Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Weitem nicht aus den Augen. Plötzlich richtete er den Blick fast unmerklich auf einen Punkt hinter Dewey, in Richtung der Bar. Dewey wirbelte Sanibel herum.
Am Tresen stand ein weiterer Killer. Dieser Kerl war kleiner, jünger als der andere und hatte einen Wuschelkopf. Aber auch er sah gefährlich aus und musterte ihn unentwegt. Also sahen sie ihn jetzt bestimmt nicht zum ersten Mal. Hatte der Alkohol seine Sinne so abgestumpft? Zu spät, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er musste sich die Sache vom Hals schaffen. Er musste die beiden umlegen.
Der Kerl hinter ihm machte den ersten Schritt. Rasch bahnte er sich einen Weg durch die Menge, schob die Leute einfach zur Seite. Dewey drehte sich um. Der Kerl an der Bar hatte sich ebenfalls in Bewegung gesetzt. Abermals wirbelte Dewey herum. Der Mann in seinem Rücken fasste sich an die Hüfte. Über die Tanzfläche hinweg konnte Dewey sehen, dass er eine Waffe hob.
Deweys größte Sorge galt Sanibel, die ihm die Arme um den Nacken geschlungen hatte. Während der erste Kerl näher kam, versuchte er, sie zu Boden zu drücken, um sie aus der Schusslinie zu bringen. Doch sie wehrte sich dagegen. Ein angsterfüllter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Angst vor Dewey. Sie glaubte, er wolle ihr wehtun, und wand sich aus seinem Griff. Der Mann hinter ihnen feuerte.
Eine per Schalldämpfer abgefeuerte Kugel verfehlte Dewey und durchschlug Sanibels Hals. Sie schrie auf und wurde zurückgeschleudert, doch noch stand sie aufrecht. Blut strömte aus ihrem Hals, automatisch wanderte die Hand zur Wunde. Eine weitere Kugel, diesmal mitten durch die Brust, und Sanibel stürzte nach hinten, während die Tänzer ringsum laut schreiend auseinanderstoben, als sei die Hölle losgebrochen. In Deweys Armen brach die Frau zusammen und verblutete. Schreie ertönten, übertönten die Musik. Auf der Tanzfläche herrschte das nackte Chaos. Jeder versuchte, den Ausgang zu erreichen.
Während die beiden Kerle hinter Dewey herjagten, ließ dieser sich mit der Menge treiben. Er rannte nach links, sonderte sich aus der Menschentraube ab und trat eine Tür hinter der Bar ein, abseits vom Gedränge vor dem Ausgang. Er rannte die Paradiso Avenue entlang und bog schließlich nach links in eine kleine Seitenstraße ein. Auf halbem Weg durch die enge, dunkle Gasse bemerkte er eine Frau, die in ihre Handtasche griff, um einen Schlüsselbund herauszufischen. Vor einem betagten Mercedes blieb sie stehen. Am anderen Ende der Gasse tauchten die beiden Killer auf und pflügten sich rasch eine Bahn durch die Menge.
»Her mit den Schlüsseln!«, forderte er. Er hielt ihr den Colt an die Schläfe. »Wenn du schreist, bist du tot!«
Er nahm der Frau die Schlüssel ab, ließ sie einfach stehen, setzte mit dem Wagen aus der Parklücke und raste die schmale Straße entlang. Schließlich bog er nach links in Richtung Parque Central ab.
Als er die Paradiso entlangfuhr, sah er im Rückspiegel ein Scheinwerferpaar aufflammen. Die Terroristen befanden sich 400 Meter hinter ihm. Sie blieben ihm auf den Fersen. Hinter ihm, noch mehrere Blocks südlich, kamen die Lichter eines weißen Vans in Sicht. Dewey raste am Parque Central vorbei.
Er fuhr den zentralen Hügel hinauf, der sich mitten durch Havanna zog, am Capitol vorbei, und raste durchs Geschäftsviertel, eine Handvoll hoher, aus Beton errichteter Bürogebäude. Hinter ihm funkelten die Lichter des Vans im Rückspiegel. Sie kamen immer näher.
Das Geschäftsviertel wich den Randbezirken – sauberen, ordentlichen, von kleinen, gedrungen Ziegelsteinhäusern gesäumten Straßen. Dewey trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und holte alles aus dem Wagen heraus. Doch die Killer verringerten die Distanz. Dewey fuhr mit Bleifuß, aber das reichte nicht, und als die Vororte allmählich in Ackerland übergingen, klebten sie ihm an der Stoßstange.
Im Rückspiegel beobachtete Dewey, wie einer der Killer sich mit schwarzer Maschinenpistole in der Hand aus dem Fenster lehnte. Kugeln umschwirrten den Mercedes, Blei schrammte über Blech, dann zersplitterte die Heckscheibe. Die schmale Straße wurde noch schmaler, immer schlechter und verlief schließlich einspurig. An einem Telefonmast scherte Dewey abrupt aus und bog ab, was ihm vorübergehend einen kleinen Vorsprung verschaffte.
Etwa 20 Meter vor ihm stand ein rostiger Wellblechschuppen am Straßenrand, dahinter bot sich eine Lücke in den Tabakfeldern. Im Rückspiegel kamen erneut die Scheinwerfer des Vans in
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