Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
mich kurzfassen«, sagte Coolidge. »Erstens: Noch bevor wir auf den Plan getreten sind, haben das Weiße Haus, das FBI und andere für eine massive Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen und die Überwachung aller Anlagen zur Elektrizitätsversorgung gesorgt. Wir haben uns drangehängt und übernehmen jetzt die Führungsrolle bei einem behördenübergreifenden Protokoll. Wir überwachen alle bestehenden Anlagen, die mehr als 10.000 Megawatt liefern, und erstatten über das Netzwerk stündlich Bericht.«
»Hervorragend!«
»Zweitens: Wie sorgen wir für Ersatz?«, fuhr Coolidge fort. »Hier gibt es keine Patentlösungen und auch keine Wundermittel. Wir sehen uns schon von einer ganzen Reihe an Stromausfällen an der Ostküste, insbesondere in den südlicheren Regionen, bedroht. Savage Island lieferte nicht nur in zunehmendem Maß Primärenergie, es war der Hauptversorger für die Ostküste. Wir sprechen von einer wirklich schwierigen Situation. Es gibt keinerlei Möglichkeit, irgendwelche gespeicherten Vorräte anzuzapfen. Zum Glück messen wir im Moment die niedrigste Verbrauchsrate des Jahres, insbesondere in Neuengland. Wir fahren bereits Hunderte von Kraftwerken mit höherer Leistung, um den Kapazitätsverlust auszugleichen. O&R, ConEdison, Prime und andere zivile AKW-Betreiber erhöhen die Stromerzeugung. Außerdem hat Kanada seine Liefermengen deutlich nach oben geschraubt. Wir dürften es schaffen. Allerdings wird es eine Weile dauern, den Ausfall zu kompensieren.«
»Verstehe«, meinte Stebbens.
»Abschließend ein Rückblick auf Angebot und Nachfrage. Auf dem Stromsektor gibt es weitaus mehr Anbieter. Savage Island hat nicht unbedingt jemandem geschadet. Natürlich musste eine ganze Reihe von Versorgern im Mittleren Westen und im Nordosten Rückgänge hinnehmen. Ich könnte Ihnen eine entsprechende Liste zusammenstellen. Aber niemanden hat es wirklich hart getroffen. Savage tat, was sie immer gesagt haben: Sie drückten die Einkaufspreise. Insbesondere für Stromanbieter an der Ostküste reduzierten sich die Kosten damit gewaltig.«
»Zusammenfassend lässt sich also sagen, das Problem auf dem Stromsektor besteht vorrangig darin, für Ersatzkapazitäten zu sorgen«, meinte Stebbens.
»Genau. Auf diese Aufgabe muss mein Team sich konzentrieren.«
»Da stimme ich Ihnen zu«, sagte Stebbens und stand auf. »In einer Stunde muss ich wieder weg. Entschuldigen Sie das Wortspiel, aber ich möchte, dass Sie in dieser Aramco-Angelegenheit nachbohren. Sollte es zutreffen, dass Erdölvorräte zu nicht marktüblichen Konditionen verschleudert werden, könnte es sich um eine gravierende Information handeln.«
»Wenn die Saudis unsere einzige Möglichkeit sind, Ersatz zu beschaffen und tatsächlich etwas damit zu tun haben, stecken wir dann nicht ziemlich in der Klemme?«, fragte ein weiterer Mitarbeiter, ein Mann mittleren Alters, der rechts neben Stebbens saß.
Die SOC-Chefin hielt für einen Moment inne, ließ ihren Blick durch den Saal schweifen und setzte ihre Lesebrille ab. »Wir werden nicht dafür bezahlt, derartige Fragen zu beantworten.«
Jenseits des Potomac River, in Arlington im Bundesstaat Virginia, marschierte Rick Ennis in einen großen, fensterlosen Raum. Er befand sich tief im Herzen der National Security Agency in einem anonym wirkenden, wie ein dunkler Glaskasten aussehenden Gebäude. Die NSA gelten als Entschlüsselungsexperten der Nation. Unter ihrer Regie werden elektronische Informationen von der Regierung gesammelt, aufbereitet und analysiert.
Überall auf der Welt ist die NSA als digitales Auge und Ohr der Vereinigten Staaten im Einsatz. Dazu bedient sie sich hoch entwickelter Computer, Satelliten und weiterer Gerätschaften, um Daten und Nachrichten abzufangen, von vertraulichen Unterhaltungen bis hin zu alltäglichen E-Mails, Textnachrichten und Telefongesprächen. Da die Agency rund um die Uhr sowohl Gegner als auch Verbündete ausspäht, hat sie Unmengen an Informationen in ihren Archiven zusammengetragen. Das meiste davon darf die NSA sich nicht einmal anschauen, weil das Gesetz es untersagt.
Rick Ennis verantwortete das operative Geschäft der NSA.
Keine zwei Stunden nach den Anschlägen auf Capitana und Savage Island und den Attentaten auf Ted Marks und Nicholas Anson bat er seinen Vorgesetzten, NSA-Direktor General Landon Bossidy, um Zugang zu den Archiven, damit sein Team von Analysten die aufgezeichneten Daten der letzten fünf Jahre nach Schlüsselwörtern wie »Capitana«,
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