Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
vor der kolumbianischen Küste wurde in der Branche intensiv diskutiert. Und es war genau die Antwort, nach der er gesucht hatte.
Während die schwarze Limousine den Büros von Goldman Sachs entgegenrollte, klingelte Romanos Handy. Er hörte aufmerksam zu und musterte Marks, der aus dem Fenster starrte.
»Was ist los?«, wollte Marks wissen, nachdem Romano aufgelegt hatte. »Das war Philip.« Damit meinte er Philip Bois, Generaldirektor bei Morgan Stanley und wichtigster Investmentbanker von KKB. »Phil hat mit Pat Perry gesprochen. Allem Anschein nach lehnt Nicholas Anson es entschieden ab, die Firma an uns zu verkaufen.«
»Will er das Treffen absagen?«
»Nein. Phil meint, wir sollen uns trotzdem zusammensetzen. Ich denke, er hat recht.«
»Hat Phil den Deal vorab mit ihm besprochen?«
»Das hat er. Sie kennen Anson. Er ist ein simpler Farmer, verflucht noch mal!«
»Er ist kein simpler Farmer«, widersprach Marks. »Er ist ein Unternehmer, der eine große Firma aufgebaut hat. Ein Bilderbuch-Amerikaner.«
»Er hatte Glück«, beharrte Romano auf seiner Meinung.
»Mag sein. Aber wen jucktʼs? Ich weiß, dass wir nicht auf die Idee gekommen sind, vor der kolumbianischen Küste nach Öl zu bohren. Oder hatten Sie vielleicht so einen Gedanken?«
»Nein.«
»Nun, ich auch nicht. Tatsache ist, dass nicht allzu viele Leute darauf kamen. Nick Anson und sein Bruder allerdings schon, nicht wahr? Unsere überbezahlte Abteilung für Erkundung und Förderung war viel zu sehr damit beschäftigt, in Kasachstan eine halbe Milliarde Dollar in den Sand zu setzen, um auf die Idee zu kommen, sich einmal in den ruhigen Gewässern vor Kolumbien auf die Suche zu machen.«
Romano saß nur da und schwieg.
»Wenn wir ein großes Energieunternehmen aufbauen wollen, und zwar ohne auf Erdöl aus Nahost zurückzugreifen, ist Anson unsere beste Wahl«, sagte Marks. »Und was Nick Anson betrifft – ich kenne ihn. Nicht sehr gut, aber ich kenne ihn. Er ist ein ehrenwerter, hart arbeitender, bescheidener Mann. Ich wäre stolz darauf, ihn in unserem Team zu haben.«
»Hören Sie, die Sache mit Anson wird klappen«, sagte Romano. »Wir haben alles analysiert. Falls Nick Anson nicht mitspielt, unterbreiten wir unser Angebot den Gesellschaftern direkt. Dann läuft es eben auf eine feindliche Übernahme hinaus.«
Marks schüttelte den Kopf. »Das möchte ich nicht. So etwas werde ich nicht machen. Wenn ich Nick Anson nicht davon überzeugen kann, sich uns anzuschließen, finden wir einen anderen Weg, an Erdöl zu gelangen. Entweder das, oder KKB muss sich künftig einen neuen Mann suchen, der den Konzern führt.«
Der riesige Konferenztisch in der 54. Etage von Goldman Sachs sah keineswegs aus wie ein Pokertisch, obwohl er in Wirklichkeit nichts anderes war. Vom einen Ende zum anderen maß er mindestens 15 Meter. Das tiefbraune Holz passte zur dunklen Täfelung des Saals. Sobald man den Raum betrat, war man von Holz umgeben, was ihm eine geheimnisvolle, bedeutende, ehrwürdige Atmosphäre verlieh. Man hatte den Eindruck, sich am Mittelpunkt der Welt zu befinden – einem Ort, an dem wichtige Entscheidungen getroffen wurden.
Anson und Perry spazierten herein. Der Small Talk, mit dem sich die rings um den Tisch versammelten Personen beschäftigten, verstummte. Anson trat näher und blickte einen attraktiven dunkelhaarigen Mann auf der gegenüberliegenden Seite an.
»Wie geht es Ihnen, Ted?«, fragte er und streckte ihm die Hand entgegen. »Was hat ein netter Kerl wie Sie an einem Ort wie diesem verloren?«
Das entlockte Marks ein gutmütiges Lachen. »Dasselbe wollte ich Sie gerade fragen. Schön, Sie zu sehen, Nick!«
Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, und die ernste Stimmung, die bislang in dem Konferenzraum geherrscht hatte, wich der gezwungenen Vertrautheit einer Vorstellungsrunde.
»Unseren Finanzdirektor, Al Romano, kennen Sie ja bereits«, sagte Marks.
Anson gab auch Romano die Hand. »Natürlich, wir sind uns schon begegnet. Wie geht es Ihnen?«
»Danke, gut. Schön, Sie zu sehen.«
»Und das hier ist unsere Chefjustiziarin, Tara Wheatley.«
»Guten Tag, Mister Anson.«
»Nennen Sie mich Nick.«
»Das ist Philip Bois«, fuhr Romano fort. »Von Morgan Stanley.«
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, erwiderte Anson. »Ich nehme an, Sie kennen einige der Leute, die ich mitgebracht habe, bereits?«
»Aber natürlich«, erwiderte Marks. »Marty zum Beispiel!« Damit nickte er Martin Ballard zu, Ansons
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