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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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langsam an und verfiel schon bald in einen gemächlichen Trott.
    Sie spürte den beruhigenden, gleichmäßigen Rhythmus ihrer Schuhe auf dem Pflaster und merkte, wie sie lockerer wurde. Hatte sie doch recht gehabt: Wenn sie lief, ging es ihr gleich viel besser. Zum ersten Mal seit mindestens zehn Tagen begann sie, sich zu entspannen, erfüllt von der einsamen Herausforderung des Laufens.
    Es war ein kompakter grüner Lieferwagen, der die am Ufer gelegenen Hotels mit Brot belieferte. Keine 100 Meter vor dem Eingang des Bowen-Road-Parks schien der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug zu verlieren. Über zwei Fahrspuren hinweg schoss der Kleinlaster schlingernd auf Yang zu. Ihr blieb keine Zeit zu schreien; sie bemerkte ihn erst im letzten Moment, als sie direkt hinter sich das Quietschen von Reifen hörte. Der kleine Truck erwischte sie mit über 70 Kilometern pro Stunde und schleuderte sie zur Seite, sodass sie mit dem Kopf voran auf den Straßenbelag krachte. Der Laster schlingerte weiter und überrollte sie, ehe er gegen einen Baum am Straßenrand prallte. Später würde man feststellen, dass die Bremsen versagt hatten. Der Fahrer, ein Saudi, vergoss bittere Tränen über das Unglück, das der Lieferwagen, den er seit über vier Jahren fuhr, verursacht hatte.
    In London schloss Derek Langley um kurz nach 20 Uhr am Freitagabend die Bürotür von Passwood-Regent hinter sich. In der Hand hielt er seine marineblaue Sporttasche. Ein uraltes Ding, dennoch trug er sie voller Stolz. Auf der Längsseite prangte in Rot das Logo der Schwimmmannschaft der Cambridge University. Vor fast zehn Jahren hatte er dazugehört.
    Langley suchte gern den Royal Automobile Club auf, in dem er Mitglied war, um eine Stunde zu schwimmen. Das tat er jeden Abend.
    Die zweieinhalb Kilometer zum Club ging er zu Fuß. Es war kühl draußen. Abgesehen von der jungen Blondine am Empfang schien niemand da zu sein. Wie jeden Freitagabend. Im Umkleideraum zog er sich um, ging über die Marmorfliesen des Flurs zum Pool, sprang hinein und begann, seine Bahnen zu ziehen.
    Nach der Woche, die hinter ihm lag, fühlte Langley sich jetzt so richtig gut. Nach einem eher mittelmäßigen Jahr war in der vergangenen Woche alles perfekt gelaufen. Passwood-Regent hatte die Woche mit Aktivposten in Höhe von 3,6 Milliarden US-Dollar begonnen und stand nun bei satten 10,4 Milliarden. Vor dem Verlassen des Büros hatte er noch einmal seinen Bonus überschlagen. Alles in allem konnte er in zwei Wochen mit einer Prämie von nahezu 50 Millionen Dollar rechnen. Langley war jetzt 29 und bereits über 200 Millionen Dollar schwer. Trotzdem stand ihm das beste Jahr seiner Karriere jetzt noch bevor. Dieses Jahr würde er sich etwas gönnen, dachte er, während seine langen, muskulösen Arme das Wasser durchpflügten. Einen Landsitz vielleicht. Oder ein Flugzeug. Im Grunde brauchte er eigentlich beides nicht. Das Einzige, woran er wirklich Gefallen fand, war Arbeiten und Schwimmen.
    Langleys Gedanken wanderten zu Alexander Fortuna. Nachdem er schon zwei Jahre für seinen geheimnistuerischen Chef arbeitete, würde er ihn jetzt endlich kennenlernen. Heute Nachmittag hatte Fortuna ihm mitgeteilt, dass er plante, Anfang Januar nach London zu kommen. Langley war aufgeregt. Der junge Mann betrachtete Fortuna als Idol, womöglich den besten Investor, dem er je begegnen würde – jederzeit bereit, alles aufs Spiel zu setzen, und zugleich mit der beinahe übermenschlichen Fähigkeit ausgestattet, geduldig abzuwarten, bis sich eine passende Gelegenheit ergab. Mit 32, das wusste Langley, hatte Fortuna seine erste Milliarde gemacht. Konnte Derek das ebenfalls schaffen? Er hatte keine Ahnung, wie. Es sei denn, er initiierte seinen eigenen Fonds, so wie damals Fortuna in seinem Alter. Vielleicht brachte er ja den Mut auf, Fortuna danach zu fragen.
    Irgendwann tauchte in der Bahn zu seiner Linken ein weiterer Schwimmer auf. Langley hatte gar nicht mitbekommen, dass der dunkelhaarige Mann den Poolbereich betreten hatte. Allerdings bemerkte er es sehr wohl, als der Schwimmer rechts von ihm, ein stämmiger Mann mit behaarter Brust und behaartem Rücken, mit seinem Training begann. Er kannte ihn. Der Mann hieß Malik und ging ebenfalls gerne freitags schwimmen.
    Als Langley seit fast einer Stunde im Becken schwamm und seine Arme und Beine allmählich ermüdeten, spürte er auf einmal, wie seine Füße von unten gepackt wurden. Er setzte sich zur Wehr und zappelte wild mit den Beinen, doch

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