Post Mortem
ansetzen, damit er etwas Übung im Detektivspielen bekommt.«
»Ein kluger Junge?«, fragte Milo.
»Klug, aber wirklich grün. Und still. Das gefällt mir. Bis bald, Leute.«
Wir gingen zum Parkplatz des Hilton zurück.
»Das Treffen mit Iona Bedard hat sich in einer Hinsicht gelohnt«, erklärte ich. »Jetzt verstehen wir Pattys Wohnungswahl.«
Milo sagte: »Drei Jahre lang ein Tausender pro Monat in bar ergibt sechsunddreißig Riesen, die sie nicht deklarieren musste. Dann lässt der gute Myron sie in das Haus an der Hudson umziehen und erhöht ihr Gehalt auf zwei Riesen. Wie lange ist sie dort geblieben?«
»Rund zwei Jahre.«
»Weitere achtundvierzig, was sich auf eine Gesamtsumme von vierundachtzigtausend beläuft.
Wenn man ihr Gehalt im Krankenhaus hinzunimmt, plus fünf Jahre mietfreies Wohnen, kommt man auf eine nette sechsstellige Ausbeute. Wenn das kein feiner Deal war, Alex. Der Nachteil war, dass es keine Arbeitsplatzsicherheit gab. Sobald der alte Mann tot war, Sayonara.«
»Sie ist in die Fourth Street umgezogen«, sagte ich. »Bis dahin die schönste Wohnung, aber sie blieb weniger als ein Jahr. Vielleicht ging es ihr gegen den Strich, die volle Miete zu bezahlen. Oder sie war fest entschlossen, ihr Geld zu sparen, jetzt, wo sie welches hatte. Vierundachtzigtausend konnten sich in zehn Jahren selbst bei einem konservativen Zinssatz verdoppeln. Falls sie am Börsenboom partizipiert hat, hätte sie ein deutlich besseres Ergebnis erzielen können. Der Wohnungswechsel zum Culver Boulevard bedeutete für sie, in einem Loch zu leben, aber es war zugleich ihr Weg zu den eigenen vier Wänden. Ohne den unverhofften Glücksfall mit Myron Bedard hätte sie es möglicherweise nie geschafft. Ihr Portefeuille hatte mich auf die Frage nach einer Drogenver bindung gebracht, aber vielleicht läuft es darauf hinaus, dass sie ihr Geld klug angelegt hat.«
»Mit Nachhilfe einer kleinen Steuerhinterziehung.«
»Das kommt noch hinzu.«
Isaac Gomez' E-Mail lautete:
Hallo, Dr. D. Wir sind in Bangkok, und ich schreibe dies hier in einem Internet-Cafe, aber die Verbindung ist schwach, und wir bleiben nicht lange an einem Ort, also machen Sie sich nicht die Mühe zu antworten. Als ich heute wach wurde, dachte ich an diese Suche nach Verbrechen an bestimmten Orten, und mir wurde klar, dass ich einen methodologischen Fehler begangen habe, indem ich mich auf als Morde klassifizierte Fälle beschränkte und Totschlag, schwere Körperverletzung und andere Delikte außer Acht ließ, die sich zu Morden entwickeln konnten, aber nicht neu klassifiziert wurden. Leider gibt es im Moment nichts, was ich in der Sache unternehmen kann, aber wenn ich in ein paar Wochen zurück bin, werde ich ein bisschen mehr in der Datenbank herumgraben und feststellen, was ich noch finden kann. Hoffentlich ist mir nichts Wichtiges entgangen. Heather lässt grüßen. Alles Gute, IG Ich dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass Isaac zu penibel analysierte. Patty hatte gesagt, sie hätte einen Mann getötet. Jeder tanzte um diesen Satz herum, aber ich konnte ihn nicht vergessen.
Ich saß auf der Couch und dachte daran, einen wärmenden Schluck Chivas zu mir zu nehmen, als Blanche in das Büro gewatschelt kam und mein Schienbein beschnüffelte. Als ich aufstand, sprang sie ein bisschen herum und rannte dann zur Tür hinaus.
Ich folgte ihr durch den Flur und die Küche bis zur Hintertür. Sie eilte mit überraschender Lebhaftigkeit die Trep pe zum Teich hinunter. Blieb vor der verschlossenen Tonne stehen, in der sich das Koi-Futter befand, und begann mit ihrer flachen Schnauze dagegenzustoßen.
»Stehst du inzwischen auf Seafood?« Ich schaufelte ein paar Kügelchen heraus und hielt sie ihr hin.
Sie wandte missbilligend den Kopf zur Seite.
Stieß noch ein bisschen mit dem Kopf gegen die Tonne. Starrte mich an.
Als ich den Fischen das Futter zuwarf, drehte sie sich herum und sah zu. Hechelte.
Bellte heiser, bis ich mehr Kügelchen in den Teich warf.
»Ist das Altruismus?«, fragte ich.
Ich weiß, dass die Experten es als Anthropomorphismus bezeichnen werden, aber sie lächelte mich höchst vergnügt an, das würde ich beschwören.
Robin fand uns beide am Wasser. Blanche sprang von meinem Schoß herunter und begrüßte sie.
Die Fische kamen in Scharen angeschwommen, wie sie es immer tun, wenn Schritte auf dem Steinpfad ertönen.
»Sie haben ja einen Bärenhunger«, erwiderte sie. »Ich werde sie füttern.«
»Sie haben bereits zu
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