Post Mortem
letzten Tage so angenehm wie möglich zu machen. Selbst da entschied sie sich für weniger.«
»Sie widersetzte sich dem Morphiumtropf, trotz aller Bemühungen des Anästhesisten.«
»Der Anästhesist ist mein Mann«, sagte sie. »Offensichtlich bin ich voreingenommen, aber es gibt keinen besseren als Joseph. Und ja, Patty hat ihm widersprochen. Trotzdem erlaube ich mir kein Urteil. Sie war eine relativ junge Frau, die plötzlich erfuhr, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.«
»Hat sie je darüber geredet?«
»Selten und sehr distanziert. Als ob sie von einem Patienten reden würde. Ich nehme an, sie musste eine furchtbare Situation depersonalisieren. Geht es Tanya wirklich gut? Siemachte einen reifen Eindruck für ihr Alter, aber das kann auch ein Problem sein.«
»Ich halte die Augen offen. Gibt es sonst noch etwas, was Sie mir sagen können?«
»Über Patty? Wie wäre es damit: Letztes Jahr landete mein Bruder in der Notaufnahme. Ein ziemlich hässlicher Autounfall. Er ist Zahnarzt und machte sich Sorgen wegen eines Kompressionstraumas an einer Hand. Patty hatte Dienst an dem Abend, als Gil reinkam, und kümmerte sich um ihn. Gil war hinreichend beeindruckt, um einen Brief an die Krankenhausverwaltung zu schreiben. Er hat mir erzählt, sie sei unter Druck gelassen geblieben - absolut die Ruhe selbst, ihr sei nichts entgangen. Als sie zu mir überwiesen wurde, erinnerte ich mich an ihren Namen und war schrecklich traurig. Ich wünschte, ich hätte mehr für sie tun können.«
»Sie haben ihr gegeben, was sie brauchte«, erwiderte ich.
»Das haben Sie nett gesagt.« Ein halbes, nervöses Lachen. »Viel Glück mit Tanya.«
Petra ging an ihr Handy. »Detective Connor.« Ich erzählte ihr von meinem Problem.
»Wo genau auf der Cherokee hat diese Frau gewohnt?«, fragte sie. Ich nannte ihr die Hausnummer.
»Ich glaube, ich kenne das Haus. Außen eine Art Ockergelb, nicht gerade elegant.«
»Das ist es.«
»Ich hab ziemlich in der Nähe ein paar Leute festgenommen, aber nicht speziell in dem Gebäude. Damals war die Cherokee eine raue Gegend, jedenfalls all den Veteranen zufolge, die sich ein Vergnügen daraus machen, mir von der guten alten Zeit zu berichten. Nicht der beste Ort, um eine Tochter großzuziehen.«
»Ihre Pläne haben keine Tochter vorgesehen.« Ich erklärte, wie es dazu gekommen war, dass Tanya mit Patty zusammenlebte.
»Eine gute Samariterin«, sagte sie. »Und außerdem noch eine Krankenschwester. Klingt nicht nach einer Übeltäterin.«
»Ich bezweifle, dass sie eine ist.«
»Ein Geständnis auf dem Sterbebett, ja? Die mögen wir ganz besonders. Tut mir leid, Alex, nichts was ich in den Akten der kalten Fälle gesehen habe, passt dazu. Eigentlich habe ich nichts anderes getan, als die Fehler anderer Leute auszubügeln. Wenn man die Mordakten liest, weiß jeder, wer der Bösewicht ist, aber irgendjemand war zu faul, oder es gab einfach nicht genug Beweise. Aber ich werde noch mal einen Blick in den Kühlschrank werfen.«
»Vielen Dank.«
»Ein Ist-es-überhaupt-passiert, wie? Ist Milo da ganz allein draufgekommen?«
»Während wir uns unterhalten, beantragt er das Copyright.«
»Das sollte er verflixt noch mal auch machen. Heims die ganze Anerkennung ein, und gib die Schuld den anderen -das ist auch einer von ihm.«
»Ein Spruch, nach dem er nicht lebt«, sagte ich. »Arbeitet Isaac noch mit Ihnen zusammen?«
»Isaac? Ah, die Datenbank. Nein, das Wunderkind zockelt nicht mehr mit. Er hat seine Doktorarbeit in Biostatistik beendet und beginnt im August mit dem Medizinstudium.«
»Ein doppelter Doktor«, sagte ich. »Was ist er, zehn Jahre alt?«
»Ist gerade dreiundzwanzig geworden, der Faulenzer. Die naheliegende Frage lautet: Warum habe ich keine Kopie seiner CD-ROM? Die Antwort lautet, er hat sie mir angeboten, aber bei all dem Druck, den sich das Department wegen Verletzungen der Privatsphäre zuzieht, musste er zunächst einen formellen Antrag im Parker Center einreichen.«
»Sie haben ihn einen Antrag stellen lassen, seine eigenen Daten zu spenden?«
»In dreifacher Ausfertigung. Wonach die hohen Tiere ihre Dankbarkeit bewiesen, indem sie ihn monatelang ignorierten, die Formulare an verschiedene Ausschüsse weiterreichten, an das Komitee zur Pflege nachbarschaftlicher Beziehungen, die Rechtsabteilung, die Hausmeister und die Fahrer der Verpflegungswagen. Wir haben immer noch keine Rückmeldung bekommen. Falls die Bosse nicht langsam ihren immer breiter werdenden
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