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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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fühlte er sich von Mohammed vor den Kopf gestoßen und war verwirrt. Mohammed hatte damit gerechnet. Aber irgendwo musste er anfangen.
    Was mit Gesprächen zwischen Mohammed und Alex und der Verwirrung des Jungen an seinem 13. Geburtstag begann, verwandelte sich in Verständnis und Zustimmung.
    Irgendwann während Alexanders 13. Lebensjahrs eröffnete Mohammed ihm, dass er und Calla nicht seine leiblichen Eltern waren. Alexander weinte. Eine ganze Woche lang sprach er mit keinem von beiden ein Wort. Aber es funktionierte. Am Ende der Woche hatte Alex gelernt, sich die Tränen zu verkneifen.
    Er wuchs zu einer gespaltenen Persönlichkeit heran. Tagsüber war er Jahrgangssprecher der Abschlussklassen an der Episcopal Academy und Mannschaftskapitän des Lacrosse-Teams, galt als beliebt und konnte sich eine Freundin nach der anderen aussuchen.
    Nachts, nachdem er seine Hausaufgaben gemacht und für die Schule gelernt hatte, brachte ihm Mohammed alles über Allah und den Dschihad bei. Nachts wurde Alex zum Freiheitskämpfer, zumindest in seiner Vorstellung. Nachts säte Mohammed gründlich die Saat des Hasses, von dem seine Seele sich nähren sollte.
    An dem Abend, bevor Alex nach Princeton aufbrach, holte Mohammed einen kleinen Fernsehapparat samt Videorekorder aus einem Schrank im Keller.
    »Wozu ist das?«, wollte Alex wissen.
    Mohammed sagte kein Wort. Er schaltete den Fernseher an und legte eine Kassette ein.
    »Erinnerst du dich noch an Three Mile Island?«
    »Ja. Das war doch der Unfall in dem Kernkraftwerk.«
    »Genau, kurz nachdem du zu uns gekommen bist.«
    Das Schwarz-Weiß-Bild auf dem kleinen Fernseher gewann an Schärfe. Walter Cronkite erschien auf dem Bildschirm. Mohammed und Alexander sahen sich das Video gemeinsam an, eine Aufzeichnung der CBS Evening News aus der Nacht des Störfalls auf Three Mile Island bei Harrisburg. Aus einer Truhe holte Mohammed eine Flasche Rotwein und schenkte zwei kleine Gläser ein. Chianti aus einem kleinen Weinberg unweit von Broumana.
    »Man spricht bereits vom schlimmsten Störfall in der amerikanischen Geschichte«, sagte die Stimme aus dem Fernseher. »Noch weiß niemand, ob der Kühlmechanismus im Sicherheitsbehälter des Reaktors ausreicht, um eine Katastrophe zu verhindern, die Fachleute als Kernschmelze bezeichnen ...«
    »Weshalb sehen wir uns das an?«, fragte Alexander.
    »Er hieß Palan«, sagte Mohammed. »Er war mein Freund. Er und ich, wir trafen mit demselben Flugzeug aus dem Libanon in Amerika ein. Er arbeitete dort im Kernkraftwerk. Dies war unser erstes Projekt. Er war unser erster Märtyrer.«
    Stumm starrte Alexander erst Mohammed an, dann wieder den Fernseher.
    »Ein Mann«, sagte Mohammed. »Ein einzelner Mann versetzte Amerika an jenem Tag des Jahres 1979 einen furchtbaren Schlag. Deshalb hat man dich in dieses Land gebracht.«
    Mohammed streckte den Arm aus und legte ihn Alexander um die Schulter.
    Alexander schloss die Augen für fast eine ganze Minute, während er verstand, was das bedeutete. Schließlich sah er Mohammed wieder an.
    »Danke, Vater«, flüsterte er.
    »Solange wir nur versuchen, Raketen abzufeuern, Geiseln zu nehmen wie die Studenten in Teheran oder Selbstmordanschläge auf Busse zu verüben, werden wir niemals den Sieg davontragen«, sagte Mohammed. »Solche Aktionen tragen lediglich dazu bei, dass wir uns gut fühlen. Dabei machen sie die Aufgabe nur schwieriger.«
    »Wir müssen anonym zuschlagen«, flüsterte Alexander.
    »Geduld«, sagte Mohammed. »Das ist das Wichtigste.«
    Alexander nahm einen großen Schluck und leerte sein Glas. »Darf ich noch ein Glas Wein haben, Vater?«
    Mohammed lächelte und griff nach der grünen Chiantiflasche.
    »Ja, du darfst.«

22
    US-ENERGIEMINISTERIUM
    WASHINGTON, D.C.
    Antonia Stebbens marschierte durch den Haupteingang des Ministeriums und fuhr mit dem Aufzug in den vierten Stock. Sie lief einen langen Flur entlang, bog um eine Ecke und ging durch bis ans Ende eines weiteren langen, fensterlosen Korridors. Dort holte sie eine metallene ID-Karte aus der Tasche und zog sie durch eine kleine Leseeinheit. Als sie es klicken hörte, trat sie durch die unbeschriftete Tür. Vor ihr befand sich ein kleiner Aufzug. Sie betrat ihn und schob eine weitere Karte in einen Scanner. Die Tür schloss sich und der Aufzug fuhr abwärts in ein wie eine Festung abgesichertes Stockwerk zehn Etagen tiefer, sechs Stockwerke unter der Erde.
    Hier begann die Zugangsprozedur damit, dass Stebbens in ein blaues

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