Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Kerlen persönlich reden. Wahrscheinlich finden wir dabei nicht das Geringste heraus, Arnie. Ich werde der Erste sein, der das zugibt. Aber ich muss der Sache nachgehen. Das ist mein Job. Und deiner ebenfalls.«
»Ich weiß. Du hast ja recht. Ich will dir auch keine Schwierigkeiten machen. Heute war einfach ein Scheißtag.«
Gemeinsam fuhren sie mit dem Aufzug nach unten zur ersten Turbinenreihe.
»Was ist dir lieber?«, fragte Savoy. »Die Turbinen oder Mister Schwarzakte?«
»Ich werde mir die Turbinen vornehmen«, antwortete Mihailovic. »Ich kenne mich da drinnen ziemlich gut aus.«
»Klingt gut«, meinte Savoy. »Dann sehen wir uns nachher.«
In einem winzigen Fertighaus der Siedlung zogen zwei junge Instandhaltungsmechaniker, Mirin und Amman, ihre Jacken über und gingen zum Damm hinüber. Ein gefrorener, unbefestigter Weg führte zum Vordereingang der Staumauer. Nacheinander drückten sie dort ihre Daumen auf einen kleinen, schwarzen Kontrollmonitor.
»Hallo, Jungs«, sagte der Wachmann. »Erste Turbine?«
Mirin, der ältere der beiden, nickte und reichte dem Wachmann einen Zettel.
Mirin und Amman betraten den Aufzug. Im ersten Stockwerk stiegen sie aus, entledigten sich ihrer leuchtend gelben Parkas, die sie einfach auf dem Fußboden zurückließen, gingen an den ersten drei Turbinen vorbei und blieben vor der vierten stehen. Amman stellte seinen großen roten Werkzeugkasten ab.
Die beiden blickten einander an, während sie die Abdeckplane von der Turbinensäule zogen.
Mirin ließ seine Hand an der Säule hinabgleiten und suchte nach der Nahtstelle. Kurz vor der Mitte der Säule fand er einen kleinen Grat im Metall und drehte sich zu Amman um. »Ich brauche die Bohrmaschine.«
»Ja, ja«, sagte Amman und langte in den Werkzeugkasten. »Hier!«
Mirin nahm den Bohrer entgegen und begann, die Schrauben zu lösen, die die Stahlplatte hielten. Es waren knapp 100. Während der folgenden 20 Minuten arbeitete er sich stark schwitzend vor lauter Nervosität am Rumpf der Turbine entlang. Schließlich hatte er auch die letzte Schraube gelöst.
»Messer!«
Amman öffnete den Werkzeugkasten, nahm ein Teppichmesser heraus und reichte es Mirin, der es behutsam in die Rohrnaht einführte und die Kunstharzdichtung wegschnitt. Mit einem Knacken öffnete sich das Gehäuse. Die beiden Männer schoben die schwere Abdeckung zur Seite und schauten sich an. Obwohl die Turbinen nicht liefen, erfüllte das Tosen des Staudamms den Raum. Der jüngere der beiden, Amman, wollte noch etwas sagen, doch Mirin schüttelte den Kopf. Er ging auf ihn zu und umarmte ihn. Dann trat er zurück und legte Amman die Hände auf die Schultern. Er blickte ihm fest in die Augen.
»Die Zeit ist gekommen, Amman. Mutter wäre stolz auf uns.«
11
CAPITANA-TERRITORIUM
Auf Capitana herrschte eine befremdliche Stille.
Acht Stunden waren vergangen, seit Dewey jeden Mann aus dem Nahen Osten an Bord der Montana gesteckt hatte, um sie nach Buenaventura verschiffen zu lassen. Alle Förderaktivitäten ruhten. Nach zwei Tagen Blutvergießen würde es noch mindestens einen weiteren Tag dauern, die Stimmung auf der Bohrinsel zu beruhigen, ganz zu schweigen davon, die Förderung wieder hochzufahren.
In seinem Büro holte Dewey die Flasche Jack Danielʼs aus dem Versteck im Regal und trank einen großen Schluck. Es war fast drei Uhr morgens. Er konnte eine Mütze voll Schlaf gebrauchen, doch er glaubte nicht daran, dass er heute Nacht ein Auge zumachte. Er legte sich mit der Flasche und dem Stapel Faxausdrucke, die vor ein paar Stunden gekommen waren, aufs Bett. Kaum hatte er zu lesen begonnen, richtete er sich kerzengerade auf, stellte die Flasche beiseite und knipste die Nachttischlampe an. Es handelte sich um eine Pressemitteilung:
KKB WILL ANSON ENERGY FÜR 67 MILLIARDEN DOLLAR AUFKAUFEN – DURCH HISTORISCHEN MERGER ENTSTEHT WELTWEIT ZWEITGRÖSSTER ENERGIEKONZERN
(New York, NY) – Das US-Energie-Konglomerat KKB hat die Absicht geäußert, den in Dallas ansässigen Ölriesen Anson Energy zu kaufen. Infolge des Abkommens mit einem Volumen von 67 Milliarden Dollar entsteht das zweitgrößte Energieunternehmen der Welt.
Ted Marks, Vorstandsvorsitzender von KKB, erklärte: »Aus dieser historischen Fusion geht mit KKB-Anson das größte Energieunternehmen der Vereinigten Staaten hervor. Wichtiger noch, sämtliche KKB-Anson-Produkte stammen künftig aus Quellen außerhalb des Nahen Ostens. Damit stellen wir sicher, dass unsere Kunden, Angestellten
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