue, so unwohl fühle ich mich auch. Ich habe keine Ahnung, was mit ihm los ist, und ich weiß nicht, ob ich nachfragen soll, ob ich mit dem, was er eventuell sagen könnte, umgehen kann. Stand nicht in einem dieser vielen Beiträge, die ich gelesen habe, dass es unheimlich wichtig wäre, miteinander zu reden? Nur, wo soll ich anfangen? Und wäre es nicht besser, wenn Fabian reden würde?
Ein Knurren, das eindeutig von Fabian kommt, lenkt mich von meinen Gedanken ab. Grinsend schiebe ich ihn ein Stück von mir.
„Scheint, als wenn es sich dein Magen anders überlegt hätte.“
Unsicher sieht er zwischen mir und der Pizza hin und her, dann nickt er und holt die Teller aus dem Schrank.
„Ich habe auch einen Film mitgebracht.
Weitere Kostenlose Bücher