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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Arbeitsplatz nicht dienen.«
    Ich stand vor dem breiten, geschwungenen Schreibtisch, in dessen Platte einige riesige Bedienfeldmonitore eingearbeitet worden waren. Sie füllten fast die gesamte Fläche aus.
    Es gab keinen Stuhl, denn Mirans Büro war nicht für Gäste ausgestattet. Sie hatte anderes zu tun, als sich um Besucher zu kümmern, wie mir ihr persönlicher Stellvertreter im Vorfeld mitgeteilt hatte, ehe er mich nach einigem Druck zu ihr vorließ.
    »Und ich bin einerseits Harmoniewächter«, sagte ich ruhig, »handle andererseits aber im direkten Auftrag des Herzogs. Ich weiß, was in einer Bibliothek wie deiner möglich ist, wenn es um brisante Schriften geht. Wenn du möchtest, schau dir den Inhalt dieses Speicherkristalls an.«
    Einen Augenblick später ließ ich ihn über einen der Bildschirme klimpern. Er kullerte in ihre Richtung, blieb genau neben ihrer linken Hand liegen.
    Ihre Finger schlossen sich darum. »Ein Harmoniewächter und der Herzog? Das will mir nicht recht zusammenpassen.«
    Ich schwieg.
    Sie legte den Kristall in ein Lesegerät, musterte einen ihrer Bildschirme, hüstelte wieder, gab mir das Speichermedium zurück und sagte: »Folge mir.«
    Miran führte mich in einen langen Korridor, in dem sich keine Besucher aufhielten. Danach ging es durch eine Tür, auf der ein Schild verkündete, dass nur Mitarbeitern mit entsprechender Genehmigung der Durchgang gestattet war.
    Dahinter wiederum bestanden die Wände nicht mehr aus dem freundlichen Hellblau wie in den öffentlichen Bereichen, sondern aus kahlem, grauem Metall. Vor einer Sicherheitsschleuse tastete ein Lichtstrahl über Mirans Auge.
    Sie nannte einen Zahlenkode, dessen Abfolge ich mir merkte – 48, 151, 62, 342. Mein Gedächtnis war gut genug, dass ich mir nichts davon notieren musste.
    »Bis hierher kann nur ein absoluter Profi vordringen«, erläuterte die Bibliotheksleiterin. »Völlige Datensicherheit kann es nicht geben. Ich bringe dich nun in einen Raum, der mit einem Verzerrerfeld zusätzlich gesichert ist. Es gibt keine Datenverbindung nach draußen. Die Speicherbänke der dortigen Positronik können also nicht automatisch erweitert werden, befinden sich allerdings auf aktuellem Stand. Die letzte manuelle Datenauffrischung habe ich persönlich heute bei Dienstbeginn durchgeführt.«
    »Danke!«, murmelte ich. »Das ist exakt das, was ich mir gewünscht habe. Du erweist dem Reich der Harmonie einen großen Dienst.«
    »Worum genau geht es dir? Ich könnte dir helfen, die richtigen Informationen zu finden.«
    Kurz dachte ich über das Angebot nach, entschied mich aber zunächst dagegen. Es war besser, niemandem zu ver trauen. Dies waren verrückte Zeiten, in denen sogar Harmonische zu Feinden werden konnten. »Wenn ich deine Unterstützung benötige, melde ich mich. Wie kann ich diesen ... Kerker wieder verlassen?«
    Sie steckte mir einen einfach gefalteten Zettel zu. »Darauf findest du alles Nötige.«
    Ich nahm ihn. Papier. Das hatte ich schon lange nicht mehr gefühlt.
    »Ich wünsche dir viel Erfolg«, sagte sie.
    Den konnte ich gebrauchen.
     
    *
     
    Der Suchbegriff »Herzogin Rhizinza Yukk« lieferte nur ein einziges Ergebnis, und das aus einer provinziellen Nachrichtenagentur.
    Es verblüffte mich maßlos, bis ich den Hinweis entdeckte, dass »Herzogin Rhizinza Yukk« möglicherweise eine breitere Informationsbasis bieten würde.
    In diesem Moment war ich zum ersten Mal erleichtert darüber, dass mich niemand beobachtete – ein dummer Fehler.
    Kurz darauf arbeitete ich mich durch eine Unzahl an Aufzeichnungen. Vor vier Urd hatte es in der Harmonieschule sogar eine eigene Forschungsgruppe gegeben, die das Verschwinden der Herzogin untersuchte.
    Einer der Teilnehmer war der gegenwärtige Schulleiter Koos gewesen, damals ein Student, frisch im Studienbereich der Schule. Ein bloßer Zufall? Oder hatte das etwas zu bedeuten? Vielleicht entwickelte ich langsam ein paranoides Verhalten, indem ich allem und jedem misstraute.
    Nur mühsam gelang es mir, einen Überblick zu gewinnen.
    Demnach war vor ziemlich genau sieben Urd der Verwaltungspalast der Herzogin samt der Schutzflotte verschwunden.
    Als Gardeleutnant wurde tatsächlich ein gewisser Pridon genannt, wie ihn die Flüchtlinge in den Verhören erwähnten; einer der beiden Harmonischen hatte sich als eben dieser Pridon ausgegeben. Damals war er ein erfolgreicher Mann gewesen, nach seinem spurlosen Verschwinden aber rasch in Vergessenheit geraten.
    Der Stammsitz der

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