Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Atemzug aus der Sauerstoffflasche, dann löste er die Helmverriegelung. Der Anzug fiel von ihm ab und versank, gefolgt vom Helm.
Immer noch unter Wasser knöpfte Dewey seine Arbeitshose auf und zog sie aus, sodass er nur noch in T-Shirt und Unterhose auf der Leiter kauerte. Er tauchte von der Leiter weg und entfernte sich unter Wasser so weit, wie er konnte, von der Bohrinsel. Schließlich konnte er die Luft kaum noch länger anhalten, schwamm aber dennoch weiter durch die kalten Fluten des Pazifik. Eine weitere Viertelminute, bis er das Gefühl bekam, dass seine Lunge jeden Moment platzte. Erst jetzt schoss er durch die Wasseroberfläche und badete im warmen Sonnenlicht. Er befand sich mindestens 30 Meter von der Plattform entfernt.
Als er zurückblickte, sah er ein halbes Dutzend Männer an Deck stehen und zur Hebebühne hinunterstarren, ihre Waffen auf die Stelle neben der Leiter gerichtet. Dewey trat Wasser. Er hatte in mehr als nur einer Hinsicht Glück gehabt: Sie behielten ausschließlich die Leiter im Auge, sonst nichts.
Pech nur, dass er nicht zur Bohrinsel zurückkehren konnte. Doch welche Wahl blieb ihm schon? Seine Glieder schmerzten. Schlimmer noch, in wenigen Minuten drohte ihm die Unterkühlung. Selbst hier in Äquatornähe konnte man nicht stundenlang im Meer bleiben.
In weitem Bogen schwamm Dewey zurück zur Bohrinsel, stets darauf bedacht, den Kopf nur knapp über der Wasserlinie zu halten, bis er sich im Rücken der Terroristen befand. Die Bohrinsel ruhte auf sechs gewaltigen Stahlträgern, die bis zum Meeresgrund hinunterreichten. Er schwamm zu dem Träger, der am weitesten von den versammelten Terroristen entfernt war. Als er ihn erreichte, packte er dessen Rand und zog sich daran hoch. Nach mehreren Minuten kontinuierlichen Kletterns erreichte er das Marine-Deck. Nun befand er sich in Reichweite der Verschwörer, ein Stück rechts von ihnen. Das geringste Geräusch würde sie auf ihn aufmerksam machen. Er spähte durch den Gitterrost. Sechs Männer warteten mit auf die Wasserfläche gerichteten Maschinenpistolen auf ihn.
Zu seiner Linken nahm er etwas wahr. Durch das Gitter des Decks baumelten Finger herab. Von den reglosen Fingerkuppen tropfte Blut. Einer seiner Vorarbeiter.
Er vernahm ein leises Murmeln. Es kam aus dem »Hotel«, in dem seine Männer noch immer eingesperrt waren.
Dann andere Stimmen, wesentlich näher. Direkt über ihm.
»Wo ist er?«, fragte jemand.
»Krieg dich wieder ein«, sagte Esco. »Er wird schon noch kommen.«
»Und was, wenn nicht?«
»Dann sterben wir eben. Aber wir sind Helden. Wir haben unseren Auftrag ausgeführt.«
Dewey konnte Esco und einen weiteren Araber ausmachen, Ali, den Koch. Esco wanderte auf dem Deck über ihm auf und ab. Fast auf Höhe von Dewey blieb er stehen.
»Er wird in fünf Minuten da sein. Bis dahin halten wir die Augen nach dem Chief offen.«
»Glaubst du, er ist noch am Leben?«, überlegte Ali.
»Nein, du dämlicher Hund«, erwiderte Esco. »Aber falls doch, will ich für ihn bereit sein.«
Dewey rührte sich nicht und wartete ab. Nur seine Augen bewegten sich. Er scannte das Marine-Deck entlang zu den Rettungsbooten ab. Über den Booten befand sich, wie er wusste, sein Büro. Daneben seine Kajüte. Länger als eine Minute blieb Esco über ihm stehen, ohne sich zu bewegen, ohne nach unten zu schauen. Schließlich wurde er von einem seiner Männer gerufen und verschwand.
Dewey begann, vorsichtig unter dem Deck wegzukriechen. Im Kriechen packten seine Finger den Stahlrost. Als er schließlich den Rand der Plattform erreichte, kletterte er auf den Rumpf eines Rettungsboots. Direkt über ihm erkannte er das Fenster seiner Kajüte. Vorsichtig schob er sich an den Rand des Schiffsrumpfs. Wenn er den Halt verlor, landete er wieder im Meer. Ein lautes Platschen, und Esco und seine Männer würden anfangen zu schießen und ihn mit Blei vollzupumpen. Er packte die äußere Rohrleitung und zog sich mit den Fingerspitzen bis zum Fenster seiner Kajüte. Am Sims unter dem offenen Fenster klammerte er sich fest und hievte sich in sein Quartier.
Er lief quer durch den Raum und stellte sich vor den Spiegel.
Er sah furchtbar aus, klatschnass, Gesicht, Brust und Arme zerschunden. Die Wunde über seinem Auge war wieder aufgeplatzt. Blut rann ihm über die Wange.
Er trocknete sich mit einem Handtuch ab, holte ein Pflaster aus dem Erste-Hilfe-Kasten und klebte es sich auf die Augenbraue, um die Blutung zu stoppen. Dann zog er sich frische
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