Post Mortem
ganzen Ehe war Lester ein Thema für Myron.«
»In welcher Beziehung?«
»Dass ich Lester unterstützte, war Myron ein Dorn im Auge. Worum habe ich ihn gebeten? Die simple Unterbrin gung eines Familienmitglieds, das mehr Unglück abbekommen hatte als andere.«
»Die Wohnung an der Cherokee«, sagte Milo. »Lester hat dort umsonst gewohnt?«
Iona schwenkte ihre Zigarette. »Nur ein kleines Apartment in einem Haus mit zwanzig Einheiten.
Man hätte denken können, ich hätte darum ersucht, das Taj Mahal zu mieten.«
»Mr. Bedard war dagegen, aber er gab nach.«
»Es ist nicht so, als hätte Myron je einen Cent verdient. Was für einen Grund hatte er, dagegen zu sein? Und Lester hat seinen Lebensunterhalt verdient. Er verwaltete das Gebäude.«
»Mr. Bedard hat seinen Reichtum geerbt«, sagte Petra.
»Meine Familie war mitnichten Mittelschicht, meine Liebe, aber wir kennen den Wert der Arbeit.
Mein Vater war Top-Finanzberater für Merrill Lynch, und meine Mutter war eine atemberaubende Schönheit und eine begabte Malerin, die nie ohne Sonnenschirm in die Sonne ging. Kultur war von enormer Bedeutung bei meiner Erziehung.«
Sie hatte keinen Grund zu lächeln, tat es aber trotzdem. Die Bewegung erzeugte an verschiedenen Stellen ein Netzwerk von Falten im Gesicht, als wäre ihr Kopf an unsichtbare Fäden gebunden und würde von einem versteckten Puppenspieler manipuliert. »Myrons Familie hatte die finanziellen Mittel, sich Kultur anzueignen, aber ihr fehlte die Motivation. Die meisten Gegenstände von Qualität im Haus meines Schwiegervaters wurden auf meine Empfehlung hin erworben. Ich habe am Weldon College einen Abschluss in Kunstgeschichte gemacht. Eines muss ich dem alten Mann lassen, er war bereit zuzuhören. Offenbar kein vererblicher Charakterzug.«
»Alles, was Sie uns über Mr. Jordans Vorgeschichte sagen können, wäre hilfreich«, erklärte Petra.
»Was meinen Sie mit »Vorgeschichte«?«
»Wer er war, seine Freunde, seine Interessen. Wie er mit Drogen in Verbindung geriet.«
Iona Bedard drehte die pinkfarbene Zigarette, beobachtete, wie der Rauch sich aufwärtsschlängelte.
Sie hob ihr Glas und warf einen Blick auf den Krug.
Milo füllte ihr Glas. Sie trank daraus, drückte ihre Zigarette aus, nahm sich eine neue aus der Packung. Warf einen Blick auf das Platinfeuerzeug.
Milo gab ihr Feuer.
Drei Züge später sagte sie: »Lesters Wesen ging über seine Krankheit hinaus.«
»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Petra. »Aber es wäre trotzdem hilfreich zu wissen -«
»Lesters Vorgeschichte ist, dass er ein vollkommen normaler junger Mann war, der das Unglück hatte, in einer Familie aufzuwachsen, in der Normalität nicht ausreichte. Mein Vater war Bertram Jordan.« Sie machte eine Pause, um dieser Information zusätzliches Gewicht zu verleihen.
Sie fuhr fort: »Seniorpartner in Merrills Zentrale in San Francisco. Meine Mutter war eine Dougherty. Ohne sie wäre der Palace of Fine Arts ohne Bedeutung. Lester ist älter als ich. Als Schüler war er nicht so gut wie ich, aber seine Begabung war Musik. Alles, was er wollte, war Musik zu spielen, aber der Gedanke war meinen Eltern ein Gräuel. Sie meinten es gut, aber ihre Missbilligung war schwer für Lester.«
»Was für ein Instrument hat er gespielt?«, fragte Petra.
»Klarinette, Saxophon, Oboe. An der Trompete hat er sich auch versucht.«
»Wir haben keine Instrumente in seinem Apartment gefunden.«
»Lester hatte seit Jahren nicht gespielt. Seine Träume wurden zerschmettert.«
»Von Ihren Eltern?«
»Vom Leben«, sagte Iona Bedard. »Jemand mit einer stärkeren Konstitution hätte es vielleicht überstanden, aber Lester war empfindsam und hatte eine künstlerische Ader, und solche Menschen haben oft kein Rückgrat.«
Ich erinnerte mich an Jordans verdrießliches Auftreten. Vielleicht hatten ihn das Rauschgift und der Lauf der Zeit verändert. Oder seine Schwester litt an Wahnvorstellungen.
»Lester unternahm einen letzten Versuch, Vater die Stirn zu bieten«, sagte sie. »Brach sein Studium ab und schloss sich einer Jazzband an, die durchs Land tourte. Dabei hat er sich schlechte Angewohnheiten zugelegt.«
Petra sagte: »Heroin.«
Bedard funkelte sie an. »Sie scheinen es zu genießen, mich daran zu erinnern.«
»Ich versuche nur die Fakten zu klären, Mrs. Bedard. Welche Universität hat Mr. Jordan besucht?«
»Die San Francisco State. Während des Aufruhrs. Der Asiate mit dem Hut?«
»Wie bitte?«, sagte Petra.
Bedard
Weitere Kostenlose Bücher