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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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verschwinden.
    Aus dieser simplen Tatsache ergaben sich mehrere Fragen:
    Zum einen, ob sie bereits wussten, dass ich sie suchte.
    Und wenn ja, woher sie es wussten. Nun ärgerte ich mich maßlos, in der Harmonieschule einen ungesicherten Arbeitsplatz benutzt zu haben. War ich dort ausspioniert worden?
    Oder – der Gedanke erschreckte mich – steckte möglicherweise sogar Koos dahinter? Hatte er die Schüler gewarnt, dass ich bei ihnen auftauchen würde?
    Das passte allerdings nicht damit zusammen, dass sie alle drei schon seit einiger Zeit nicht mehr bei ihren Familien aufgetaucht waren. Dennoch wurde mir eins immer klarer: Ich durfte niemandem mehr vertrauen.
    Womöglich zog das Geschehen viel weitere Kreise, als ich bislang angenommen hatte.
    Mithilfe meiner Autorität als Harmoniewächter verschaffte ich mir Daten über die drei Schüler. Geburtsort, Lebenslauf, Auffälligkeiten ... alles nur Denkbare.
    Stundenlang studierte ich die Details, die sich auf meinem Arbeitstisch stapelten. Ich prägte die Informationen auf insgesamt drei Dutzend Folien, die ich immer wieder umherschob.
    Bis mir die Gemeinsamkeit auffiel.
    Es lag so deutlich vor mir, dass ich mich fragte, wie ich es zuvor hatte übersehen können.
    Alle drei hatten, wenn auch nicht zur selben Zeit, einige Wochen lang ein Ausbildungslager besucht. Ich riss die entsprechenden Folien an mich, überprüfte es noch einmal.
    Kein Zweifel. Jahcen und die beiden anderen waren alle im paramilitärischen Ausbildungslager Chamillog gewesen.
    Damit stand mein nächstes Ziel fest. Diesmal würde ich Antworten erhalten!

8.
    Alaska Saedelaere
     
    Er erwachte, und er fühlte sich erstaunlich gut.
    Keine Schmerzen mehr, nicht mehr das Gefühl, innerlich zerrissen zu werden. Saedelaere lag am Boden, den Oberkörper halb über einer Escalianerin, die noch immer ohne Bewusstsein war.
    Er erhob sich, versuchte sich zu orientieren. Nur wenige standen wie er auf den Beinen, die meisten lagen kreuz und quer im Raum, wie Marionetten, denen die Fäden durchgeschnitten worden waren.
    Anders Eroin Blitzer. Der Zwergandroide überragte zwar kaum das Knäuel von Humanoiden vor ihm, aber er beschäftigte sich eifrig mit der Technologie eines seiner Kästchen.
    »Alraska! Du bist aufgewacht.« Er sprach es im Tonfall eines lapidaren Guten Morgen nach einer völlig normalen Nacht.
    »Was ist geschehen?«
    »Wir sind dem Tryortan-Schlund entkommen. Übrigens als eines von drei Schiffen. Alle übrigen wurden zerstört.«
    Die Worte versetzten Saedelaere einen Stich; das bedeutete den Tod vieler weiterer Escalianer, die zuvor die Mühen und das Leid in der Anomalie überlebt hatten. Offenbar war es ihnen nur gelungen, damit sie kurz darauf auf andere Weise starben ...
    Das Weltall konnte ein grausamer Ort sein, die Kälte ging weit über die messbare Temperatur des physikalischen Vakuums hinaus.
    »Ich stehe in Kontakt zu Gardeleutnant Pridon«, fuhr der Zwergandroide fort. »Unser Überlichtantrieb wurde bei dem Effekt zerstört.«
    »Effekt?«
    Blitzer legte den Kopf in den Nacken, fixierte aus seinen großen dunklen Augen Saedelaeres Gesichtsmaske. »Was immer geschehen ist, es war weit mehr als ein Problem mit unseren Schutzschirmen oder dem Antrieb. Ein hyperphysikalisches Phänomen, das wir uns nicht erklären können. Selbst mit dem zugegebenermaßen kläglichen Rest meiner kosmokratischen Technologie finde ich nicht heraus, was vorgefallen ist.«
    »Wie ist unsere Lage?«
    »Wir sind einige Dutzend Lichtjahre von unserem ursprünglichen Standort entfernt. Eine ungeplante Transition. Den anderen Schiffen ergeht es genauso – auch sie sitzen fest. Bei allen verbliebenen Einheiten funktioniert allerdings der Hyperfunk noch. Da wir uns in Reichweite des Reiches der Harmonie befinden, hofft Pridon auf einen baldigen Rettungstrupp.«
    »Du klingst nicht sehr zuversichtlich.«
    Blitzer antwortete nicht.
    Immer mehr der Ohnmächtigen erwachten. Nun erst entdeckte der Aktivatorträger den Medoroboter – »Medizinalroboter«, wie die Escalianer so gespreizt sagten –, der sich einen Weg durch den Tumult bahnte und so viele Verletzte wie möglich versorgte.
    Eine Frau direkt vor Saedelaere ächzte, rollte sich zur Seite und saugte dann scharf die Luft ein, ehe sie würgte und sich erbrach. Als die Escalianerin aufsah, tropfte es vom unteren Rand ihrer Maske. Sie wandte sich offenbar beschämt ab und stemmte sich in aufrechte Position.
    Plötzlich zuckten ihre Arme krampfhaft, der Kopf

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