Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
verstecken. Dewey lief über einen halb leeren, von einigen Wartungs- und Security-Fahrzeugen, Tanklastern und Catering-Trucks belegten Parkplatz. An einem kleinen, zweigeschossigen, verlassenen Verwaltungsbau vorbei pirschte er sich durch das Dunkel und umrundete schließlich die Ecke des Gebäudes.
Vor ihm lag das Privatterminal. Es brannte kaum Licht. Vor dem Gebäude erstreckten sich, fein säuberlich aufgereiht, insgesamt mindestens 30 Flugzeuge, überwiegend kleine, einmotorige Turboprop-Maschinen. Am gegenüberliegenden Ende stand, ein Stück abseits, eine Maschine, die sich deutlich von den übrigen unterschied. Ein lang gestreckter, schwarzer, eleganter Jet, den Dewey auf Anhieb erkannte: eine Gulfstream G450.
Dewey sah auf seine Armbanduhr. 4:17 Uhr morgens.
In der Ferne startete vor dem Hauptterminal am entgegengesetzten Ende des Flughafens ein großes Frachtflugzeug.
Die schwarze Gulfstream glitzerte im Schein ferner Laternen. Dewey schlich sich von der Ecke des Verwaltungsgebäudes hin zur letzten Reihe der im Schatten der Gulfstream geparkten Turboprops. Er hielt sich so weit wie möglich links, weg vom Terminal, und huschte geduckt an den Flugzeugen entlang. Am letzten Tragflächenpaar blieb er stehen. Dem Privatterminal zugewandt, hob der Rumpf der Gulfstream sich von den kleineren, einmotorigen Maschinen ab, die in Reihen vor ihrem Bug parkten. Die Einstiegsluke des Jets war geschlossen. Falls sich jemand darin befand, konnte er alles beobachten, was sich auf dem Gelände vor ihm abspielte. Es war unmöglich, sich dem Flugzeug zu nähern, ohne gesehen zu werden. Und es gab auch keine Möglichkeit, ins Innere des Jets zu gelangen.
Dewey verharrte geduckt unter der Tragfläche einer Cessna. Nach einigen Sekunden konnte er gedämpftes Licht in der Hauptkabine ausmachen.
Dewey machte kehrt, bewegte sich rasch an der Flugzeugreihe entlang und rannte im Laufschritt zum Verwaltungsbau zurück. Er verstaute das Messer wieder an seinem Knöchel und fand eine Tür an dem Gebäude. Er trat zurück, nahm drei Schritte Anlauf und platzierte einen Tritt direkt neben dem Türknauf. Mit einem Krachen flog die Tür auf, splitternd wurde das Schloss aus der Verankerung gerissen, und in dem hölzernen Türpfosten tat sich ein Riss auf, der bis hinab zum Boden reichte. Dewey schaltete das Licht an und ließ seinen Blick ringsum schweifen. Spinde. Ein Aufenthaltsraum. Er trat an die Spindreihe und öffnete sie einen nach dem anderen, bis er eine grüne Uniform entdeckte. An der Brust prangte in gelben Lettern der Schriftzug SEGURIDAD. Er zog das Hemd an und setzte die Mütze auf, die an einem Haken daneben hing. Anschließend ging er zur Tür und knipste die Beleuchtung aus.
Auf der Fahrerseite eines weißen Security-Vans zertrümmerte er die Scheibe, entfernte die Glassplitter, fasste hinein und öffnete die Tür. Dann stieg er ein, riss die Plastikabdeckung von der Lenksäule, schloss die Zündung kurz und ließ den Motor an. Ohne Licht fuhr er vom Parkplatz, weg vom Privatterminal, über den dunklen Asphalt. Nach ein paar Hundert Metern wendete er, betätigte einen Schalter an der Konsole und die Scheinwerfer flammten auf. Am Armaturenbrett fiel ihm ein gelbes Blinklicht auf. Er drückte den darunterliegenden Schalter und die Anzeige blitzte in hellem Orange auf. In raschem Tempo hielt Dewey über die Rollbahn auf die Gulfstream zu. Vor der Maschine wendete er schwungvoll und stellte den Van links von der Gulfstream ab, direkt vor der Luke des Jets. Er zog sich die Mütze so tief wie möglich ins Gesicht und stieg aus. Während er auf den Jet zuging, fuchtelte er mit den Armen, um die Aufmerksamkeit der Insassen zu erregen. Mit der Rechten hielt Dewey sein Handy in die Luft.
Ein weiteres Licht ging an und das Gesicht eines Mannes erschien am Fenster.
»Emergenzia!«, rief Dewey. »Telefonazo!«
Dies wiederholte er mehrere Male.
»Emergenzia«, rief er erneut und wedelte mit aufgeklapptem Telefon vor dem Fenster herum. Er führte sich auf, als sei es ausgesprochen dringend.
Schließlich vernahm er ein lautes Klicken, mit dem die Luke entriegelt wurde, und das elektronische Summen der Hydraulik. Die Treppe klappte auf und senkte sich langsam nach unten, bis sie auf dem Asphalt aufsetzte.
Im Türrahmen erschien ein Mann im dunklen Anzug. Er schien arabischer Herkunft zu sein und befand sich im mittleren Alter. Über der Nase zeichnete sich eine üble Schnittverletzung ab.
»Was ist los?«, fragte der
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