Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
langsam!«
Doch es nützte nichts. Der Fahrer wollte nicht auf ihn hören. Da begriff Karl, was vorging. Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Er musste raus aus dem Wagen. Selbst bei dieser Geschwindigkeit musste er rausspringen und versuchen, sein Leben zu retten.
Er packte den Griff und versuchte, ihn zu bewegen. Nichts rührte sich. Mit aller Kraft zerrte und rüttelte er daran, doch vergeblich.
Er griff nach vorn und packte Bobby am Hals, zerrte am Kinn des Fahrers, bemühte sich, ihm den Kopf herumzureißen, weg von der Straße, damit er nicht mehr sah, wohin er fuhr, und der Lincoln womöglich in die Leitplanken krachte. Doch Bobbys Kopf bewegte sich keinen Zentimeter. Der Kerl war stärker, als Karl gedacht hatte. Der Chauffeur streckte den Arm aus und angelte mit der Rechten nach Karls Hand, während er mit der Linken weiterhin das Lenkrad hielt. Ein schneller Ruck nach unten, und Karls Handgelenk brach. Eine Sache von einer Sekunde.
Karl schrie auf. Ein neuerlicher heftiger Schlenker presste ihn in den Rücksitz.
Dann, als sie unter der Brücke der 59. Straße hindurchjagten, tauchte sie vor ihm auf: eine Betonabsperrung. Mittlerweile fuhr der Wagen mehr als 180 Stundenkilometer. Das gewaltige Hindernis trennte die Ausfahrtrampe vom Highway. Nichts stand mehr zwischen dem Wagen und dem immer näher kommenden Betonblock.
Innerhalb eines flammenden Augenblicks war alles vorbei. Als der Lincoln auf die Absperrung prallte, wurde Sheldon Karl zu Brei zermatscht. Damit hatte Alexander Fortuna das letzte noch verbliebene Problem beseitigt.
26
WEISSES HAUS
WASHINGTON, D.C.
Im Westflügel des Weißen Hauses saßen vier Leute im Büro von Jane London, der Stabschefin des Präsidenten: London selbst. Myron Kratovil, der Nationale Sicherheitsberater. Bill Holmgren, Chef der CIA. Und schließlich US-Außenminister Roger Putnam.
Im Westflügel des Weißen Hauses herrschte eine geschäftsmäßige und dennoch überraschend behagliche Atmosphäre. Große, historische Gemälde und Fotografien zierten die Wände unterhalb der niedrigen Decken. Voller Energie und für gewöhnlich mit einem Lächeln im Gesicht gingen die Mitarbeiter durch die Flure. Die dicken Teppiche in kräftigen Rottönen besaßen ein hübsches Muster. Insgesamt vermittelte die Einrichtung einen Eindruck von Luxus, Vornehmheit und einen Hauch von Geschichte, vergleichbar mit einer alten Villa in einer wohlhabenden Stadt von New England.
Hastig betrat John Scalia, der Stellvertreter des Nationalen Sicherheitsberaters, das Büro und machte es sich auf einem Stuhl neben Londons Schreibtischkante bequem.
»Guten Abend zusammen!«
»Schießen Sie los!«, forderte ihn Außenminister Putnam auf. »Ich bin sowieso schon zu spät dran für meinen Flug nach Südkorea.«
»Den werden Sie nachher vielleicht verschieben wollen, Sir«, meinte Scalia.
»Und weshalb?«
»Vor 36 Stunden autorisierte der Präsident ein spezielles NSA-Protokoll«, erklärte Scalia. »Wir haben elektronische Unterlagen und Audiomitschnitte der NSA aus den letzten zehn Jahren zurückverfolgt. Kurz gesagt: Die Aufzeichnungen belegen eindeutig, dass es seit geraumer Zeit Erörterungen gegeben hat, Capitana zu sabotieren.«
»Und wer hat das erörtert?«, fragte London.
»Die Indizien weisen nach Saudi-Arabien. Uns liegen zahlreiche Protokolle vor, in denen hochrangige Aramco-Manager und Regierungsbeamte den Schaden diskutieren, den Capitana anrichten könnte – und zwar aus der Planungsphase, während des Baus und danach. Wir haben den Außenminister auf Band, wie er darüber spricht. Gespräche, die sich damit beschäftigen, Leute auf der Bohrinsel einzuschleusen. Das Ganze ist ziemlich unerfreulich. Darum habe ich diese Sitzung einberufen.«
Im Saal herrschte mehrere Sekunden lang Schweigen.
»Saudi-Arabien?«, meinte London schließlich. »Ein von der Regierung genehmigter Anschlag? Unmöglich!«
»Das würde erklären, warum die Bombenleger Zugang zu einem hochmodernen Sprengstoff hatten«, überlegte Kratovil.
»Wird tatsächlich darüber gesprochen, die Anlage in die Luft zu jagen?«, wollte Putnam wissen.
»Nein«, sagte Scalia. »Aber es kommt dem schon verdammt nah.«
»Natürlich wurde nicht darüber gesprochen«, meinte Holmgren. »Wenn etwas geplant wurde, dann doch nicht per Telefon, E-Mail oder anderen Medien, die von der NSA kontrolliert werden. Sonst müssten schon komplette Idioten am Werk sein. Und das sind Fahd, Bandar und die Aramco gewiss
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