Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Unterwäsche, ein T-Shirt, Jeans, Socken und ein Paar Arbeitsschuhe an.
Dewey nahm den Spiegel von der Wand. Dahinter befand sich ein Safe. Er stellte die Zahlenkombination ein, griff in die Öffnung und holte sämtliches Geld heraus, das er besaß. Fünf Millionen kolumbianische Pesos, das entsprach etwa 2500 US-Dollar, dazu Dollarscheine im Wert von über 10.000 US-Dollar. Dann griff er nach seinem Pass.
Als Nächstes ging er an die Kommode, öffnete die mittlere Schublade, zog sie ganz heraus und drehte sie um. An der Unterseite war mit Klebeband sein im Augenblick wohl zweifellos wichtigster Besitz befestigt: ein halb automatischer 45er-Colt, Typ M1911A1. Er stopfte sich sechs Ersatzmagazine in die Tasche, anschließend holte er aus der obersten Schublade die lederne Knöchelscheide für sein Kampfmesser. Das Messer selbst fehlte. Er dachte an die Auseinandersetzung mit Esco zurück, bevor sie ihn weggeschleppt hatten, ging auf die Knie und sah unter dem Schreibtisch nach. Dort, an der Wand, lag das Messer. Er nahm es an sich, stand auf, steckte das Messer in die Scheide und schnallte es sich um die Wade.
Leise öffnete er die Kajütentür einen Spaltbreit. Direkt vor dem Raum schob Pazur, der Mistkerl, der Jonas Pierre ermordet hatte, mit der Pistole in der Hand Wache. Behutsam zog Dewey die Tür wieder zu. Dann vernahm er ein Geräusch. Anfangs ließ es sich kaum wahrnehmen, doch es wurde immer lauter. Ein fernes, rhythmisches Wummern in der Luft. Er spähte aus dem Fenster. Winzig wie eine Fliege kam am Horizont ein Hubschrauber in Sicht.
Dewey beobachtete, wie der Helikopter vor dem Blau des Himmels immer größer wurde. Das schwarze Hightech-Fluggerät setzte zu einem Sinkflug auf die Plattform an.
Dewey öffnete die Tür. Pazur, plötzlich vom aus dem Zimmer fallenden Sonnenlicht geblendet, wandte sich um, um nachzusehen. Einen Sekundenbruchteil lang schien er überrascht. Dann kam Leben in ihn. Seine Waffe wirbelte herum und richtete sich auf Dewey. Zu spät. Dewey jagte dem Burschen eine Kugel in den Kopf, eine einzige nur, die direkt über dem rechten Auge eindrang. Laut krachte der Schuss und hallte im ganzen Gang wider. Die Kugel zerschmetterte den sonnengebräunten Schädel des Terroristen, der in ein Dutzend Stücke zersprang, und verspritzte sein Gehirn über das Metallgitter hinter ihm.
Dewey bückte sich und nahm Pazur die Pistole aus der Hand, gerade in dem Augenblick, als sich die aufs Deck führende Tür am Ende des Gangs öffnete. Im Türrahmen erschien ein bewaffneter Mann. Er sah Pazur am Boden liegen, dann bemerkte er Dewey. Ein Schockmoment, als er erst die blutbespritzte Wand hinter Pazur und dann Dewey registrierte, der den Colt auf ihn richtete. Der Killer wandte sich um, um zu fliehen, dabei schrie er etwas auf Arabisch, während Dewey bereits zielte und feuerte. Die Kugel erwischte den Terroristen am Hinterkopf. Noch während die Tür zufiel, stürzte er aufs Deck.
Hastig lief Dewey den Gang hinunter. Er hörte Schritte und hektische Rufe auf Arabisch. Als er die Tür erreichte, aus der er nach Meinung der Terroristen auftauchen musste, bog er nach links ab und zwängte sich zwischen den Rohrleitungen entlang. Der Spalt war gerade breit genug, dass er sich hindurchquetschen konnte.
Hinter sich hörte er das Geräusch automatischer Waffen, die auf die Tür feuerten. Der Stahl hielt die Kugeln ab, trotzdem feuerten die Kerle weiter und versuchten, ein Loch hineinzuschießen.
Mehr als neun Meter kämpfte Dewey sich Schritt um Schritt vorwärts und bog schließlich zu einem weiteren Durchgang ab, der am anderen Ende an Deck führte. Fernab der Tür, die von den Männern bewacht wurde.
Als er durch einen Spalt nach draußen spähte, sah er sieben Männer mit Waffen im Anschlag. Sie hatten aufgehört zu schießen. Sie warteten, dass er rauskam. Allerdings vor der falschen Tür.
Über ihm wurde das Rotorengeräusch lauter, während sich der Helikopter auf die Bohrinsel herabsenkte.
Dewey empfand das vertraute Gefühl, mit dem sich das Adrenalin wie eine Droge in seinem Körper ausbreitete. Alle Müdigkeit, jeglicher Schmerz von seinen Verletzungen war auf einmal wie weggeblasen.
Mit einem Fußtritt stieß er die Tür auf und trat rasch und ohne Zögern hinaus in den strahlenden Sonnenschein des Marine-Decks. Das laute, rhythmische Wummern des landenden Helikopters übertönte jedes Geräusch, das er verursachte. Er befand sich fast zehn Meter von dem Ausgang entfernt, vor dem
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