Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
umklammern.
»Wo wurdest du ausgebildet?«, fragte Dewey. »Auf der Krim? Auf der Jaffna-Halbinsel? In den Nordwest-Territorien? Kabul? Kenia?«
Mahmoud blickte auf, während er sich den Knöchel hielt. »Jaffna«, flüsterte er.
»Haben sie dir auch beigebracht, wie man jemanden foltert?«
Mahmouds Achselzucken verriet alles.
»Welches ist die wirksamste Folter?«
Mahmoud blickte zu ihm auf, Verzweiflung in den Augen. Blut rann ihm übers Gesicht. »Elektrischer Strom«, hauchte er.
Dewey beugte sich zu ihm hinab. Mahmoud schloss die Augen. »Wer steckt dahinter?«, fragte Dewey, als er sich noch weiter vorbeugte. »Was kommt als Nächstes?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Ihr habt Capitana und Savage Island zerstört. Warum?«
»Warum? Weil wir euch hassen. Darum!«
»Das ergibt keinen Sinn. Das sind doch dämliche Ziele, wenn ihr Leute umbringen wollt.«
»Es geht nicht darum, möglichst viele Menschen zu töten. Es geht um eure Gier. Um eure Lebensweise. Will man euch vernichten, muss man euch habgierige Amerikaner dort treffen, wo es euch am meisten wehtut: an eurer Brieftasche. Die Toten sind bloß zufällige Opfer, mehr nicht.«
»Und was war mit dem World Trade Center?«
»Al-Qaida. Sie haben meinen Beifall. Es sind meine Brüder. Ich wurde mit ihnen zusammen in Jaffna ausgebildet. Ich arbeitete für bin Laden. Aber sie verfolgen andere Ziele.«
»Und die wären?«
»Ihr seht uns nicht«, sagte Mahmoud. »Wir sind mittlerweile überall. Wir haben euch bereits so schwer getroffen, ihr habt ja keine Ahnung.«
Mahmoud lehnte sich lächelnd zurück. Schweiß rann ihm übers Gesicht, sein Atem ging stoßweise, während er versuchte, den Schmerz zu unterdrücken.
»Wir sind überall. Dieses Energieprojekt, Capitana, der Staudamm in Kanada? Das war erst der Anfang. Long Beach. Wo wir als Nächstes zuschlagen? Wer weiß? Noch nicht mal ich habe eine Ahnung. Harrisburg – glaubst du immer noch, das handelte sich um einen Unfall? Nein. Das war unser erster Einsatz.«
Dewey richtete sich auf und ging zum Wagen, lehnte sich neben dem Scheinwerfer an den Mercedes.
Er richtete den Colt auf Mahmoud und drückte ab. Diesmal schoss er ihm tatsächlich in den Unterleib. Mahmoud schrie und presste die Hände auf die Wunde, um den Blutstrom zu stoppen.
»Damit werden die 72 Jungfrauen keinen Spaß mehr haben«, sagte Dewey.
Mit einem raschen Schritt erreichte er Mahmoud und trat ihm in den Magen. Danach begann er, ihn wirklich zu verprügeln.
Wie alle Mitglieder von Sondereinsatztruppen hatte man auch Dewey im Foltern ausgebildet; darin, wie man Folter anwandte, und darin, wie man sich verhielt, wenn man selbst gefoltert wurde. Jeder Mensch reagierte anders. Dieser Kerl ertrug es mit Anstand und schluckte den Schmerz hinunter. Ein zäher Bursche. Dewey würde ihn ordentlich zusammenschlagen und ihm noch ein paar Knochen brechen müssen. Das Problem bestand allerdings darin, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Mahmoud machte es wohl nicht mehr lange. Er brauchte etwas. Irgendetwas.
Es machte ihm keinen Spaß, einem anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. Die wenigsten Männer fanden Freude daran. Viel lieber läge er jetzt irgendwo an einem Strand, um ein Buch zu lesen oder einen Drink zu nehmen. Doch wie er Mahmoud so ansah, wurde ihm klar, dass er hier den Feind vor sich hatte. Seinen Feind. Amerikas Feind. Er hielt ein Stück eines extrem wichtigen Puzzles in Händen. Und obendrein handelte es sich bei dem anderen um einen eiskalten Killer.
Er trat erneut zu, diesmal gegen die Brust, und hörte, wie ein paar Rippen brachen.
»Wer hat versucht, Marks umzubringen? Du etwa?«
Mahmoud spuckte Blut und sah zu Dewey auf. Er sagte kein Wort.
»Ein Weichei wie du und Marks umlegen? Hat er es getan?« Dewey blickte zu dem Toten.
»Ich binʼs gewesen«, stöhnte Mahmoud.
Dewey lehnte sich wieder an den Mercedes.
»Er war zäh«, flüsterte Mahmoud nach einigen Augenblicken. »Hat sich heftig gewehrt.«
»Capitana und Savage Island, das kann ich verstehen«, meinte Dewey. »Aber weshalb Marks?«
»Er ist eine Symbolfigur.« Mahmoud mühte sich ab, aufrecht an den Van gelehnt sitzen zu bleiben. Er blutete am ganzen Körper.
»Für wen?«
»Das kann ich nicht sagen«, erwiderte Mahmoud. »Selbst wenn ich es wollte. Es geht nicht. Zellen.«
Dewey machte erneut einen Schritt nach vorn und kniete sich vor den Terroristen, sodass er ihm direkt ins Gesicht starrte. Vor seinem geistigen Auge tauchte das Bild
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