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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dem traurigen Gebäude an der Cherokee räumte eventuelle Zweifel aus, und ich fragte mich jetzt nach den besonderen Bedingungen dieses Wohnungswechsels.
    Ich saß dort und genoss den Anblick. Niemand kam aus der Villa oder aus einem der stattlichen Nachbargebäude. Abgesehen von einem Paar munterer Eichhörnchen in einer Platane bewegte sich nichts. In LA. bedeutet Luxus, so zu tun, als wäre man allein auf dem Planeten.
    Ich machte einen Anruf bei Pattys Onkologin Tziporah Ganz und hinterließ eine Nachricht bei ihrem Telefonservice.
    Eins der Eichhörnchen huschte hinüber zu dem linken Zitronenbaum, packte sich eine saftige Frucht und zog daran. Bevor es den Diebstahl vollenden konnte, öffnete sich ein Türflügel, und ein kleines, dunkelhaariges Hausmädchen in einer rosafarbenen Uniform kam mit einem Besen in der Hand herausgestürmt. Das kleine Tier schien die Herausforderung anzunehmen, ergriff dann aber doch lieber die Flucht. Das Hausmädchen wandte sich ab, um zurück in die Villa zu gehen, und bemerkte mich.
    Starrte mich an.
    Noch ein unfreundlicher Empfang. Ich fuhr los.
    Die Adresse Nummer drei war eine kurze Fahrt: Fourth Street, in der Nähe der La Jolla. Tanya war wieder zu mir in die Therapie gekommen, unmittelbar nachdem sie von dort nach Culver City umgezogen war.
    Ihre damalige Bleibe entpuppte sich als Zweifamilienhaus im Spanish-Revival-Stil auf einer baumbestandenen Straßemit dazu passenden Gebäuden. Das einzige aus dem Rahmen fallende Merkmal des Hauses, in dem die Bigelows gewohnt hatten, war eine Betonplatte anstelle eines Rasens. Das einzige Fahrzeug in Sicht war ein dunkelroter Austin Mini mit einem Spezialnummernschild, auf dem PLOTGRL stand. Solide Mittelklasse, respektabel, aber eine völlig andere Liga nach der Hudson Avenue. Vielleicht hatte Patty mehr Platz haben wollen, als in einer Villa gemietete Zimmer bereitstellten.
    Meine letzte Station erreichte ich nach einer Fahrt von gut vierzig Minuten durch dichten Verkehr bis zu einem schmuddeligen Stück Culver Boulevard direkt im Westen der Sepulveda und der Überführung des Freeway 405.
    Auf dem Grundstück standen sechs identische teergedeckte Häuschen mit grauem Holzrahmen, die die zerfallenen Überreste eines Gips-Springbrunnens umgaben. Zwei braunhäutige Kinder im Vorschulalter spielten unbeaufsichtigt im Dreck.
    Der für L. A. typische Bungalow-Hof. Der typische Zufluchtsort für Durchreisende und die, die mal jemand gewesen waren oder es fast geschafft hätten.
    Diese Bungalows waren nicht viel größer als Schuppen. Die Immobilien waren in einem Grad vernachlässigt, der abblätternde Farbe, sich wellende Dachschindeln und absackende Fundamente einschloss. Der Verkehr brauste vorbei. Das Zusammentreffen von Schlaglöchern mit Achslagern verlieh dem Motorenkonzert einen synkopierten Con-ga-Rhythmus.
    Vielleicht war es zu Pattys Zeit nicht ganz so deprimierend, aber schick war dieser Teil der Stadt nie gewesen.
    Erst ein Aufstieg, was die Wohngegend betraf, dann ein derartiger Abstieg. Patty hatte einen soliden und gefestigten Eindruck gemacht. Die Wahl ihrer Unterkünfte ergab ein völlig anderes Bild. Vielleicht war Sparsamkeit der Grund. Weil sie Geld zusammenkriegen wollte, um eine Anzahlung für ihr eigenes Haus leisten zu können. Innerhalb von zwei Jahren hatte sie es geschafft, sich von einem Schwesterngehalt ein Zweifamilienhaus in der Nähe von Beverlywood an Land zu ziehen. Aber trotzdem hätte sie nicht unbedingt mit Tanya noch mal in eine »fragwürdige Gegend« ziehen müssen.
    Dann fiel mir plötzlich eine andere Möglichkeit ein: Diese Art sprunghaften Wohnungswechsel sah man häufig bei Spielern und anderen Leuten, deren Angewohnheiten sie auf eine finanzielle Achterbahn schickten.
    Patty hatte es zu einem Eigenheim in Westside gebracht, zu einem Treuhandvermögen und zwei Lebensversicherungspolicen für Tanya, und das alles mit dem Gehalt einer Krankenschwester. Beeindruckend.
    Wirklich bemerkenswert. Vielleicht war sie eine clevere Spielerin an der Börse gewesen. Vielleicht hatte sie sich auch eine zusätzliche Einkommensquelle verschafft.
    Eine Krankenschwester mit zu viel Geld legte eine offensichtliche Eventualität nahe: Medikamentendiebstahl und -Wiederverkauf. Die Rolle einer heimlichen Drogenverkäuferin passte nicht zu dem Bild, das ich von Patty hatte, aber wie genau kannte ich sie wirklich?
    Aber falls sie ein geheimes Leben als Kriminelle führte, warum sollte sie dann mit einer Beichte auf

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