Postkarten
Ansicht nach wird’s Ärger geben. Ich würde mich nach was anderem umsehen, wenn ich könnte.«
Anfangs fing er sie auf ein halbes Dutzend verschiedene Weisen. Manchmal, wenn er die Strecke abging, stieß er auf einer Knochenpfeife den Ruf eines verletzten Kaninchens aus und erschoß einen jungen Kojoten, der herbeigetrottet kam, um zu sehen, was los war, doch sein wichtigstes Gerät war eine Falle mit Doppelfeder. Im November war alles bereit - die Fallen waren gesäubert, gefärbt und im Gelände aufgestellt. Die vorbehandelten Wachshandschuhe, der Seitenschneider, die Plane zum Daraufknien, die Stiefel, die Flaschen mit den Düften, Draht, Strick, Stöcke, gesiebter Dung, Erde, Sand, Gras und Zweige, alles war verstaut in der an seinem Wagen angebrachten großen Kiste.
Im vierten Jahr bei den Sagines wollte Starr mitfahren und zusehen, wie er seine Fallen aufstellte. Er brauchte lange zu einer Antwort.
»Also, was ist, Loyal, du willst doch auch in Zukunft Käsesoufflés essen, oder?« Sie und Jack lachten, auch Loyal lachte, aber etwas spät und säuerlich.
»Nein, nein, es ist nur so: Je weniger Geruch da ist, um so besser. Wenn ich wüßte, wie ich die Fallen aufstellen kann, ohne an sie ranzugehen, dann würd’ ich’s so machen.« Er nahm sie jedoch mit, nachdem sie versprochen hatte, im Transporter zu bleiben und durchs Fernglas zuzusehen. Er ließ sich nicht anmerken, daß sie die erste Frau nach zweiunddreißig Jahren war, die neben ihm im Auto saß.
»Also, das hier wird eine Falle für Stellen, wo sie Duftmarken hinterlassen. Dort bei den Büschen ist ein Fels, der in’nem komischen Winkel rausragt - du kannst ihn von hier aus sehen, durchs Fernglas jedes Löchlein erkennen -, und jeder Kojote im Umkreis von zwei Kilometern scheint dagegen zu pissen, wenn er vorbeikommt. Dort stelle ich zwei Fallen auf.«
Sie sah ihm zu, wie er ein Paar gewachste Handschuhe anzog, sich das vorbereitete Bündel umschnallte und, nachdem er dreißig Meter vom Laster entfernt war, aus seinen Stiefeln stieg und in ein anderes Paar schlüpfte, das zusammen mit ein bißchen Erde, Goldaster und Beifuß in einem Beutel gesteckt hatte. Er band sich eine Gazemaske über den Mund.
Neben dem Felsen setzte er vorsichtig den Eschenkorb ab und zog die Plane für seine Knie heraus, breitete sie mit der blauen, geruchlosen Seite nach unten aus. Mit einer Kelle grub er zwei Löcher am Fuß des Felsens, jedes groß genug für eine Falle, häufte dabei sorgfältig die Erde auf einer Seite auf. In den Grund jedes Loches trieb er einen eingekerbten hölzernen Pflock, brachte die Falle über dem Pflock in Stellung und spannte sie. Die Muldenabdeckung kam über die aufgestellte Falle, und er siebte ein bißchen Erde auf die Abdeckung, damit sie nicht verrutschte. Behutsam, aber behende richtete er die Abdeckung mit einem dürren Zweig aus, siebte noch mehr Erde über die Falle, so daß zuerst die Sprungfedern und dann die Muldenabdeckung darunter verschwanden.
Als die gesiebte Erde mit dem umgebenden Boden eben abschloß, fegte er vorsichtig mit einem Beifußbüschel über die Stellen. Er tauschte seine Wachshandschuhe gegen ein anderes Paar aus, das sich außen an seinem Korb in einem Leinenbeutel befand, nahm die Duftflasche und tauchte den dürren Zweig hinein. Er steckte den Zweig nah am Boden in eine Spalte im vorspringenden Felsen und spritzte dann oberhalb des Zweigs Kojotenurin auf den Felsen. Daraufhin zog er wieder die anderen Handschuhe an. Schließlich klaubte er alles zusammen, stieg von der Plane herunter, faltete sie zusammen und trat einen Schritt zurück. Mit dem Beifußbüschel glättete er die flachen Abdrücke, die seine Knie hinterlassen hatten, und entfernte sich. Als er an die Stelle kam, wo seine Stiefel standen, zog er die geruchlosen Stiefel aus und verstaute sie wieder in dem Beutel mit der Erde und den Pflanzen.
»Mein Gott, wenn das nicht eine Riesenmühe ist.«
»Ist bloß’ne einfache Falle, aber tauglich für Kojoten. So was mußt du machen, wenn du sie reinlegen willst. Ich hab’ schon erlebt, daß sie meine Fallen ausgegraben, sie mit der Nase aus dem Loch geschoben und umgeworfen haben, dann haben sie draufgepißt und sie mir dagelassen. Aber normalerweise stelle ich eine Blindfalle auf.«
»Wofür ist die Maske? Hat ausgesehen, als wärst du auf dem Weg zu’nem Raubüberfall.«
»Für den Atem. Menschlicher Atem stinkt. Hinterläßt einen Geruch, vor allem, wenn du wie ich Schinken und
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