Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
fuhren zweimal an dem Gebäude vorbei. Schließlich stellten sie den SUV ein paar Hundert Meter entfernt auf der anderen Straßenseite ab. So langsam wurde es dunkel. Sie warteten und sahen von der gegenüberliegenden Seite der Avenida Bolivar aus zu, wie immer mehr Wagen den Parkplatz von Centrix-Lassa verließen. Als nur noch ein Auto übrig blieb, ließ Savoy den Motor des Tahoe an und fuhr die Avenida Bolivar zurück. Als er ihr Ende erreichte, bog er nach links ab und dann wieder links, um sich dem Centrix-Lassa-Gebäude über die Via Rio von hinten zu nähern.
Savoy bog auf einen leeren Parkplatz ein und fuhr ganz bis zum Ende durch. Sie gelangten zu einer direkt gegenüber dem Hintereingang von Centrix-Lassa gelegenen Fläche. Auf dem Asphalt hinter dem Gebäude warteten drei Hubschrauber. Einer sah relativ neu aus, ein weißer Bell 412. Die beiden anderen wirkten deutlich älter – ein russisches Fabrikat, schwarz mit orangefarbenen Zierleisten, dem der Heckrotor fehlte, sowie ein grüner SA 330 Puma.
Savoy parkte den Tahoe. Nach dem Sonnenuntergang präsentierte sich der Himmel finster. Zwischen den beiden Gebäuden stand lediglich eine einsame Laterne, die den Parkplatz beleuchtete. Savoy öffnete die Reisetasche auf dem Rücksitz und entnahm ihr eine Smith & Wesson 1911 Koenig-Halbautomatik. Aus einer Seitentasche holte er einen HTG-Schalldämpfer und schraubte ihn auf die Waffe. Er griff nochmals in die Tasche und reichte Spinale eine Wilson-Combat-CQB, ebenfalls eine Halbautomatik mit bereits vorinstalliertem HTG-Schalldämpfer. Anschließend schnappte er sich noch eine Drahtschere.
Sie stiegen aus. Savoy zielte auf die Laterne und drückte rasch ab. Das Glas zersplitterte und rieselte klirrend auf den Asphalt herab. Nun herrschte völlige Dunkelheit.
An dem Zaun, der die beiden Parkplätze voneinander trennte, schnitt Savoy ein Loch in den Draht, und sie kletterten hindurch. Spinale folgte Savoy. Mit schnellen Schritten durchquerten sie das Centrix-Lassa-Grundstück. An den Helikoptern vorbei erreichten sie die Rückseite des fensterlosen Gebäudes. Die Hintertür war abgeschlossen. Savoy blickte nach oben.
»Keine Überwachungskameras«, flüsterte er.
»Überrascht Sie das?«, fragte Spinale. »Wir sind hier in Guatemala.«
»Ich gehe übers Dach rein«, kündigte Savoy an. »Hoffentlich gibt es da ein Oberlicht.«
Spinale sah sich um. Nirgends eine Leiter in Sicht, lediglich die Rückwand der Stahlkonstruktion. »Wollen Sie etwa fliegen?«
»Sie vergessen«, sagte Savoy, »dass ich fünf Jahre lang ein verfluchter Ranger war.«
Er steckte die Waffe in sein Holster. An der Ecke des Lagerhauses fand er, wonach er suchte – eine Metallschiene, die senkrecht an der Gebäudekante nach oben verlief. Er packte den Rand mit den Händen und zog sich hoch. Dabei lehnte er sich zurück, damit er die Füße fest gegen die Wand stemmen konnte. Rasch arbeitete er sich an dem Gebäude hinauf, schwer atmend schob er sich mit Händen und Füßen aufwärts. Wenig später zog er sich aufs Dach. Ein paar Sekunden lang blieb er dort sitzen, um wieder zu Atem zu kommen. Dann beugte er sich über die Kante. Im Dunkeln vermochte er Spinale kaum auszumachen. Er nickte seinem Begleiter zu und gab ihm durch Zeichen zu verstehen, dass er vorhatte, über das Dach ins Innere zu gelangen.
Spinale huschte zur Gebäudeseite und hielt sich dicht an der Wand, um im Schatten zu bleiben. Langsam schlich er nach vorn zur Vorderseite des Lagerhauses.
Vorsichtig setzte Savoy Schritt um Schritt auf das Flachdach, bis er an eine Luke gelangte, aus der Helligkeit drang. Das Fenster gewährte ihm einen Überblick über einen Großteil des Gebäudes. Das Lagerhaus unterteilte sich in verschiedene Trainingszellen. In einer Sektion hingen Seile von der Decke herab, in einer weiteren befand sich eine Kletterwand. Ein Bereich mit mehreren Räumen erweckte den Eindruck, als handele es sich um die Zimmer einer Wohnung, wiederum andere wirkten wie ein betagter Bus oder das Cockpit eines Flugzeugs. Alles war für eine Ausbildung in unterschiedlichen Einsatzszenarien hergerichtet. An einer Seite befand sich ein Dojo fürs Kampfsporttraining. Im Gebäude befand sich offenbar keine Menschenseele, alle schienen Feierabend zu haben. Vor Savoy tauchten hinter einer weiteren Trennwand mehrere Büros auf, auch sie menschenleer.
Behutsam hob Savoy das Dachfenster an. Direkt daneben baumelte im Inneren des Gebäudes eines der Kletterseile von der
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