Poul Anderson
das vor einigen Monaten eintraf. Wir traten mit der Marsregierung in Verbindung, weil das die einzige war, die noch bestand. Und dann ...«
»Sie lügt!« Kits Stimme war schrill und wütend. »Sie will uns als Wahnsinnige hinstellen, während wir ...«
»O nein«, sagte Radeef. »Sie sind ganz normal. Aber die politische Situation ist – nicht einfach. Normalerweise würden wir Mars auffordern, der interstellaren Union beizutreten, die schon ein Dutzend Sternsysteme umfaßt, und der Archon will sich auch gern anschließen. Jedoch wehrt sich eine mächtige und einflußreiche Gruppe dagegen, weil man damit einen Teil der Unabhängigkeit aus der Hand geben würde. Deshalb führt der Archon die Verhandlungen geheim, um die Opposition vor eine vollendete Tatsache zu stellen. Die Opposition bekam aber davon Wind und versucht, Stimmung gegen diesen Plan zu machen, indem sie unsere Leute entführt und ermordet. Nur darin haben sie bis jetzt Erfolg gehabt.«
Hansen schaute uns alle bedächtig an. »Warum sollten ihnen Leute von der Erde helfen?« fragte er.
Eine Eule schrie irgendwo draußen, der Ruf klang in der Stille ungewöhnlich laut.
Radeef sagte: »Das kann man schlecht erklären, vor allem, wenn man die Vorteile in Betracht zieht, die sich die Erde einhandeln würde. Die Unterdrückung würde aufgehoben, weil innerhalb der größeren Gemeinschaft der Mars keine Angst mehr vor der Erde zu haben braucht. Ich glaube, diese Leute wurden nur durch hohe Belohnungen zu ihren Taten aufgestachelt.«
»Hansen«, sagte ich, »ich kämpfe schon seit meinem sechzehnten Lebensjahr bei der Raumwaffe der Erde.«
»Das behauptet er«, sagte Radeef. »Und selbst wenn es wahr ist, was beweist das? Er wurde eingezogen.«
Das Ganze war ein Alptraum. Was sollten wir tun, wie konnten wir diesen alten Mann überzeugen? Wir konnten hier nicht ewig bleiben und ihn bewachen, man hätte uns entdeckt. Wir konnten ihn auch wegen Alice nicht mit uns wegschleppen – was sollten wir machen?
Regelins rauhes Lachen unterbrach die lastende Stille. »Aklan tubat!« rief er aus. »Ich könnte dich wegen dieses Versuches bewundern, Radeef. Jedoch ...« Er beugte sich vor und blickte sie hart und kalt an. »Du sagst, es sei dir unmöglich, die Gestalt zu wechseln, wie wir behaupten?«
»Natürlich«, sagte Radeef. »Dr. Hansen als Arzt wird Ihnen zweifellos ...«
Regelin sprang auf sie zu. Mit einem Fuß schleuderte er sie gegen die Wand und hielt sie fest, während er mit der linken Hand ihren Arm ergriff und ausstreckte. Mit der Rechten faßte er nach einem Topf mit kochendem Wasser, der auf dem Herd stand. Er näherte den Topf dem ausgestreckten Arm von Radeef, und sie handelte instinktiv. Der Arm wurde dünn und dehnte sich. Dann schnellte er von dem Topf zurück. Regelin lachte wiederum, ließ sie los und stellte dann den Topf wieder auf den Herd. Radeef knurrte und nahm ihre ursprüngliche Gestalt an. »Doktor«, rief sie. »Es stimmt, wir können ...«
»Lassen Sie es sein«, sagte Hansen. »Sie haben es versucht.«
Anschließend gingen wir ins Wohnzimmer. Hansen marschierte hin und her und hielt die Hände auf dem Rücken verschränkt. Er versuchte, einen Plan zu unserer Hilfe auszudenken.
»Mit der gewöhnlichen Polizei ist nichts zu machen«, sagte er. »Sie würde sofort den ganzen Vorfall dem Hauptquartier der Marsier melden, wie es ihnen eingetrichtert worden ist, und die Eindringlinge brauchen Sie dann bloß umzubringen. Selbst wenn die Polizei das Geheimnis bewahren könnte, wie sollte man jemanden, der helfen kann, gefahrlos benachrichtigen?
Wenn der Kommandant selbst ein Eindringling ist, dann muß der echte marsische Offizier, der diese Geschichte glaubt, eine Meuterei anzetteln. Und das muß so unauffällig geschehen, daß keine andere marsische Dienststelle, weder auf der Erde oder auf dem Mond noch auf dem Mars, davon erfährt, ehe auch gegen sie entsprechende Schläge geführt werden können. Und das braucht alles seine Zeit.«
»Yueth dzu Talazan«, sagte Regelin. »Er ist unsere größte Hoffnung. Ich bin ganz sicher, daß er ein echter Marsier ist. Erstens ist er nicht so hochgestellt, als daß man ihn durch einen Fremden ersetzen müßte, und zweitens ist er ein kühner, fähiger Offizier. Wenn man ihn überzeugen könnte ...«
»Gut«, sagte Hansen. »Ich will's versuchen, ihm eine Botschaft zukommen zu lassen. Sie schreiben ihm was auf, damit er sie allein aufsucht, oder höchstens mit ein paar Freunden, auf
Weitere Kostenlose Bücher