Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
der brennenden Capitana-Bohrinsel auf. Er musterte Mahmoud, musste ans World Trade Center denken, an die Männer und Frauen, die vom Dach sprangen, als die oberen Stockwerke von den Flammen eingeschlossen wurden. Lieber waren sie in den Tod gesprungen, als darauf zu warten, bei lebendigem Leib zu verbrennen.
Er hatte sich nicht darum gerissen, bei diesem Krieg mitzumachen. Rein aus Versehen hatte der Feind ihn hineingezogen. Beschissenes Pech für diese Kerle, und für ihn ebenfalls, dass er wusste, wie man überlebte. Und kämpfte.
»Dir ist doch klar, dass Marks überlebt hat. Du hast versagt.«
»Ich weiß.«
»Wenn ich dir die letzte Kugel in deinen dämlichen Schädel jage, dann wird sie für ihn sein.«
Er packte Mahmouds linke Hand, nahm seinen Zeigefinger und bog ihn genau am mittleren Knöchel langsam nach hinten, bis er brach. Mahmoud schrie.
»Gib mir einen Namen, einen Ort.«
Dewey brach ihm noch einen Finger, und dann noch einen. Bei jedem Knacken brüllte Mahmoud.
»Wer ist es?«, rief Dewey. Er bog Mahmouds Daumen zurück, bis es krachte. Mahmoud verdrehte die Augen, sie wollten ihm schier aus den Höhlen treten. Er litt entsetzliche Qualen. Schließlich begegnete sein Blick dem von Dewey.
»Notre Dame«, platzte es aus ihm heraus. »Meine Zelle. Das ist alles, was ich weiß.«
»Warum?«
Mahmoud schwieg.
Dewey starrte ihn an. »Warum Notre Dame?«
»Das Fußballstadion.«
»Und dein Kumpel, ist er auch dort gewesen?«
»Ja.«
»Wie? Mit Octanitrocuban?«
»Ja, ja. Zünder. Ich muss ihn anbringen, das ist mein Job. Das machen wir alle. Jemand anders hat den Auslöser. Wir wissen nicht, wo er ist.«
»Wer?«
»Karim«, flüsterte er. »Das ist der Einzige, den ich kenne.«
»Wo ist er?«
»In New York.«
»Der Nachname. Wie heißt er?«
»Ich weiß nicht.«
»Wer ist dein Kontaktmann?«, schrie Dewey ihn an. »Wie lautet sein Nachname?«
»Karim. Mehr weiß ich nicht.« Mahmoud verfiel in Schweigen. Dewey langte nach seiner rechten Hand. Als Erstes brach er ihm den Mittelfinger. Mahmoud jaulte laut auf und fing an, in einer Tour leise zu jammern, unterbrochen nur von gequältem Atemholen.
»Was macht Karim beruflich?«
»Ich weiß es nicht.«
Dewey griff nach seinem Zeigefinger.
»Die sagen mir nie etwas«, schluchzte Mahmoud.
»Wie wirst du bezahlt?«, fragte Dewey. »Woher weißt du, dass er in New York ist?«
Mahmouds Blick begann zu verschwimmen. Er stand unter Schock.
»Woher weißt du, dass er in New York ist?«
»Er hat mal irgendetwas erwähnt, aus Versehen. Über den Central Park.«
Mahmoud starrte Dewey an und verstummte.
»Was ist das nächste Ziel?« Dewey brach ihm den Zeigefinger.
»Bald«, flüsterte Mahmoud. »Es wird bald passieren. Das ist alles, was ich dir sagen kann.«
»Was heißt bald?«
Mahmoud rannen Tränen über die Wangen. »Töte mich«, flüsterte er. »Bitte!«
»Wie bist du hierhergekommen?«
Mit einem Mal wirkte Mahmoud hellwach. Sein Blick wanderte an Dewey vorbei zu etwas, das auf dem Boden lag, rechts neben Dewey. Das Handy.
»Wie bist du hierhergekommen?«, fragte Dewey erneut.
»Flieger.«
»Wo ist er? Ist er noch hier?«
Trotz seiner schweren Verletzungen, trotz des vielen Bluts, das an ihm herabströmte, stürzte Mahmoud sich mit einem Satz auf das Telefon. Ein hilfloser Versuch, dem Dewey mit einem festen Tritt ans Kinn, der Mahmoud rückwärts gegen die Stoßstange schleuderte, ein Ende bereitete.
»Das Flugzeug wartet, nicht wahr?«, sagte Dewey. »Du brauchst mir keine Antwort zu geben. Du dämlicher Idiot.«
Dewey ging zum Mercedes, schnappte sich den Colt und kam wieder zurück. Mahmouds Augen folgten ihm. Er hielt dem anderen die Waffe an den Kopf. Es war vorbei. Dieser Kerl konnte ihm nichts weiter verraten, der nicht. Er richtete den Colt auf die Brust des Terroristen, drückte ab und jagte ihm eine Kugel ins Herz.
Anschließend durchsuchte er die Taschen des Toten nach Hinweisen, nach irgendwelchen Beweisen, fand jedoch nichts. Mit schnellen Schritten ging er zum Mercedes zurück und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Vorsichtig, Stück für Stück steuerte er den Wagen aus dem Tabakfeld und schaute ein letztes Mal auf die blutige Szenerie zurück. Morgen früh würde ein armer Tabakfarmer den Schreck seines Lebens bekommen.
Dewey fuhr den Feldweg entlang, danach weiter, zurück in Richtung Havanna, holte alles heraus, was der Wagen noch hergab. Er fühlte sich müde, doch seine Gedanken überschlugen
Weitere Kostenlose Bücher