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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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sie auszuschlagen.«
    »In Ordnung, ich höre mir an, was die zu sagen haben.« Anson wandte sich vom Fenster ab und lächelte den Investmentbanker gelassen an. »Ich werde lange und angestrengt zuhören. Und ich verspreche Ihnen, dass ich erst ganz am Ende des Meetings Nein sage.«

7
    INTERNATIONALE KKB-ZENTRALE
    FIFTH AVENUE
    NEW YORK CITY
    Im Norden von Manhattan hüllten Wolken die Bürotürme der Fifth Avenue in fast völlige Dunkelheit. Laut Wetterbericht musste die Stadt mit dem schlimmsten Schneesturm der letzten zehn Jahre rechnen, aber bis dahin dauerte es noch ein paar Tage. Bedrohlich zogen Unheil verkündende Vorboten, die wütenden Wolken, über die metallische Skyline hinweg.
    Über dem eleganten Eingang des Wolkenkratzers an der Ecke 53rd Street und Fifth Avenue prangte, kaum größer als ein Essteller, ein schlichtes, schwarzes Dreieck am Querträger eines Portikus aus Titan. Es handelte sich um ein Firmenlogo, und dies war der weltweite Hauptsitz des Unternehmens. Das Unternehmen hieß KKB.
    Im Innern brach sich das Licht eines gewaltigen, von der Decke des Eingangsbereichs herabbaumelnden Kronleuchters schimmernd im blauen Marmor der Lobby. Mitten in der Vorhalle stand, wie ein modernes Kunstwerk, eine abstrakte, von Henry Moore entworfene Skulptur einer liegenden, in Kupfer und Mahagoni gearbeiteten Frau. Dahinter wartete der weit und breit einzige Wachmann. Über seinem Kopf zeigte eine aus demselben blauen Marmor gehauene antike Bahnhofsuhr die Zeit an: 9:10 Uhr.
    74 Stockwerke höher betraten drei Personen den Aufzug. Einer von ihnen, KKB-Finanzvorstand Albert Romano, drückte auf den Knopf, der den Fahrstuhl nach unten in die Lobby befördern würde. An seiner Seite stand Tara Wheatley, die 36-jährige Leiterin der Rechtsabteilung, und daneben der dritte Benutzer des Aufzugs, Teddy Marks, der Vorstandsvorsitzende des Konzerns.
    Marks, ein hochgewachsener Mann mit braunem Haar, hatte den Anflug eines Grinsens auf dem Gesicht. Er trug einen schlichten, marineblauen Anzug von Brooks Brothers und sah trotz des leichten Hinkens und einer kleinen Narbe dicht unter dem linken Auge gut aus. Vielleicht trug er sein Haar ein kleines bisschen zu lang, vielleicht wirkte er für sein Alter ein kleines bisschen zu dynamisch und jugendlich.
    Der Fahrstuhl brachte sie rasch ins Erdgeschoss. Mit schnellen Schritten durchmaßen die drei Manager die Lobby. Als sie die riesige Vorhalle betraten, blickte Marks zu dem Wachmann.
    »Wie haben die Rangers gestern Abend gespielt, Joe?«
    »Gewonnen, Mister Marks«, erwiderte der Security-Mann mit einem Lächeln. »Drei zu null.«
    »Tatsächlich?«, sagte Marks. »Hol mich der Teufel. Gut für sie.«
    »Ihre Blackhawks haben leider verloren.«
    »Vielen Dank, dass Sie mich daran erinnern«, meinte Marks lächelnd.
    Marks setzte seinen Weg durch das Foyer fort und ging durch die Tür, die Romano ihm aufhielt, nach draußen.
    Zügig fuhr der schwarze Jaguar den East Side Highway entlang. Marks blätterte im Wall Street Journal, während Romano sein Blackberry in der Hand hielt und Wheatley einen umfangreichen Schriftsatz durchlas.
    Marks hatte eine unkomplizierte, lockere Art. Sein Selbstvertrauen rührte von einem Ort her, von dem die meisten seiner Mitarbeiter nicht einmal träumten – von einem Ort am anderen Ende der Welt: Vietnam. Mit 20 begann sein erster von insgesamt drei Einsätzen in Vietnam als Mitglied der Navy-Elitekampfschwimmer: der SEALs. Er redete nicht gern über seine Zeit in Vietnam, aber das Wissen, das man sammelt, wenn man mit bloßen Händen für eine Sache getötet hat, an die man glaubt, sprach aus jedem Schritt, den Marks unternahm. Ebenso wie die Demut, die man sich erwirbt, wenn man selbst um ein Haar für das große Ganze stirbt. Ebenso wie unerschütterliche Zuversicht begleiteten sie ihn als wesentliche Verbündete bei seinem Aufstieg zur Macht.
    Marks hätte auch im US-Senat eine gute Figur abgegeben, eigentlich überall, wo Erfolg ebenso viel mit dem Intellekt wie mit dem Erscheinungsbild und kommunikativen Fähigkeiten zu tun hat. Marks Aufstieg bei der KKB entsprang jedoch keineswegs seinem politischen Geschick. Wenn überhaupt, traf das exakte Gegenteil zu.
    Marks hatte als junger Abteilungsleiter angefangen, zuständig für Business Development. Hungrig und entschlossen, Karriere zu machen. Eines Tages hörte er sich beim Mittagessen den Vorschlag von Jake White, einem gleichermaßen jungen, hungrigen und idealistischen Ingenieur,

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