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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dem Sterbebett die Pferde scheu machen und riskieren, dass Tanya es herausfand?
    Leute, die Geheimnisse haben, teilen in kleinen Häppchen aus, was sie einen wissen lassen möchten.
    Bis irgendetwas ihre Hemmungen zerschlägt. War Pattys Erklärung das Produkt eines von der Krankheit gebeutelten Verstandes gewesen? Ein vom schleichenden Tod befeuerter Versuch, durch Beichte Sühne zu leisten?
    Ich saß im Wagen und ließ mir das durch den Kopf gehen. Auf keinen Fall, zu widerwärtig. Es ergab einfach keinen rechten Sinn.
    Klingt so, als ob du an diesem Fall ein besonderes Interesse hättest.
    »Und wenn schon«, sagte ich zu niemandem.
    Ein muskulöser Typ mit einer Skimütze, die er bis zu den Augenbrauen heruntergezogen hatte, schlich mit einem nicht angeleinten weißen Pitbull mit einer pinkfarbener Schnauze vorbei. Der Hund blieb stehen, kam in einer Kreisbewegung zurück und presste seine Schnauze gegen mein Beifahrerfenster, wodurch er eine kleine pinkfarbene, pulsierende Rosenknospe schuf. Lächeln kam für diesen Hund nicht in Frage. Ein Knurren auf niedriger Frequenz ließ das Glas erzittern. Der Skimützenträger starrte ebenfalls.
    Es war mein Tag der herzlichen Begrüßungen. Ich fuhr ganz langsam an, damit der Hund nicht das Gleichgewicht verlor.
    Niemand dankte es mir.

7
    Die Begegnung mit dem Pitbull machte mir Blanche noch sympathischer. Sobald ich nach Hause kam, nahm ich sie zu einem Welpenspaziergang mit in den Garten und sorgte dafür, dass ihre Neugier sie nicht in den Fischteich führte.
    Eine Nachricht bei meinem Telefondienst: Dr. Tziporah Ganz.
    Ich rief sie zurück, teilte ihr mit, ich sei Tanya Bigelows Psychotherapeut und hätte ein paar Fragen, die Pattys Geisteszustand während ihrer letzten Tage beträfen.»Hat Tanya psychologische Probleme?«, fragte sie. Ihre Stimme war weich und hatte einen leichten Akzent - Mitteleuropa.
    »Nein«, antwortete ich. »Nur die typischen Anpassungsschwierigkeiten, es ist eine schwierige Situation.«
    »Eine tragische Situation. Warum macht sich Tanya Gedanken über Demenz?«
    »Das tut sie nicht, ich bin daran interessiert. Patty hat Tanya eine Menge sehr detaillierte Aufträge gegeben, die sich als Belastung erweisen könnten. Ich frage mich, ob Pattys Absicht wörtlich genommen werden muss.«
    »Detaillierte Aufträge? Das verstehe ich nicht.«
    »Nach ihrem Tod auszuführende Anweisungen, von denen Tanya nach Pattys Ansicht profitieren würde. Tanya absolviert ein volles Studium, hat außerdem einen Teilzeitjob und steht zum ersten Mal vor dem Problem, allein zu leben. Sie war ihrer Mutter treu ergeben, und im Moment würde ihr Charakter ihr gar nicht gestatten, von Pattys Wünschen abzuweichen. Und ich würde nicht versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Aber ich suche nach einem Ausweg für den Fall, dass ihr alles zu viel wird.«
    »Ein Mensch, der stirbt, unternimmt einen letzten Versuch, die Dinge unter Kontrolle zu bringen«, sagte sie. »Das ist mir schon begegnet. Und Patty war wirklich ein anspruchsvoller Mensch. Leider kann ich Ihnen keine klare Antwort zu ihrem Geisteszustand geben. Streng genommen gab es keine klinischen Gründe dafür, dass die Krankheit ihr Denken hätte beeinträchtigen können - keine Gehirnverletzungen, keine offensichtliche Neuropathie. Aber jede schwere Krankheit und ihre Nebenwirkungen - Dehydrierung, Gelbsucht, elektrolytisches Ungleichgewicht - können die Wahrnehmung beeinflussen, und Patty war eine sehr kranke Frau. Falls Sie sich entschließen sollten, Tanya zu sagen, dass Patty nicht ganz zurechnungsfähig war, würdeich Ihnen nicht widersprechen. Mir wäre jedoch nicht ganz wohl bei der Sache, wenn ich als primäre Quelle angeführt würde.«
    »Ich verstehe.«
    »Dr. Delaware, es geht mich ja im Grunde nichts an, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hinterbliebene Verpflichtungen auch dann nicht aufgeben wollen, wenn sie sich tatsächlich als Belastung erweisen.«
    »Ich auch«, sagte ich. »In welcher Hinsicht war Patty anspruchsvoll?«
    »Sie versuchte jeden Aspekt ihres Krankenhaus aufenfhalts zu kontrollieren. Allerdings mache ich ihr deswegen keinen Vorwurf.«
    »Gab es Probleme mit Einverständniserklärungen?«
    »Nein, weil es keine Behandlung gab. Das war ihre Entscheidung.«
    »Waren Sie damit einverstanden?«
    »Es ist immer schwer, tatenlos zuzusehen, wie jemand stirbt, aber ehrlich gesagt, es gab nichts, was ich für sie hätte tun können. Unser Ziel war schließlich, ihr die

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