Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
dürfte es ihnen nicht schwerfallen, noch wesentlich mehr Leute umzubringen, wenn sie wollen. Aber das tun sie nicht. Und das macht sie nur noch unberechenbarer. Ich habe keine Ahnung, wie man vorhersehen soll, wo sie als Nächstes zuschlagen.«
»Das klingt nicht sehr ermutigend, insbesondere, wenn diese Aussage von der Chefin der Anti-Terror-Abteilung stammt«, meinte der Sprecher der Militärberater.
»Aufschlussreicher ist da schon die Tatsache, dass es, wie wir in Erfahrung brachten, überaus kostspielig ist, Octanitrocuban zu synthetisieren und herzustellen«, warf Jane Epstein vom Verteidigungsministerium ein. »Unsere Munitionslabors sind jedenfalls nicht in der Lage, es in nennenswerten Mengen zu produzieren. Die Gruppe, die dahinter steht, verfügt über viel Geld und ist sehr, sehr professionell organisiert. Das Zeug stammt nicht aus irgendeinem Hinterzimmer und lässt sich auch nicht in einer Höhle herstellen. Das ist, als würde man ein Medikament durch alle vorgeschriebenen Phasen hindurch entwickeln.«
»Wir arbeiten mit der CIA und mit Interpol zusammen und durchforsten die Polizeidatenbanken nach Waffen-, Arzneimittel- und Chemikalienherstellern«, sagte Jessica. »Es ist ein weit gespanntes Netz, aber mehr Ansatzpunkte besitzen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Wir werden eine Liste möglicher Orte erstellen, an denen sich eine solche Verbindung herstellen lässt, und gehen sie dann Stück für Stück mit den einzelnen Polizeidienststellen durch, um sie zu überprüfen.«
»Das ist alles?«, fragte Kratovil.
»Unsere Sprengstoffexperten sind unterwegs nach Long Beach«, sagte Jessica. »Aus den Trümmern in Long Beach können wir versuchen, eine Handschrift abzuleiten. Einen unverwechselbaren Geruch, hoffen wir, auf den wir unsere Spürhunde abrichten können. Wenn uns das gelingt, könnten wir theoretisch Kontrollstellen bei der Post, bei FedEx und UPS einrichten. Das sollten wir versuchen. Eventuell haben wir Glück, und die verschicken das Zeug immer noch.«
»Das klingt, als würden Sie nach Strohhalmen greifen«, meinte der Präsident. »Was tun wir hier sonst noch, außer Abwehr zu spielen?« Er sah seine Top-Polizeibeamten und Sicherheitsberater fragend an.
»Die Antwort, Mister President, besteht darin, den wenigen Anhaltspunkten, die uns vorliegen, mit allen verfügbaren Ressourcen nachzugehen«, erwiderte Jessica. »In Long Beach gibt es Überlebende. Wir haben Teams vor Ort, die die Leute vernehmen, um herauszufinden, ob wir Verbindungslinien ziehen oder Informationen zusammenführen können. Mittlerweile kennen wir die Rädelsführer der Anschläge auf Capitana und Savage Island – CIA-, NSA- und CT-Teams nehmen ihre Vergangenheit unter die Lupe und versuchen, Querverbindungen herzustellen.«
»Was ist mit Ted Marks?«, wollte der Präsident wissen.
»Marks ist wohlauf. Es gibt ein Phantombild des Attentäters, das bereits an alle Polizeidienststellen weitergeleitet wurde«, sagte Jessica und reichte Kopien der nur wenige Stunden vorher an Marksʼ Krankenbett im Auftrag des FBI erstellten Skizzen herum. »Noch heute Vormittag dürften es alle großen Zeitungen und die Fernsehsender verbreiten.«
Jane Epstein vom Verteidigungsministerium hob die Hand, um etwas zu sagen, doch der Präsident winkte ab, nahm die Schwarz-Weiß-Skizze in die Hand, musterte sie eingehend und erhob sich schließlich von seinem Stuhl. »Das schränkt den Täterkreis auf männliche Araber im Alter zwischen 18 und 40 Jahren ein«, meinte er kopfschüttelnd. Er ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. »Das heißt, im Grunde haben wir nichts in der Hand. Rufen Sie mich an, sobald sich das ändert.«
Damit wandte er sich ab und verließ das Lagezentrum.
Zurück im FBI-Hauptquartier begab sich Jessica als Erstes gemeinsam mit Jane Epstein vom Verteidigungsministerium, John Scalia vom Weißen Haus, Rick Ennis von der NSA und Vic Buck von der CIA in Chilesʼ Büro.
Chiles schaltete den Fernseher an der Wand ein, der ebenfalls den brennenden Hafen aus der Ferne zeigte. Man sah Hubschrauber, die gegen die Flammen ankämpften, indem sie diese von oben mit orangefarbenen Chemikalien besprühten.
Chiles blickte Epstein an. »Sie wollten noch etwas anmerken, bevor der Präsident den Raum verließ?«
»Vielen Dank Ihnen allen, dass Sie einer Verlängerung der Sitzung zugestimmt haben«, sagte Epstein. Sie musterte die Anwesenden. »In Madradora ist alles schiefgelaufen. Die beiden Deltas, die wir
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