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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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rauschen. Unsere Reise über den See war zu Ende, und wir machten uns am nächsten Tag auf den Weg zur neuen Hauptstadt Nordamerikas.

7
     
     
    Duluth war ein stark frequentierter Hafen gewesen, als aber Chicago zerbombt war, verschonte man die übrigen Städte in der Nähe, weil sie ohnehin wie ein verdorrter Ast dahinwelken würden, da das Wirtschaftszentrum zerstört war. Wir näherten uns der Stadt auf Umwegen, ließen uns hier ein Stück mitnehmen, und marschierten da ein Stück der Stadt entgegen. Meistens wanderten wir nachts, während uns die kalten Sterne beschienen. Tagsüber verbargen wir uns im Unterholz, manchmal in Heuschobern oder Feldern. Die Farmer hatten hier nicht so viel unter den Banden aus der Stadt zu leiden gehabt wie im Osten, und mir fiel es leicht, die nötigen Nahrungsmittel von den Farmern zu erbetteln. Unsere eigenen Vorräte hatten wir restlos während der Bootsfahrt aufgebraucht.
    Minneapolis-St. Paul war zu einer wichtigen Stadt nach dem dritten Weltkrieg geworden, vor allem für die rapide wachsenden Luftfrachtlinien, aber die fortschreitende technische Entwicklung machte diese Transporte innerhalb eines Jahrzehnts überflüssig, und die Stadt fiel wieder in vornehmes Nichtstun zurück. Nur ein kleiner Flugplatz und einige Fabriken zeugten von vergangener Größe. Die unbeschädigten Gebäude und die zentrale Lage ließen es als besonders geeignet für das Hauptquartier der Marsier auf dem nordamerikanischen Kontinent erscheinen. Weder Kit noch ich waren jemals hier gewesen, aber Regelin kannte die Gegend gut; die Situation entbehrte nicht eines gewissen grimmigen Humors, daß ausgerechnet er uns hier anführen mußte.
    Eine Woche Fahrt per Anhalter brachte uns an die Vororte der Stadt heran. Wir rasteten in einem kleinen Gehölz, wuschen uns und bereiteten uns für unser Erscheinen in der Stadt vor. Kit wusch auch unsere Sachen in einem Bach, und bald sahen wir wie ein ganz normales Ehepaar aus. Regelins Uniform wurde aus dem Bündel hervorgeholt, tüchtig gereinigt und getrocknet. Die Kunstfaser nahm ganz allein die Bügelfalten an. Der silberbestickte Kragen glänzte im Sonnenlicht.
    »Und nun«, sagte er, »trennen wir uns vorläufig. Wenn eine Gruppe ihr Ziel nicht erreicht, muß die andere so gut es geht weitermachen.« Seine Stimme klang entschlossen, und sein Händedruck war fest. Ich mußte ihn bewundern; denn ich selbst fühlte nur dumpfe Hoffnungslosigkeit in mir, die nur vom Mut der Verzweiflung verdrängt wurde, weil es nichts mehr zu verlieren gab.
    Kit und ich legten uns ins hohe Gras und sahen zu, wie er selbstbewußt auf der Landstraße ausschritt. Es dauerte nicht lange, bis ein marsischer Lastwagen aus Norden kam; er winkte ihm zu und bestieg ihn kaltschnäuzig. Er brauchte nicht einmal Gründe anzugeben, solange kein anderer Offizier in der Nähe war.
    »Glücklicher Teufel«, murmelte ich.
    »Bis ihn jemand erkennt«, sagte Kit.
    Wir begannen unsere Wanderung nach Sonnenuntergang, ein Mann, eine Frau und ein Kind. Zwei Stunden vor Mitternacht befanden wir uns mitten in den nördlichen Wohnvierteln und schleppten uns die dunkle Lyndale Avenue entlang. An der Ecke zum Broadway sahen wir die ersten Lebenszeichen; einige Bars, die geöffnet waren, und ab und zu ein Auto. Mein Herz hüpfte, als ich an der Straßenecke einen Marsier mit einem gezückten Notizbuch stehen sah. Kit zog mich ins Dunkel zurück, und ihre Hand lag kalt in der meinen. »Wir gehen besser um den Block herum«, flüsterte sie mir zu.
    »Nein«, preßte ich zwischen den Zähnen hervor. »Wir dürfen nicht so feige handeln. Er beobachtet alles, aber es kann nur seine normale Beschäftigung sein. Vielleicht erfaßt er die Verkehrsdichte. Komm nur!«
    Wir gingen direkt an ihm vorbei. Seine teilnahmslosen gelben Augen streiften uns und wanderten dann weiter. Für den ungeübten Marsier sahen alle Menschen mehr oder weniger gleich aus. Auf diese Tatsache verließen wir uns.
    Später begegneten wir noch anderen Marsiern. Eine Streife, die die Straße entlangging, eine Gruppe einfacher Soldaten, die betrunken dahertorkelte, ein junger Soldat, dessen Gesicht den Ausdruck grenzenloser Einsamkeit zeigte. Ihre Personen- und Lastwagen schnurrten an uns vorüber, riesige Stahltiere, die ihre Maschinengewehre wie Hörner vor sich hertrugen. Ab und zu zischte ein Flugzeug über unseren Köpfen dahin und setzte heulend zur Landung an. Ich sah Marsier, die aus ihren Zivilquartieren kamen, und es wurden immer

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