Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
alles auf, was mit der Bohrinsel oder dem Staudamm zu tun hat.«
Karim reichte Fortuna einen dunkelgrauen Mantel mit Kragenaufschlägen aus schwarzem Samt.
Ruhig glitt der Wagen, ein Mercedes S 600, die Fifth Avenue entlang. An der 21. Straße bog er nach rechts ab und fuhr ein paar Blocks weiter. Vor einem großen Ziegelsteinbau hielt er neben wartenden Limousinen und Sportwagen in zweiter Reihe.
Es handelte sich um ein altes Lagerhaus, eine frühere Fleischfabrik. Mehr als ein Jahrhundert lang hatte man hier Rinderhälften zu Steaks und Hamburgern verarbeitet, verpackt und an Restaurants in Lower Manhattan geliefert. Heute, 165 Millionen Dollar Renovierungskosten später, beherbergte das Gebäude teure Eigentumswohnungen und im Erdgeschoss einen exklusiven Nachtclub namens »11«, zu dem nur Mitglieder Zutritt hatten.
Fortuna stieg aus dem Wagen und ging auf den Eingang zu. Ein kräftiger Portier hielt ihm die Tür auf.
»Guten Abend, Sir.«
»Hi, Jack! Wie geht es Ihnen?«
»Bestens, Mister Fortuna.«
»Wie ist die Stimmung?«
»Nicht schlecht für einen Donnerstag. Vorhin habe ich auch Miss Haviland gesehen.«
Fortuna lächelte und drückte ihm ein Bündel Scheine in die Hand, ein paar Hundert Dollar in Zwanzigern.
»Vielen Dank, Mister Fortuna.«
»Keine Ursache. Immer schön warm halten.«
Fortuna passierte einen Flur, lief durch eine weitere Tür, die ihm ebenfalls von einem kräftigen Türsteher aufgehalten wurde. Er reichte dem Mann seinen Mantel und dazu ein weiteres Bündel Scheine.
Der Laden wirkte nicht unbedingt wie ein Nachtclub, eher wie ein geräumiges Wohnzimmer mit gedämpfter Beleuchtung. Rauch schwängerte die Luft. Zur Rechten war in einer kleinen Nische ein ganzes Wandregal voller Alkoholflaschen untergebracht. Fortuna trat an die Bar. Hinter einem hohen, auf Hochglanz polierten Holztresen stand eine junge, hübsche Brünette und lächelte ihn an.
»Guten Abend.«
»Hi«, erwiderte Fortuna. »Was gibt es heute Abend als Special?«
»Wir machen eine Verkostung von Screaming Eagle«, schlug sie mit irischem Akzent vor. Sie hob ein großes Weinglas und schenkte einen dunkelroten Cabernet ein.
Fortuna nahm das Glas und nippte.
»Nicht schlecht.« Lächelnd nahm er noch einen Schluck. Einen Moment lang starrte er die Barfrau mit ihren großen blauen Augen an. Ihre Nase war gerade, vielleicht ein kleines bisschen zu lang, das braune Haar fein säuberlich zurückgekämmt.
Er musterte ihren Körper, die enge schwarze Bluse, die sich über den vollen Brüsten spannte. Sie ließ ihn hinschauen, ohne etwas zu sagen, fast genießerisch.
»Ich heiße Alex«, sagte er nach einem weiteren Schluck. »Sind Sie neu hier?«
»Ich heiße Darien.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Mich auch. Sind Sie schon lange Mitglied?«
»Seit ein paar Jahren.« Er nahm noch einen Schluck. »Der Wein ist gut. Aber ich glaube, ich trinke trotzdem noch etwas anderes. Ich brauche was zum Munterwerden. Könnten Sie mir einen Wodka Red Bull machen?«
»Natürlich! Welchen Wodka möchten Sie?«
»Jean-Marc, falls Sie den haben. Ansonsten Grey Goose.«
Sie mixte seinen Drink und schenkte ihn in ein schweres Kristallglas ein. Fortuna nippte daran und schaute sich um.
Der Club »11« bestand aus einer Ansammlung von Nischen, Sitzgruppen und großen, ausladenden Sofas, begleitet von massiven, niedrigen Holztischen. Musik erfüllte den Raum, allerdings leise genug, dass man sich dabei unterhalten konnte. Die Besucher verteilten sich in Gruppen über die weiträumige Fläche, saßen in unterschiedlichen Bereichen zusammen und rauchten. An einigen Tischen wurden große Tabletts mit Kokain wie Horsd’œuvre herumgereicht. Fortuna entdeckte eine ganze Reihe von Leuten, die er kannte; Models, ein paar Hedge-Fonds-Typen, dann die Kunstfraktion, Schauspieler und Schauspielerinnen, vor allem jedoch Leute aus der konservativen New Yorker Gesellschaft.
Er wandte sich wieder der Bardame zu. »Was machen Sie beruflich? Sind Sie Schauspielerin? Schriftstellerin?«
Sie lachte. »Ich bin Tänzerin. Ballett und moderner Tanz.«
»Interessant«, meinte er und nippte an seinem Drink.
»Juilliard. Ich mache im Mai meinen Abschluss.«
»Haben Sie schon was in Aussicht?«
»Ich werde meine Ausbildung in London fortsetzen, bei Stephen Greenston.«
»Um ehrlich zu sein, kenne ich mich im Ballett nicht so gut aus.«
Sie lachte.
»Greenston ist so etwas wie der Urvater des modernen europäischen Balletts. Das, was man
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