Post Mortem
sie gearbeitet hatte, würde passe sein. Oder schlimmer noch, es ist möglich, dass De Paine sich zu revanchieren beschloss, indem er ihr und Tanya nachstellte. Vielleicht versuchte sie ihn mit einer Gegendrohung abzuwehren. ›Ich weiß, was du in dem Sommer getan hast - die verschwundenen Mädchen‹ -, und er hat nur gelacht. Sie begriff, dass er ein totaler Psychopath war und man nicht darauf zählen konnte, dass er Vorsicht walten ließ.«
»Ganz schön riskant, die Mädchen ins Spiel zu bringen«, sagte Milo. »Es wäre leichter gewesen, ihn einfach zu erschießen.«
»Aber als De Paine in der Notaufnahme auftauchte, war er nicht allein. Patty hat vielleicht einen hungrigen Speed-freak ausgeschaltet, aber drei offenkundigen Bösewichtern nachzusteigen und sie zu ermorden hätte sie eindeutig überfordert. Eventuell hat sie sich sogar verschiedene Methoden überlegt, wie sie es anstellen könnte. Aber dann wurde sie krank. Als Krankenschwester wusste sie, dass sie nur noch sehr wenig Zeit hatte und vorrangig dafür sorgen musste, Tanyas Zukunft in geordnete Bahnen zu lenken. Sobald sie das erledigt hatte - als von ihrer Kraft so gut wie nichts mehr übrig war -, versuchte sie Tanya zu warnen. Verweigerte sich der Schmerztherapie, um sich an ihr Bewusstsein zu klammern. Sie schaffte es, Tanya zu mir zu schicken, aber ich war nur eine Haltestelle auf dem Weg. Du warst es, auf dessen Einbindung es ihr ankam.«
»Ach, verflixt«, sagte Milo und verzog das Gesicht. »Un mittelbar nachdem man an seine große Sünde erinnert worden ist, todkrank zu werden, könnte von einem frommen Menschen als göttliche Vergeltung angesehen werden. Wie hielt Patty es mit der Religion?«
»Darüber haben wir nie gesprochen«, erwiderte ich. »Aber egal, was für Ansichten sie anfangs hatte - wenn man merkt, dass der Tod im Anmarsch ist, ändert sich alles. Sie hatte so viel zu erledigen und so wenig Zeit dafür, kämpfte darum, sich darüber klarzuwerden, was sie Tanya erzählen sollte.
Egal, wie ihr kognitiver Zustand aussah, ihre Sorgen konnte sie nicht abschütteln, weil sie eine Zwangsneurotikerin war. Nadelstiche in einem nachlassenden Bewusstsein.« Bei dem Bild zuckte er zusammen.
»Während sie versucht, das auszutüfteln«, sagte Petra, »bringt Tanya ihr diese Zeitschriften, in denen sie beim Durchblättern De Paine zusammen mit der Prominenz erblickt. Das hätte man als kosmisches Schicksal betrachten können. Beschließt sie daraufhin, Tanya von der schrecklichen Sache zu erzählen, um sie gleichzeitig zu warnen, ist aber schon zu krank, um alles herauszubekommen?«
»Das mag sein, und sie wollte nicht, dass Tanya sich allein darum kümmert.«
»Sie sät, wir ernten.«
»Reden wir über Brandy und Roxy«, sagte Milo. »Zwei junge Frauen verschwinden aus einem netten Wohnviertel, ohne dass man sie vermisst?«
Petra sagte: »Ich habe bei Starks Vater auf Band gesprochen und bin noch nicht zurückgerufen worden. Stark junior scheint damit recht zu haben, dass keine Vermisstenakte angelegt worden ist. Also, was machen wir jetzt? Setzen wir eine Anzeige in die Zeitung, um nach zwei Stripperinnen zu suchen, die man seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hat? Mädchen in dem Geschäft können ein unruhiges Leben führen. Vielleicht sind sie tatsächlich mitten in der Nacht ausgezogen - auf der Flucht vor Gläubigern. Die Corvette haben sie aus demselben Grund stehen lassen. Was wissen wir denn - vielleicht war der Mann schon unterwegs, der ihn für die Kreditfirma abholen wollte.«
»Vielleicht waren sie keine Stripperinnen«, sagte ich. »Und wurden Mary Whitbreads Mieterinnen, weil es eine berufliche Beziehung gab.«
»Pornoschauspielerinnen.«
»Das würde die unregelmäßigen Arbeitszeiten erklären.«
»Dreharbeiten am Tag«, sagte Milo, »und die Nacht ist die rechte Zeit für den Hostessenservice, der zusätzlich Bares bringt. Da Hollywood gewissermaßen dein Revier ist, kennst du irgendjemanden aus dem Business, Kleine?«
»Hey, das Zeug wird im Valley gemacht«, erwiderte Petra.
»Falls die beiden vor zehn Jahren Filme gemacht haben«, sagte ich, »könnten sie auf einigen Video-Websites verzeichnet sein.«
»Ah«, sagte Milo. »Die Unbilden der Recherche.«
»Ich glaube, ich sollte das besser nicht auf einem Computer des Departments machen«, sagte Petra.
»Seit Fortuno sich in Obhut der Feds befindet, sind hier alle derart neben der Kappe, dass sogar eine berechtigte Porno-Recherche zweifelhaft
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