Post Mortem
wir gerade diskutiert, als Sie auf der Bildfläche erschienen.« Sie schlug die Knie gegeneinander.
»Vielleicht hat Kyle wegen der Probleme seines Onkels vorbehalte gegenüber Medikamenten.«
»Könnte sein«, erwiderte ich.
»Falls ich nicht mit ihm verkehren sollte, sagen Sie es mir einfach.«
»Halten Sie die Augen offen«, sagte Milo, »und vertrauen Sie Ihrem Instinkt.«
Sie richtete den Blick auf den Eingang, durch den Kyle gerade verschwunden war. »Gilt das Innere der Bergson Hall als öffentlicher Ort?«
»Im Moment ja.«
Sie stand auf, sammelte langsam die Lebensmittel ein und legte sie in eine Tüte.
»Haben Sie die Pistole Ihrer Mutter gefunden?«, fragte er.
Sie erstarrte. »Muss ich lernen, wie man sie benutzt?«
»Ich hätte sie gern einige Tage, um ein paar Untersuchungen damit vorzunehmen.«
»Glauben Sie, sie wurde benutzt, um ein Verbrechen zu begehen?«
»Ich bin sicher, dass das nicht der Fall ist, aber ich möchte es verifizieren. Wissen Sie, wo sie ist?« Sie nickte. »Soll ich sie zu Ihnen aufs Revier bringen?«
»Wie wär's, wenn ich sie abhole? Wann sind Sie wieder zu Hause?«
»Heute?«
»Besser früher als später.«
»Mal sehen… gegen fünf, halb sechs. Zur Sicherheit sagen wir besser um sechs, falls ich nach dem Seminar noch ein bisschen lerne.« Sie schaute auf die Uhr. »Genau jetzt werde ich in der Bibliothek erwartet.«
»Gehen Sie nur, wir sehen uns um sechs«, sagte er. »War nett, Sie kennen zu lernen.«
»Ich fand's auch nett, Sie kennen zu lernen«, erwiderte sie. »Und vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit nehmen, mir zu helfen. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
Diesmal streckte sie die Hand aus. Schüttelte Milos Pfote und umarmte mich schnell. »Ich weiß, dass ich Ihr Leben kompliziert mache… Ich fühle mich sicher mit Ihnen auf meiner Seite. Grüßen Sie Dr. Silverman von mir, Lieutenant. Mommy hat ihn über alles geschätzt.«
Als sie außer Hörweite war, fragte Milo: »Belügst du sie auch?«
»Na klar.«
»Gut so.«
17
»Eine Sache war allerdings nicht gelogen«, sagte Milo, als wir vom Universitätsgelände wegfuhren.
»Ich kann sie nicht von morgens bis abends beschützen, sie muss die Augen offen halten und aufmerksam sein. Glaubst du, sie hat die Botschaft verstanden?«
»Wahrscheinlich schon«, sagte ich. »Bei all der Gravität, die du ausstrahlst. Was hast du von Kyle erfahren?«
»Onkel Lester war Persona non grata, niemand in der Familie hatte viel Kontakt zu ihm. Kyle erinnert sich, ihn zum letzten Mal gesehen zu haben, nachdem seine Eltern sich hatten scheiden lassen - kurz nach dem Tod des alten Mannes. Seine Mutter und sein Vater lebten schon eine Weile getrennt, und Kyle ist von Atherton mit ihr hierhergeflogen, damit sie sich ein paar Kunstgegenstände holen konnte, die sie als ihr Eigentum betrachtete. Während sie herumstöberte, kam Jordan vorbei, und Kyle ging an die Tür. Jordan versuchte, Konversation zu machen, Mom sah, um wen es sich handelte, und wies Kyle an hineinzugehen.«
»Hat Kyle eine Ahnung, warum Jordan vorbeigekommen war?«
»Nein. Aber angesichts der Tatsache, dass Jordan drogensüchtig war und sie ihn finanziell unterstützte, würde ich darauf setzen, dass er sie anpumpen wollte. Womit hast du Tanya belogen?«
»Ich habe die Theorie entwickelt, Patty hätte Jordan geholfen, vom Heroin runterzukommen, aber nichts davon gesagt, dass sie ihm Stoff beschafft haben könnte.«
»Das ganze Dope in Spitzenqualität in Reichweite, und ein Junkie mit einer wohlhabenden Familie.
Ja, es passt prima zusammen, nicht wahr?«
»Patty hat sieben Jahre dort gewohnt«, sagte ich, »und wurde von der Familie dafür bezahlt, dass sie das schwarze Schaf aus ihrem Leben heraushielt. Dann wurde der alte Mann krank, und seine Bedürfnisse erhielten Priorität gegenüber denen Jordans. Als der Colonel starb, wurde es für sie Zeit weiterzuziehen.«
»Sie haben sie herumgeschoben wie eine Schachfigur.«
»Kyles Mutter hat feste Vorstellungen, was soziale Schichten betrifft.« Ich erzählte ihm von der täglichen Handtascheninspektion.
»Die erbärmliche Schnalle«, sagte er. »Aber wenn wir damit richtigliegen, dass Patty Jordan geholfen hat, warum wurde sie dann nicht zurück zur Cherokee geschickt, als der alte Mann tot war?«
»Jordan war ein Verwandter von Mrs. Bedard. Ich kann mir vorstellen, dass Mister B. nicht begeistert davon war, dass er keine Miete zahlen musste. Sobald er sich von seiner Frau
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