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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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fragte er.
    »Ist das wichtig?« entgegnete ich.
    »Sicher. Ich muß wissen, was sie alles durchgemacht hat.«
    »Na schön.« Ich steckte eine Hand in meine Jackentasche, in der sich Regelins Pistole befand. »Sie wurde ungenügend ernährt, wochenlang. In den letzten zwei Tagen hat sie gar nichts zu essen bekommen, weil wir nichts besitzen. Sie ist tödlich erschreckt worden, und das immer und immer wieder. Sie schlief kaum. Sie hat sich heute den ganzen Tag an einem nassen Ort aufgehalten. Genügt Ihnen das?«
    Er betrachtete mich lange. Ich mußte selbst ziemlich krank ausgesehen haben, eingefallene Wangen, eingesunkene Augen, schmutzig und unrasiert. »Allerdings, Mr. Arnfeld«, sagte er. »Ich verstehe.«
    »Da wissen Sie also über alles Bescheid?«
    »Das ließ sich kaum vermeiden. Es kam jeden Tag über den Rundfunk. Heute morgen kam es wieder durch, und gleichzeitig wurde bekanntgegeben, daß Sie in den Zwillingsstädten Minnesota-St. Paul verschiedene Morde begangen hätten und nach Norden geflohen wären.«
    Ich zuckte die Achseln. »Schön. Und das Kind?«
    »Ein schlimmer Fall von Grippe, zu dem vielleicht noch Lungenentzündung hinzu kommt. Leute, die ihre Kinder so behandeln, sollte man bestrafen.« Er sagte es ganz leidenschaftslos, ohne jeden Groll, aber sein Gesicht war bitterernst dabei.
    »Wir hatten keine Wahl«, erwiderte ich. »Unsere Verfolger hätten sich bestimmt noch weniger um sie gekümmert, ihr höchstens ein Grab geschaufelt.«
    »Na schön«, sagte er. »Ich glaube, daß ich sie durchbringen kann. Es gibt hier kein Penicillin, aber Sulfonamide habe ich noch, und damit heilt man schlimmere Fälle als diesen hier. Aber sie muß absolute Ruhe haben, außerdem viel Pflege und gutes Essen, und das für lange Zeit.«
    »Ich fürchte, das können wir ihr nicht geben«, sagte ich. »Außerdem glaube ich nicht, daß wir hier lange bleiben können.«
    »Kaum.« Er hob das Mädchen hoch. »Warum bringen Sie nicht Ihre Freunde herein, während ich das Kind behandle?«
    »Und Sie rufen den Sheriff an? Wir müßten uns gegen ihn stellen. Wir haben schon genug Unheil angerichtet.«
    »Stellen Sie sich nicht so albern an, Arnfeld. Übrigens ...«, jetzt lächelte er verschmitzt, »ich würde mir gern Ihre Geschichte anhören.«
    Ich ging hinaus und holte beide herein, während er Alice aus dem Zimmer trug.
    Sicherlich waren wir ein seltsamer Haufen. Ich sah wie ein Landstreicher aus, aber da war Kit, schlank und im Glanz ihrer hellen Haare, die ihr schmales liebes Gesicht einrahmten; Regelin überragte uns, eine dunkle Gestalt mit honigfarbenen Augen, der in seiner schwarzen Uniform seltsam fremd und unwirklich aussah. Dann kam Radeef, das Ungeheuer, das wir mit der Pistole in Schach hielten und dessen unmenschlicher Kopf tierisch aussah. Innerhalb der gutbürgerlichen Wohnung nahmen wir uns wie Eindringlinge aus einer Welt aus, die es eigentlich gar nicht geben konnte.
    Hansen holte tief Luft. »In Ordnung«, sagte er. »Lassen Sie sich nieder und warten Sie ein paar Augenblicke. Würden Sie mir helfen, junge Frau, während ich das Kind behandle?«
    Kit rannte mit ihm die Stufen empor und fiel beinahe vor lauter Übereifer hin.
    Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, ehe sie wieder herunterkamen. Hansen lächelte beruhigend. »Ich gab ihr die erste Injektion«, sagte er. »Sie schläft jetzt und sollte sich eigentlich rasch erholen.« Seine Blicke wanderten von einem zum andern. »Ich stelle fest, sie könnten alle ein gutes Essen gebrauchen. Kommen Sie mit in die Küche. Wir werden etwas zubereiten.«
    Während er das Essen vorbereitete, erzählten wir ihm in großen Zügen die ganze Geschichte. Ich glaube nicht, daß ein vernünftiger Mensch sie uns abgenommen hätte, wenn wir nicht Radeef dabei gehabt hätten, die auf dem Fußboden kauerte. Zusehends wurde Hansen stiller, nur ab und zu warf er eine Frage ein, um einige Punkte zu klären. Am Ende preßte er die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Das ist eine fürchterliche Erkenntnis«, sagte er.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte Radeef plötzlich. »Es ist gar nicht wahr. In Wirklichkeit ...«
    »Nur weiter«, befahl ich ihr. »Ändere deine Gestalt.«
    Sie grinste mich tückisch an. »Wie sollte ich? Was Sie verlangen, ist ganz offensichtlich unmöglich.« Sie wandte sich Hansen zu: »Doktor, die Wahrheit ist, kurz gesagt, folgende: Ich komme vom Sirius, das stimmt, und gehöre zur Mannschaft eines Expeditionsschiffes,

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