Post Mortem
hob sich kaum von Jordans blasser Haut ab. Seine Augen waren halb geöffnet, trocken und so lebendig wie Hemdknöpfe. Seine Zunge hing ihm aus dem Mund, schwarz und aufgebläht - eine japanische Aubergine.
Milo senkte den Kopf genauso behutsam. »Ich bin um halb elf hierhergekommen, um mit ihm über Leland Armbruster zu reden, und stieß auf Blaulicht und Straßensperren, das volle Programm. In der Wohnung steht Petra mit ihrem Mobiltelefon in der Hand und tippt Nummern ein. Mein Handy klingelt. Ich bin's, den sie anruft. Sie meint: ›Hast du dich selbst hochgebeamt, Scotty?«‹
»Karma«, sagte ich.
»Wem habe ich in einem früheren Leben Unrecht getan?«
»Wann ist Jordan getötet worden?«
»Vor mindestens acht und höchstens fünfzehn Stunden. Niemand hat irgendwelche Besucher gesehen, und das stimmt mit dem Tatort überein. An der Nordseite des Hauses stand ein Fenster offen, und die Erde davor ist ein bisschen aufgewühlt, aber es gibt keine eindeutigen Fußabdrücke. Jordan wurde entdeckt, weil er Musik laufen ließ -und zwar laut, wie an dem Tag, als wir hier waren. Die Leute, die unmittelbar neben ihm wohnen, sagen, das sei bei ihm das Übliche gewesen, es habe zahllose Beschwerden gegeben, aber der Hauseigentümer hätte sie ignoriert. Normalerweise sei es so abgelaufen, dass jemand so lange an Jordans Tür hämmert, bis er schließlich aufhört. Diesmal hat nichts funktioniert, woraufhin sie die Cops angerufen haben.«
»Wer sind die Leute, die neben ihm wohnen?«
»Zwei junge Frauen«, sagte er. »Tänzerinnen in einer Show im Pantages.«
Er bedachte Jordans Leiche mit einem langen Blick. »Die Kollegen im Streifenwagen kommen eine halbe Stunde später hier an, klopfen an die Tür, ohne dass ihnen jemand aufmacht. Sie gehen um das Haus rum auf die andere Seite, sehen das offene Fenster und bitten um Verstärkung. Gott sei Dank waren sie so schlau, nichts zu berühren, deshalb kommen wir vielleicht an Beweismaterial.« Zwei Fahrer von der Leichenhalle erschienen mit einer zusammengefalteten Tragbahre. Wir schlüpften aus dem Badezimmer, verließen das Gebäude und gingen zu Milos Wagen. Heute Nacht war er nicht mit einem zivilen Einsatzwagen unterwegs; er fuhr Ricks weißen Porsche 928.
»Jordan bleibt so lange als Drogensüchtiger am Leben«, sagte ich. »Wir besuchen ihn, um mit ihm über Patty zu reden, und ein paar Tage später ist er tot.«
»Bei einem Lebensstil mit hohem Risiko kann alles passieren, aber man könnte doch die Augenbrauen hochziehen.« Er demonstrierte dies mit seinen eigenen zottigen Bindestrichen. »Kein auch nur halbwegs bedrohlicher Zeitgenosse wusste, dass wir mit Jordan gesprochen hatten - nur diese Drehbuchautorin, Bergman, und die Plaudertasche Mary Whitbread.«
»Am Samstag bin ich zur Hudson gefahren und habe mit Colonel Bedards Enkel gesprochen, aber Jordans Name wurde nicht erwähnt.«
»Ein bedrohlicher Bursche?«
»Kaum.« Ich fasste den Eindruck zusammen, den Kyle Bedard auf mich gemacht hatte.
»Aber wenn es mit Patty zusammenhängt«, sagte er, »hat Jordan jemandem erzählt, dass wir vorbeigekommen sind, und wurde dafür zum Schweigen gebracht.«
»Falls jemand so großen Wert darauf legte, dass die Vergangenheit vergraben bleibt, könnte Tanyas Sicherheit ein Problem sein.«
»Falls Patty den Stein nicht ins Rollen gebracht hätte, hätten wir nie mit Jordan gesprochen, und es gäbe vielleicht kein Sicherheitsproblem.«
»Vielleicht wusste Patty, dass irgendetwas vor sich ging, ob sie nun redete oder nicht. Ich werde auf jeden Fall bei Tanya vorbeifahren.«
»Tu das«, erwiderte er. »Ich werde eine Mütze voll Schlaf nehmen, damit ich den morgigen Herausforderungen gewachsen bin.«
Aber als ich den Seville anließ, brummte der Porsche hinter mir. Ich streckte den Kopf aus dem Fahrerfenster, und der Porsche rollte neben mich.
»Was soll's«, sagte er, »fahren wir eben im Konvoi.«
Nachts um fünf nach halb zwei war die Canfield Avenue still und friedlich. Milo und ich parkten und stiegen aus.
Er beäugte das Schild des Alarmanlagenherstellers auf dem Rasen. »Ein guter Anfang. Ich schleiche mal ums Haus und sehe nach, ob alles in Ordnung ist.«
»Tanya hat eine Schusswaffe.«
»Ist das so?«
Ich erzählte ihm von Pattys .22er.
»Das gleiche Kaliber wie die Waffe, mit der Lowball Armbruster umgelegt wurde«, sagte er.
Irgendwoher zog er eine Taschenlampe. »Falls sie mich erschießt, kannst du meinen Federkasten für offizielle
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