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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Zwergandroiden allein. »Was glaubst du, wie der Zeitsprung sich ereignet hat? Und wann?«
    »Wann?« Blitzer ging näher auf das Firibirim zu, hob den Arm, wie um es zu locken. »Eine seltsame Frage angesichts eines Zeitphänomens. Vielleicht gibt es dieses Wann überhaupt nicht.«
    Das Firibirim wandte sich um, schlug einen Salto und schwebte zu Eroin Blitzer hinab, ringelte den Schwanz um dessen Hinterkopf, als wolle es ihn streicheln. Saedelaere wunderte sich, dass die beiden inzwischen ein solches Verhältnis pflegten; noch vor Kurzem hatte sich der Zwergandroide rigoros abweisend verhalten. Damals hatte er den Firibirim allerdings auch noch nicht sein Leben verdankt.
    »Aber um deine eigentliche Frage zu beantworten«, fuhr Blitzer fort, »vermute ich, dass es mit der Anomalie und unserer doppelten Durchquerung der Librationszone zusammenhing. Wichtiger sind die Konsequenzen, die sich für uns daraus ergeben. Sollte sich im Reich der Harmonie tatsächlich eine Spur zur Frau Samburi Yura finden, liegt diese nun 72 Jahre deiner terranischen Zeitrechnung tiefer in der Vergangenheit. Sie ist ... wie sagt ihr ... erkaltet.«
    »Dennoch dürfen wir nicht aufgeben! Zunächst müssen wir ohnehin zusehen, diese Station zu verlassen und uns auf dem Planeten oder seiner Hauptstadt umzusehen.«
    »Die Herzogin wird früher oder später den Stammsitz ihrer Familie aufsuchen wollen«, gab sich der Zwergandroide überzeugt. »Sie ist ihren Angehörigen sehr verbunden und fürchtet sich davor, was sie zu sehen bekommen wird.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß es, denn ich beobachte die Sterblichen schon lange. Seien sie nun Terraner oder Lirbal oder Rombina oder Kandran ... ihnen allen ist auf die eine oder andere Art etwas gemeinsam.«
    »Und das wäre?«, fragte Saedelaere, während seine Augen dem Firibirim folgten, das über den Rücken des Zwergandroiden turnte.
    »Sie wollen nicht allein sein, und sie definieren sich in ihrem Verhältnis zu anderen, im Guten oder im Bösen. Erkennst du nicht, dass auch das Reich der Harmonie auf diesem Prinzip gründet? Sie versuchen zu verstehen, wer sie selbst sind, indem sie sich von allem Fremden, von dem, was sie unharmonisch nennen, abgrenzen. Deshalb zögert die Herzogin immer noch, dir gegenüber offen zu sein, Alraska.«
    Nachdenklich nahm Saedelaere diese erstaunliche Einsicht des künstlichen Geschöpfs zur Kenntnis. Und fällte eine Entscheidung.
    »Du hast recht mit dem, was du sagst, Eroin! Die Herzogin wird uns Informationen geben, oder wir werden die Station verlassen und uns diese Informationen auf anderem Weg besorgen!«
    Auf die sonst so unbewegte Miene des Zwergandroiden legte sich eine Art Lächeln.
     
    *

»Drei Dinge sind es, die die Harmonie bestimmen: Sie erfüllt das All, sie erfüllt TANEDRAR und sie erfüllt uns.«
    (Alter Lehrsatz aus der Zeit der Gründung)
     
    5.
    Uyari Lydspor
    Harmoniewächter
     
    »In so großer Gefahr ist das Reich der Harmonie nicht mehr gewesen, seit die Hohen Mächte es aufforderten, in ihrem Sinne tätig zu werden.«
    Mit diesem zwischen zwei Masken gesprochenen Satz schickte Jezzel mich in den Einsatz. Ich grübelte lange darüber nach, ob er mir damit Mut machen oder Angst einjagen wollte. Vielleicht kam es ihm auch nur darauf an, die Wichtigkeit meiner Aufgabe zu betonen.
    Ein leichtes Unbehagen konnte ich dennoch nicht unterbinden, als ich die Klinik verließ. Zu meiner Überraschung fiel Nieselregen, so fein, dass er fast wie eine Art Nebel über dem Boden lag.
    Ich sah es als gutes Zeichen an. Immerhin herrschte meist schönes Wetter, wie es die Humanoiden nannten, wenn die Sonne alles austrocknete und die Luftfeuchtigkeit sank, was sich für Kandran wie mich nicht sonderlich angenehm anfühlte.
    Außer mir hielt sich kaum jemand im Freigelände vor der Klinik auf. Nicht einmal bei dem Halteplatz für öffentliche Gleiter warteten Passagiere darauf, einsteigen zu können; ein seltener Anblick, weil im Normalfall viel zu wenige kostenfreie Fahrzeuge zur Verfügung standen.
    Mir konnte das nur recht sein. Ich spürte nicht das Bedürfnis, angesprochen zu werden, geschweige denn mich zu unterhalten.
    Ich eilte auf den kleinen Teich zu, über dessen Oberfläche Tausende von Tajuth-Insekten flirrten. Die Tierchen liebten die Feuchtigkeit ebenso wie ein Kandran, was sie mir fast sympathisch machte. Aber nur fast, denn dass sie nebenbei sehr gut schmecken, war wichtiger.
    Ich ließ die Zunge aus dem Mund schnellen und fischte einige

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