Poul Anderson
Ehrenbezeigung lässig erwiderte und sich dann ins Innere wandte. Die Dunkelheit verbarg sein Gesicht, als er im Gebäude verschwand. Ich schlenderte die Hennepin Avenue entlang, bis ich an eine Querstraße kam. Schließlich gelangte ich zu dem Parkplatz hinter dem Hotel. Man würde ihn auch bewachen, das war sicher. Ich ging darauf zu.
»Halt!« Der Anruf erfolgte in einer unglaublichen Aussprache. Ich drehte mich um und sah, wie die beiden Posten mit ihren Karabinern im Anschlag auf mich zukamen. Sie waren nicht sonderlich mißtrauisch – was konnte ein einsamer Strolch schon ausrichten? Ich torkelte auf sie zu, bis ich sie fast berührte. Schwarze Gestalten, in metallische Panzer gekleidet. Ich verstellte meine Stimme und lallte, wobei ich hin- und herschwankte.
»Jah? Wasch isch los? Isch musch die Karre vom Scheneral holn. Der Scheneral schagte, du holscht den Wagen, schonscht ...«
»Weitergehen«, sagte der mir am nächsten Stehende. Es mußte eins der wenigen englischen Wörter sein, die er kannte. Er nahm meinen Arm und versuchte, mich auf die Straße zu schieben. »Weitergehen.«
Da schlug ich ihm die Handkante mit aller Wucht an den Hals. Es ist ein brutaler Schlag, wenn man weiß, wie man ihn ansetzen muß. Er ging mit einem Seufzlaut rasselnd zu Boden. Mein Fuß war bereits hinter dem Bein des anderen. Ich stieß ihn vor die Brust, und er fiel wie in Sack um. Dann versetzte ich jedem einen Schlag an die Schläfe.
Nun mußte ich rennen. Die Marsier hören ja sehr gut, und auf den Lärm hin mußte innerhalb weniger Sekunden jemand nachsehen – aber die zwei Posten waren bestimmt nicht in der Verfassung, präzise Aussagen über meine Fluchtrichtung zu machen. Sicher dachte man, der Überfall war ein kurzsichtiger Racheakt. Ich hoffte es wenigstens ...
Ich schlüpfte zwischen die abgestellten Wagen und rannte auf die Feuertreppe zu. Mit einem Satz erreichte ich sie und schwang mich hinauf. Allmählich fand ich Geschmack an Feuertreppen. Aber ich durfte nicht zu schnell klettern, ich mußte mich wie eine Schlange hinaufwinden.
Als ich das siebente Stockwerk erreichte, ging der Trubel unter mir los. Ich hielt an und zwang mich, ruhig zu atmen. Soldaten brüllten, und Suchscheinwerfer blitzten auf. Ein Strahl streifte mich, und einen Augenblick lang erwartete ich den Einschlag von Kugeln. Aber ich trug dunkle Sachen und bewegte mich nicht.
Wir hatten keinen Zeitplan vereinbaren können. Regelin mußte längst schon in Appartement 1847 sein – und was dann? Ich bildete die zweite Angriffswelle, falls man sie brauchte. Ich lag platt auf einem Absatz der Treppe, naß von Schweiß und Tau, und dachte, daß das alles Unsinn war. Wenn Regelin die Tür des Appartements erreichte, hatten wir gewonnen. Alandzu würde niemals einer marsischen Stimme mißtrauen, wenn sie ihn rief und vorgab, eine wichtige Meldung überbringen zu müssen. Er würde die Tür öffnen und sich einer Pistolenmündung gegenübersehen. – Natürlich, später mußten wir vielleicht kämpfen, wenn wir nicht rechtzeitig Hilfe erhielten. Dann kam meine Zeit.
Ich war mit meinen Gedanken im reinen, als sich der Aufruhr unter mir legte. Ich kletterte die Sprossen der Leiter weiter hinauf und hoffte, daß der Krach auf dem Hof die Geräusche übertönen würde, die ich machte. Acht, neun, zehn – waren es zehn Stockwerke? Hatte ich mich verzählt? Ich fluchte leise.
Siebzehn, achtzehn. Meine Knie bestanden aus Gummi. Ich öffnete die Tür und schlüpfte hinein. Ich kam in einen schwach beleuchteten Korridor. Neben mir befand sich Zimmer 1823. Also war ich doch in der richtigen Etage gelandet.
Ich schlich den leeren Gang entlang und starrte auf die Zimmernummern. Jetzt um die Ecke – ja, unter der Tür stahl sich schwacher Lichtschimmer hervor. Hier mußte es sein. Regelin war sicher schon drin und hielt die Fremden in Schach. Er wartete wohl auf mich und wunderte sich, warum ich nicht kam.
Ich verschnaufte. Zugegeben, meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Ich sah entsetzliche Bilder vor meinem inneren Auge, aber ich konnte nicht dauernd meinen melodramatischen Phantasien nachhängen. Immerhin – warum sollte ich leichtfertig ein Risiko eingehen?
Ich ging an der Tür so leise wie möglich vorbei, schlich um zwei Ecken und fand eine andere Feuerleiter an der Ostseite des Gebäudes. Ihr gegenüber befand sich die fensterlose Wand eines anderen Baues, und unter dem Fenster zog sich ein schmaler Sims um das Hotel. Ich steckte
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