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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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wanderte.
    Mihailovic krabbelte wie ein Betrunkener, sein einziger Gedanke galt den Stahlfässern voller Sprengstoff. Der Schlag aufs Ohr hatte ihn ernsthaft verletzt. Er begriff, dass er ohnehin sterben musste, ganz gleich, was als Nächstes geschah. Trotzdem kroch er weiter.
    »Aufhören«, lallte er.
    Der Mann mit dem Hammer versetzte ihm einen Tritt und positionierte sich neben den Fässern. Er ließ den Hammer fallen und blickte Mihailovic direkt in die Augen.
    »Gepriesen sei Allah«, erklärte er und führte zwei Drähte zusammen, bis sie sich berührten.
    Die letzte Erinnerung, die Mihailovic in seinem Leben blieb, bestand aus Hitze und einem grellen Licht.
    Die Explosion durchschnitt die Turbinen der ersten Ebene wie eine Lötlampe ein Papiertaschentuch. An der Außenwand des Damms zerbarsten Stahl und Beton, ein 75 Meter hohes Teilstück wurde einfach weggerissen.
    Das Savage-Island-Projekt war so konstruiert, dass es dem Verlust einer solchen Sektion standhalten konnte. Eine gitternetzförmige Struktur aus Stahl durchzog den gesamten Damm. Aber er konnte dennoch nicht der Hitzeentwicklung trotzen, die auf die Wucht der Explosion folgte – ein Inferno, das jede metallische Stütze sinnlos machte.
    Von außerhalb sah Savoy voll Entsetzen zu, wie der Damm vom Feuer verzehrt wurde. Aus der Sicherheitszone oberhalb des Damms drangen Schreie durch die Luft.
    Die Hitze stieg nach oben, erfasste das gesamte Bauwerk und riss die Turbinen im zweiten, dritten, vierten, fünften und sechsten Geschoss aus ihren Verankerungen. Es folgten die Sturmwände des Damms und bald auch die Schachtwände. Keine Minute nach Ausbruch der Explosion waren Stahl, Beton und Granit auf einer Länge von 180 Metern vernichtet und lieferten das Konstrukt den Gewalten des Meeres aus.
    Während die Hitze zum Himmel wogte und die eiskalte Flut sich mit Gewalt in die Bresche drückte, zerstörte eine überirdisch anmutende Vereinigung von Wasser und Feuer den inneren Kern des Staudamms und schwächte ihn so stark, dass er in sich zusammenfiel.
    Von diesem Punkt an ging die Zerstörung nicht mehr rasant, sondern überfallartig vonstatten. Die 900 Meter hohe Mauer aus Stahl und Granit verging in einer verheerenden Explosion. Eisiges, ungezähmtes Meerwasser schwemmte die kleine Siedlung aus Lavagestein weg. Dunkle Wasser schlugen über dem Hang zusammen und stiegen unaufhaltsam die Treppe hinauf. Arbeiter, Frauen und Kinder, die es nicht bis zum oberen Ende der Stufen geschafft hatten, fielen den trügerischen Schaumkronen zum Opfer. Erneut gellten Schreie den Hügel hinauf.
    Die wütende See holte sich, was ihr zustand. Das Savage-Island-Projekt existierte nicht mehr.

13
    CAPITANA-TERRITORIUM
    Dewey erklomm die Stahlleiter in dem vollen Bewusstsein, dass jede Minute, die verstrich, ihn und seine noch lebenden Crewmitglieder der Detonation der Bombe dort unten ein Stück näher brachte. Seine Arme und Beine ermüdeten rasch bei dem Versuch, über 600 Sprossen hinaufzusteigen. Seine Muskeln brannten. Das Gewicht von Taucheranzug, Sauerstoffflasche und Helm schien mit jedem Schritt stärker auf ihm zu lasten.
    Seit nunmehr zehn Minuten kletterte er in der Finsternis aufwärts, die nur alle zehn Meter von den trüben Halogenscheinwerfern des nahe gelegenen Aufzugschachtes erhellt wurde. Er konzentrierte sich auf seine nächsten Ziele: in Erfahrung zu bringen, wer hinter alldem steckte, und anschließend Esco umzubringen.
    Er hielt Ausschau nach Anzeichen für Druckverlust in seinem Anzug. Als Erstes würde er den Druck in den Augen spüren, dann einen Schmerz im Innenohr. Wenn das geschah, musste er eine Pause einlegen, damit sich die Ausrüstung an die Meerestiefe anpassen konnte. Eine Verzögerung, die er sich nicht leisten konnte.
    Das Wasser wurde heller. Er warf einen Blick auf die Höhenmarkierungen an der Leiter. Keine 15 Meter mehr bis zur Oberfläche. Schwer atmend und hustend kletterte er weiter. Bei sechs Metern nahm er bereits die Umrisse der Plattform über sich wahr.
    Er stieg schneller, das Ziel in Sichtweite verlieh ihm neue Kraft. Er konnte die Buchstaben »AE« an der Unterseite des Bohrturms ausmachen. Etwa zwei Meter unter der Oberfläche verharrte Dewey, entriegelte die Scharniere seiner Stahlschuhe und streifte sie ab. Sie sanken wie Steine in die Tiefe. Nun barfuß griff er an seine Schulter und öffnete den Taucheranzug. Das eisige Wasser strömte hinein und durchnässte ihn bis auf die Haut. Er nahm einen letzten, tiefen

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