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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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Straßen waren bereits festlich geschmückt. In bunte Ski-Anoraks und lange Mäntel eingemummelte Pärchen, die aus den zahlreichen Restaurants kamen, schlenderten die Gehsteige entlang.
    Eine Woche vor Weihnachten blitzten im Städtchen East Hampton überall Lichter und andere Dekorationen auf. Im Zentrum wechselten sich seit Jahrzehnten bestehende mittelständische Familienbetriebe, Metzgereien, Süßwarenläden und Cafés mit neu in der Region angesiedelten Ketten wie J. Crew, Burberry, Tiffanyʼs und Starbucks ab, die sich aufgrund des allgegenwärtigen Wohlstands ausbreiteten. Etwas über einen Kilometer hinter dem Ortskern bog Fortuna nach rechts in die Egypt Lane und anschließend nach links in die Further Lane ab. Anderthalb Kilometer vor ihm befanden sich die steinernen Pfeiler, welche die Grenze zu seinem Besitz markierten. An der großen Ulme bog er nach rechts ab und passierte die Pfeiler, an denen sich keinerlei Kennzeichnung fand. Das kleine Schild mit der Aufschrift EAGLE ROCK hatte er entfernen lassen. Diesen Namen hatte das Anwesen im Jahr 1908 erhalten, als einer von Henry Clay Fricks Söhnen es erbauen ließ. Fortuna empfand das als zu großspurig.
    Ein Druck auf den Knopf am Armaturenbrett, und das große schwarze Stahltor schwenkte nach innen. Er lenkte den Aston Martin über die lang gezogene Einfahrt, die zu seiner Villa mit Meerblick führte. Eine Woche vor seinem 28. Geburtstag hatte Fortuna das Anwesen erstanden. Damals hatte es ihn 18 Millionen Dollar gekostet. Er wusste, dass er im Lauf seiner Karriere noch wesentlich mehr Geld verdienen würde. Darum hatte er den Preis bezahlt, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Die Zufahrt beschrieb eine Linkskurve, führte dann wieder geradeaus und einen gepflegten, schmalen Kiespfad entlang, den zu beiden Seiten ein eintöniger weißer Lattenzaun begrenzte. Der Fahrweg verlief über fast 400 Meter und fiel an Tennisplätzen, dem Poolhaus und dem während des Winters abgedeckten Swimmingpool vorbei zum Wasser hin ab. Die Villa selbst war ein überwältigender herrschaftlicher Bau, der sich schindelgedeckt am kristallklaren Ufer des Long Island Sound erhob. Ein fein säuberlich gemähter Rasen, in Form geschnittene Buchsbäume und schneebedeckte Buchen umgaben das Haus.
    Fortuna stieg aus dem Wagen und ging zum Eingangsportal. Als er auf die Schieferstufen trat, öffnete sich die Tür.
    »Guten Abend, Alex«, sagte eine Frau. Celia Rosemont, Fortunas Verwalterin, die auf dem Anwesen nach dem Rechten sah. Eine farblos wirkende, in einen schlichten, grauen Pullover gekleidete Frau in den 50ern. »Hatten Sie eine angenehme Fahrt?«
    »Ja«, log er und stellte wie üblich ein ruhiges, selbstbewusstes Äußeres zur Schau. »Und wie geht es Ihnen?«
    »Großartig. Darf ich Ihnen etwas bringen?«
    »Ja, ein Glas Wein. Machen Sie bitte eine Flasche Silver Oak auf. Der Jahrgang ist mir egal.«
    »Haben Sie Hunger? Soll Jessica Ihnen etwas herrichten?«
    »Ja. Überraschen Sie mich. Aber bitte keine Meeresfrüchte. Ein Steak vielleicht, Pasta, was auch immer. Ich bin in meinem Arbeitszimmer.«
    Fortuna durchquerte die Eingangshalle und verließ das Wohnzimmer durch eine schmale Tür im hinteren Bereich. Dahinter loderten an der Rückwand des Hauses orangerote Flammen in einem offenen Kamin. Über dem Sims aus weißem Marmor hing ein Ölgemälde von Picasso, das zwei Ball spielende Jungen darstellte. Links ein breites, maßgefertigtes Sofa und zwei Sessel um einen Tisch, auf dem ein paar Zeitschriften lagen. Rechts ein großer Mahagonitisch an der Wand. Abgesehen von einem Flachbildschirm und einer Tastatur stand nichts weiter darauf.
    Fortuna setzte sich an den Schreibtisch. Er öffnete das Fach hinter dem Stuhl und schaltete den Computer an. In einer Abfolge wechselnder Fenster gab er eine Reihe von Passwörtern ein und erhielt so Zugang zu einem Hochsicherheitsnetzwerk.
    Die folgende halbe Stunde verbrachte er damit, sich die Wertentwicklung der drei Hedgefonds von Kallivar, PBX und Passwood-Regent anzusehen. Alle drei zeigten, wie erwartet, einen ähnlich deutlichen Anstieg der Vermögenswerte. Bei den Wertpapieren von KKB und Anson hatten alle drei Einbußen erlitten, die sich insgesamt auf schätzungsweise 660 Millionen Dollar beliefen. Dabei handelte es sich jedoch um die einzigen Verluste inmitten des unglaublichen Aufwärtstrends der letzten beiden Tage.
    Alles in allem hatten Fortunas drei Hedgefonds, zumindest auf dem Papier, innerhalb von zwei Tagen über

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