Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
sich die Zähne und ging wieder nach unten, holte seinen Mantel aus dem Wandschrank im Flur und zog ihn an.
Celia kam aus der Küche.
»Ich gehe noch aus. Sie brauchen nicht auf mich zu warten.«
»Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht«, sagte sie.
Er fuhr durch East Hampton zurück auf die Route 27. In Southampton bog er auf die Gin Lane ab, bis er an ein Paar riesiger, von roten und grünen Strahlern beleuchteter Granitsäulen gelangte. Dort lenkte er den Wagen in die Zufahrt. Der Kiesweg erstreckte sich, so weit das Auge reichte, bis ans Wasser hinunter. Je näher er dem großen Haus kam, desto mehr Wagen parkten an beiden Seiten.
Die alljährliche Weihnachtsparty von Manhattans Kunsthändler Johnny Caravelle befand sich in vollem Gang. Fortuna erreichte den Wendehammer direkt vor dem Anwesen. Es handelte sich um ein weitläufiges, steinernes Herrenhaus direkt am Ufer, in den 1890er-Jahren von Conrad Seipp erbaut, dem Begründer der Seipp-Brauerei. In der Mitte des Wendehammers ergoss sich ein riesiger Springbrunnen. Über der Fontäne erhob sich jenseits der Wasserkaskaden eine kleine, mit weißen Kerzen und bunten Weihnachtskugeln geschmückte Konifere.
Fortuna stieß die Tür auf und ließ den Motor laufen, damit die Bediensteten den Wagen parken konnten.
»ʼn Abend, Mr. Fortuna.«
»Hi. Fröhliche Weihnachten.«
»Ihnen auch, Sir.«
Fortuna trat durch das Hauptportal in das hell erleuchtete Foyer. Dort stand ein über sechs Meter hoher Tannenbaum, dekoriert mit Kerzen, Blumen, Lichterketten und Weihnachtsschmuck. Darunter häuften sich die Päckchen. An der Seitenwand der Eingangshalle flackerte in einem anderthalb Meter hohen offenen Kamin ein Feuer. Der Raum war vollgestopft mit Menschen, von denen Fortuna die meisten kannte: prominente Finanzexperten, einflussreiche Medienleute, Manager großer Unternehmen, ein paar Seriendarsteller, international gefeierte Künstler, ein oder zwei Kinoschauspieler, bekannte Sportler, mit Schmuck behängte Ehefrauen und eine große Auswahl junger Schönheiten. Models im Überfluss.
Fortuna reichte dem Hausmädchen seinen Mantel und mischte sich unter das Volk. Er schlenderte durch die Räumlichkeiten, ließ seinen Blick über die Partygäste schweifen und sagte denjenigen, die er kannte, Hallo. An einem Steinway-Flügel in der Ecke saß eine Frau in einem langen, schwarzen Kleid und spielte Weihnachtslieder. Wie immer drehten die Frauen sich nach ihm um, wenn er an ihnen vorbeiging. Fortuna genoss es, ihren Blicken mit ausdrucksloser Miene zu begegnen. Er kannte das Gefühl, von Vertreterinnen des schwachen Geschlechts gemustert zu werden, so gut, dass er keinen Gedanken daran verschwendete, wenn eine schöne Frau ihn anstarrte, ihn ansprach, ihm ihre Telefonnummer gab oder ihm offen Avancen machte.
Er betrat einen mit Sofas und Sesseln vollgestellten Saal mit offenen Kaminen an beiden Seiten.
»Hey, Alex«, rief jemand quer durch den Raum. Ein Mann mit australischem Akzent. Caravelle. Er bahnte sich den Weg zu Fortuna. »Fröhliche Weihnachten!«
Fortuna ging auf ihn zu und schüttelte ihm herzlich die Hand.
»Sie übertreffen sich selbst. Tolle Party!«
»Sie sind spät dran. Einige der besten Mädchen sind schon vergeben.«
»Ich bin bloß wegen Ihres Eierpunschs hier.«
Caravelle lachte. »Jaaah, natürlich. Ich weiß, weshalb Sie auf meine Partys kommen.«
»Ich sehe Sie gerne, ganz ehrlich. Das wissen Sie doch!«
»Natürlich weiß ich das. Ach, übrigens, wie hieß die Kleine noch mal, die Sie am 4. Juli abgeschleppt haben?«
»Woher soll ich das wissen? Sie haben sie doch eingeladen. Auf jeden Fall sah sie gut aus, oder?«
»Wegen hässlicherer Frauen wurden schon Kriege geführt. Soweit ich mich entsinne, hatte jemand sie mitgebracht.«
»Ist heute Abend was Vergleichbares da?«
»Leona Lewis ist da.«
»Ich stehe nicht auf Berühmtheiten«, erwiderte Fortuna. »Auch wenn sie eine tolle Frau ist. Was ist mit den Models? Haben Sie wieder die übliche Fleischbeschau bei den Leuten von DNA veranstaltet?«
»Das wissen Sie doch! Sie werden schon etwas finden, was Ihnen zusagt, da bin ich mir sicher. Schön, dass Sie gekommen sind, Alex.«
»Um nichts auf der Welt würde ich Ihre Party verpassen. Ach, übrigens, ist das ein echter OʼKeeffe? Umwerfend!« Mit einer Kopfbewegung deutete Fortuna auf die Wand über dem offenen Kamin. Über dem schwarzen Marmorsims hing ein riesiges Gemälde von Georgina OʼKeeffe. Ein schlichtes, von der Sonne
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