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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mensch zu sein, und er ist brillant.«
    »Da bin ich mir sicher«, sagte ich.
    »Gibt es tatsächlich ein Problem?«
    »Nicht mit Kyle.«
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Ein Mann, der in dem Haus an der Cherokee Avenue wohnt, wurde gestern ermordet. Das Haus gehört Kyles Mutter. Sie hat es als Teil einer Scheidungsvereinbarung bekommen, aber als Sie dort wohnten, gehörte es Colonel Bedard.«
    »Hängt alles… miteinander zusammen?«
    »Möglicherweise hat Ihre Mutter den Job in der Villa bekommen, weil jemand aus der Cherokee sie empfohlen hat.«
    »Wer würde das denn tun?«
    »Das versuchen wir herauszukriegen.«
    Sie griff nach einem halb leeren Joghurtbecher und drückte ihn zusammen. »Ich verstehe trotzdem nicht, warum Sie mit Kyle reden. Er war damals noch ein Kind.«
    »Der Mann, der ermordet wurde, hieß Lester Jordan. Sagt Ihnen der Name was?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Er hat dort zur gleichen Zeit gewohnt wie Sie. Wohnung im Erdgeschoss, auf der linken Seite des Flurs, nach hinten raus.«
    »Ich habe noch nie von ihm gehört, Dr. Delaware. Mommy hat mich nie alleine ins Haus gehen lassen. Wer hat ihn umgebracht?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Glauben Sie, Kyle weiß es?«
    »Lester Jordan war der Bruder von Kyles Mom.«
    »Und jetzt ist er - oh mein Gott, wollen Sie sagen, das ist wegen dem passiert, was ich angefangen habe?«
    »Nein, Tanya, dafür gibt es keinen Anhaltspunkt.«
    »Aber Sie halten es für möglich.« Sie griff sich in die Haare und zog daran. »Oh mein Gott, ich konnte es nicht auf sich beruhen lassen, und jetzt ist dieser Mann tot.«
    »Daran tragen Sie keine Schuld«, sagte ich. »Null Verantwortung.«
    »Das ist furchtbar.«
    »Tanya, Lestor Jordan war heroinsüchtig und führte ein sehr riskantes Leben. Es ist ein Wunder, dass er so lange überlebt hat. Falls Ihre Mutter und er nicht zu seinen Lebzeiten in irgendeiner Beziehung standen, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass sie etwas mit seinem Tod zu tun hat.«
    »Natürlich stand sie in keiner Beziehung mit ihm - warum sollte sie sich mit so jemandem abgeben?«
    »Es muss keine gesellschaftliche Beziehung gewesen sein«, erwiderte ich. »Ein Drogensüchtiger könnte von Zeit zu Zeit auf medizinische Hilfe angewiesen sein.«
    »Wollen Sie sagen, sie hätte ihm geholfen, wenn er sich eine Überdosis setzte?«
    »Oder wenn er von der Sucht runterkommen wollte.«
    Oder mit dem Nachschub.
    »Etwas in der Art habe ich weder gesehen noch gehört«, sagte sie. »Aber ich war noch so jung.«
    »Selbst wenn Ihre Mutter Jordan geholfen hat, heißt das nicht, dass es etwas mit seinem Tod zu tun hat. Dieser Mann hatte ein langes Vorstrafenregister. Er hat mit üblen Leuten verkehrt. Lieutenant Sturgis schaut sich Jordans Vorgeschichte an. Er muss mit Kyles Eltern reden, aber sie sind beide nicht in der Stadt. Kyle war die beste Alternative.«
    Sie ließ ihre Haare los und spielte weiter mit dem Joghurtbecher. »Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Mommy so jemanden gekannt hat. Ihr größtes Anliegen war es, mich vor schlechten Einflüssen zu beschützen.«
    »Was ist mit den Betrunkenen, die an die Tür geklopft haben?«, fragte ich. »Das könnten Drogensüchtige mit Entzugserscheinungen gewesen sein.«
    »Vermutlich. Ich habe sie nie die Tür aufmachen sehen. Darum ging es ihr doch gerade: diese Welt draußen zu halten.«
    »Eine fragwürdige Gegend«, sagte ich. »Aber sie hat sieben Jahre dort gewohnt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Vielleicht ist sie so lange dort geblieben, weil sie zusätz lich dadurch Geld verdient hat, dass sie sich um Lester Jordan kümmerte. Als Colonel Bedard eine Pflegerin brauchte, erinnerte sich seine Familie, wie wirkungsvoll sie ihnen geholfen hatte, und bat sie, bei ihm einzuziehen.«
    »Sie hat mir nie etwas Derartiges erzählt.«
    »Es hätte keinen Grund gegeben, einer Siebenjährigen davon zu erzählen.«
    Ein klatschendes Geräusch erregte unsere Aufmerksamkeit. Milos Hand war auf Kyles Schulter gelandet. Kyle zuckte zusammen und suchte Tanyas Blick. Sie starrte an ihm vorbei, und er wandte sich wieder Milo zu.
    Milo sprach noch ein bisschen mit ihm, bedachte ihn mit einem wölfischen Grinsen und einem halben Salut. Kyle riskierte erneut einen Blick auf Tanya und ging dann auf das Gebäude der naturwissenschaftlichen Fakultät zu. Während er es betrat, spielte er an seiner Brille herum und zog seine Hose hoch.
    »Er hat sein Sandwich liegen lassen«, sagte Tanya.

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