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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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Sie an Rom, die Goten rissen vor den Hunnen aus, die sich wiederum auf der Flucht vor den Mongolen befanden. Nur diese Tahowana sind klüger. Sie haben uns an ihrer Stelle kämpfen lassen.«
    »Sie sind so wenige«, preßte Regelin zwischen den Zähnen hervor. »So wenige und so dünn verteilt, so leicht erkennbar, wenn man nur weiß, wonach man zu suchen hat. Und trotzdem sind wir immer noch hilflos. Es ist zum Verzweifeln!«
    »Wir müssen es weiter versuchen«, sagte ich. »Ein Ferngespräch mit Yueth? Nein, die Telefonleitungen sind noch nicht repariert. Ein Brief? Ich nehme an, daß die Post aller Marsier, die nicht zu den Fremden gehören, scharf kontrolliert wird. Ein Versuch, sich wieder in die Stadt zu schleichen? Hoffnungslos. Aber wir werden uns was ausdenken. Wir müssen einen Weg finden.«
    Ich drehte mich zum Wagen um, als Alice aufschrie. Kit hielt das Kind fest an sich gepreßt. Sie weinte selbst hemmungslos. Alice plapperte wirres Zeug, das ich nicht verstand; sie hatte hohes Fieber.

9
     
     
    Nach Einbruch der Dunkelheit fuhren wir weiter, wobei wir nicht recht wußten, wohin die Reise ging, aber das war uns ziemlich egal.
    Gegen zehn Uhr kamen wir in ein kleines Dorf, das nur aus ein paar Häusern und aus einem großen Gemischtwarenladen bestand. Außerdem gab es noch eine Bank und einen Händler für landwirtschaftliche Bedarfsartikel. Regelin hielt an einer unbeleuchteten Stelle an, während ich an einem Haus klopfte, aus dessen Fenstern Licht fiel.
    Ein Mann schlurfte herbei, und ich stellte mich so, daß mein Gesicht im Schatten blieb, als er die Tür öffnete. Ich fragte nach dem nächsten Arzt.
    »Hatte einen kleinen Unfall«, erklärte ich. »Verirrte mich in den Wäldern, fiel und verstauchte mir den Arm.«
    Er blickte mich schärfer an. »Woher kommen Sie?« fragte er. Ich stellte mir vor, daß die Neuigkeiten hier sehr rar sein mußten. Der Postdienst klappte bestimmt noch nicht regelmäßig und im Radio konnte man nur die offiziellen Meldungen der Besatzungsmacht abhören.
    »Ich bin auf der Walze«, sagte ich. »Kam durch Duluth, aber dort gab es keine Arbeit, und da zog ich weiter.«
    »Da sind Sie ganz schön herumgekommen.«
    Ich konnte förmlich seine Gedanken lesen: Der Kerl könnte was klauen. Vielleicht hat er schon was beiseite gebracht.
    »Ich habe einen Onkel, der wohnt in North Dakota. Bei dem kann ich bestimmt bleiben, wenn ich hinkomme«, sagte ich. »Nun, wo ist der Arzt, bitte?«
    »Zwei Häuser weiter. Er heißt Hansen, Bill Hansen.«
    »Danke.«
    Ich ging weiter und überlegte krampfhaft, ob meine Lügen glaubhaft geklungen hatten. Ich sprach New Yorker Akzent, obwohl ihn die vielen Jahre in der Raumwaffe abgeschliffen hatten.
    Das Haus des Arztes lag in Dunkel gehüllt. Wir parkten auf der gegenüberliegenden Straßenseite unter dichten Bäumen, und ich ging hinüber und klopfte abermals. Hoffentlich war er da.
    Alice wimmerte in meinen Armen. Ihre Augen glänzten fiebrig und blickten ins Leere. Sie erkannte mich nicht mehr.
    Über mir öffnete sich ein Fenster. »Wer ist da?« Die Stimme eines alten Mannes, aber immer noch fest und volltönend.
    »Ein Patient«, antwortete ich so ruhig wie möglich. »Wirklich dringend.«
    »Okay, ich bin gleich unten.«
    Das Dorf hatte elektrisches Licht, und das war ungewöhnlich. Vielleicht hatten sie einen alten Holzvergasermotor für diesen Zweck umgebaut. Der Lichtstrahl aus der sich öffnenden Tür blendete mich, und ich trat schnell ein und schloß die Tür hinter mir.
    Hansen betrachtete mich. Er war ein hagerer, gebildet aussehender Mann mit weißem Haar und schmalem, zerfurchtem Gesicht. Seine blauen Augen hinter altmodischen Gläsern ruhten aufmerksam auf mir. Er hatte ein paar Hosen über sein Nachthemd gezogen, aber sonst keine Umstände gemacht.
    »Das Kind ist krank«, sagte ich. »Es hat seit zwölf Stunden hohes Fieber und befindet sich jetzt im Delirium.«
    »Hm.« Er nahm Alice behutsam in seine Arme und trug sie in das Wohnzimmer. »Wollen Sie bitte das Licht im Vorzimmer auslöschen? Wir dürfen nur jeweils eine Glühbirne brennen lassen.« Er legte Alice auf die Couch und öffnete seine Arzttasche. Ich stand im Durchgang und sah zu, wie er sie untersuchte. Dabei dachte ich an Kit, die draußen im Wagen saß und Regelins Hand krampfhaft hielt, weil es sonst in der ganzen Welt nichts weiter gab, was sie hätte tun sollen.
    Hansen beendete seine Untersuchung und wandte sich mir zu. »Wo hat sie sich das geholt?«

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