positiv verliebt (German Edition)
schon oft darüber nachgedacht, wie wir es hinbekommen, wenigstens eine Rennbahn zu installieren. Bisher ist mir allerdings noch nichts eingefallen.
Schweigend beobachten wir eine ganze Weile die beiden, die völlig in ihrem Spiel versunken sind. Ich erinnere mich daran, dass im Büro noch eine Menge Arbeit wartet und will mich schon verabschieden, als mich Mark ein Stück zur Seite zieht.
„Ich weiß, wir kennen uns nicht und ich will dir auch nicht zu nahe treten oder dir das Gefühl geben, ich würde mich in Dinge einmischen, die mich nichts angehen.“
Ich runzle die Stirn und sehe ihn fragend an.
„Oh Mann“, seufzt er und fährt sich verlegen durch die Haare. „Es ist nicht so einfach… das ist dir wahrscheinlich schon aufgefallen.“
„Was meinst du?“, frage ich und spüre, wie mein Herz vor Aufregung heftiger klopft. Mark sieht mich kurz an, dann bleibt sein Blick an Sascha hängen und ein Lächeln umspielt seinen Mund. „Ich liebe diesen Kerl, aber ich kann nicht behaupten, dass es leicht ist. Denn trotz allem ist es immer… es ist einfach immer da. Ich dachte, der wichtigste Fortschritt in unserer Beziehung wäre es, wenn HIV kein Thema mehr ist, wenn wir einfach nicht mehr darüber nachdenken müssen. Aber mittlerweile weiß ich, dass es diesen Punkt niemals geben wird. Nicht nur, weil sich Sascha in diesem Bereich engagiert und wir ständig mit den Geschichten anderer Leute konfrontiert werden.“ Mark grinst mich an und ich presse meine Lippen fest zusammen. Ich habe keine Ahnung, was Fabian ihnen alles erzählt hat.
„Warum erzählst du mir das?“ Ich fühle, wie Unsicherheit durch meinen Körper kriecht.
„Um dir Mut zu machen.“
„Du findest, deine Aussage würde mir Mut machen?“, frage ich verwundert.
„Ja“, erwidert er grinsend. „Versuch gar nicht erst, HIV verdrängen zu wollen, denn es ist ein Teil seines Lebens. Eben denkst du noch, alles ist in Ordnung und im nächsten Moment stoßen sie uns genau aus diesem Grund weg.“
„Kann man das wirklich so verallgemeinern?“
„Vermutlich nicht, aber ich kenne einige Paare, denen es so ergeht. Ich behaupte auch nicht, dass man immer zurückstecken soll, da würde man sich sicherlich selbst vollkommen aufreiben, aber…“ Mark zieht eine kleine Karte aus seiner Hosentasche und gibt sie mir. „Hier ist meine Telefonnummer, wenn du mal mit jemandem reden willst, der dich womöglich besser verstehen kann.“
„Wir kennen uns doch überhaupt nicht.“ Ich drehe das Papier in meinen Händen.
„Das macht es vielleicht leichter. Außerdem habe ich keine Zweifel daran, dass wir uns in Zukunft öfter über den Weg laufen.“ Er zwinkert mir zu und ich nicke gedankenverloren.
„Fabian ist ein wirklich netter Typ und ich denke, du hast seinen Vorsatz, nie wieder irgendeinen Kerl an sich heranzulassen, ziemlich auf den Kopf gestellt.“
„Er hatte so einen Vorsatz?“, frage ich erstaunt.
„Vermutlich hat er sich selbst am meisten dafür gehasst, dass er Till vertraut hat. Ich glaube, er gibt ihm viel weniger die Schuld, als seiner eigenen Leichtgläubigkeit.“
„Los, Onkel Mark, mach auch mit. Hier ist noch ein Zug!“, unterbricht uns Ronja und fordert Marks Aufmerksamkeit.
„Dann macht mal Platz für den weltbesten Zugführer“, prahlt er und zwinkert mir erneut zu. Verwirrt gehe ich in Richtung Büro und wünsche den Dreien noch viel Spaß. Die Karte von Mark stecke ich ein. Ich hoffe auf der einen Seite, dass ich sie niemals brauchen werde, und kann trotzdem so etwas wie Erleichterung fühlen, weil ich weiß, da ist jemand, der mich in dieser Hinsicht besser versteht, als es Daniel jemals könnte.
Obwohl sich meine Gedanken immer wieder um Marks Worte drehen und ich obendrein eine unbändige Sehnsucht nach Fabian verspüre, schaffe ich es nach einiger Zeit doch, mich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Ich schrecke regelrecht auf, als meine Mutter mit einem breiten Grinsen in der Tür steht.
„Willst du heute gar nicht nach Hause?“, fragt sie und deutet auf die Anzeige an der Wand. Es ist bereits nach 18 Uhr. Ungläubig vergleiche ich die Uhrzeit gleich noch mit der Angabe auf meinem Bildschirm und lasse mich stöhnend nach hinten fallen.
„Ach ja… falls du noch länger hier bleiben willst, sollte ich dem jungen Mann, der vor der Tür steht, vielleicht Bescheid geben.“
„Fabian“, flüstere ich aufgeregt und springe von meinem Stuhl auf. Als ich nach vorn gehe, sehe ich ihn vor dem Schaufenster.
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