Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
aus der Luft, direkt vom gut gefüllten Buffet. Beim ersten Bissen merkte ich, wie sehr mich hungerte.
    Dennoch blieb mir keine Zeit für eine ausgiebige Mahlzeit, denn ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
    In so großer Gefahr ist das Reich der Harmonie nicht mehr gewesen, seit die Hohen Mächte es aufforderten, in ihrem Sinne tätig zu werden.
    Wenn einem das bewusst wurde, blieb man nicht stehen, um sich einige Spezialitäten zu gönnen, auch dann nicht, wenn sie sich kostenfrei und frisch den Blicken präsentierten.
    In einer Tasche meines Anzugs steckten zwei Speicherkristalle.
    Auf einem fanden sich sämtliche offiziell bekannten Fakten über die echte Herzogin Rhizinza Yukk sowie die Aufzeichnungen der Verhöre der vier entflohenen Gefangenen.
    Der andere enthielt einige Vollmachten und Kodes sowohl des Hohen Harmoniewächters als auch des amtierenden Herzogs Corodo Zikk. Diese würden mir, wie Gardeleutnant Conscure es ausgedrückt hatte, viele Steine aus dem Weg räumen, wenn ich Nachforschungen bei offiziellen Stellen anstellen wollte.
    Ich stieg in den ersten Gleiter in der Warteschlange.
    Die Robot-Steuereinheit empfing mich mit einem freundlichen »Willkommen. Wohin darf ich dich fliegen?«.
    Ich nannte zuerst meine Heimatadresse, entschied mich jedoch um. Vielleicht war es besser, gleich einen öffentlichen Leseraum mit Zugriff auf die großen Archive aufzusuchen. Was bot sich da eher an als die Schule der Harmonie, zumal deren Leiter Koos mir schon einmal bei Recherchen geholfen hatte?
    »Sehr wohl«, antwortete die Steuereinheit. »Eine Ankunftszeit kann ich leider nicht prognostizieren. Die Verkehrsverhältnisse sind unsicher.«
    Wir hoben ab, ich lehnte mich zurück.
    »Unsicher nicht im Sinne, dass dir Gefahr drohen könnte«, redete die mechanische Stimme weiter.
    Was bei allen Escaran hatte ich da für ein Modell erwischt? Eine redselige Maschine?
    »Die Aussage bezog sich lediglich darauf, dass es einige ungeplante Aufenthalte wegen ...«
    »Schon gut«, unterbrach ich. »Ich habe verstanden. Ich wünsche Ruhe, denn ich muss nachdenken.«
    Die Steuereinheit schwieg, doch dafür klang ein leises, wie beleidigt klingendes Knacken und Rauschen aus dem Akustikfeld.
    Wir überflogen den großen Fluss, der Klionas in zwei Hälften teilte. Ich schaute in die Tiefe, wo das Wasser wie unter einem dunstigen Schleier lag – der Nieselregen hatte aufgehört, die Sonne verdampfte die Feuchtigkeit.
    Und mit einem Mal fragte ich mich, ob es tatsächlich eine gute Idee wäre, die Harmonieschule aufzusuchen. Dort hatte ich auch jene drei Schüler identifiziert, deren Lebensläufe mich schließlich zum paramilitärischen Ausbildungslager ins Gebirge geführt hatten.
    Mitten in die Falle.
    Lag die undichte Stelle, die meine Gegner über mein Vorhaben informiert hatte, womöglich in der Schule? Oder sogar – der Gedanke ließ mir den Atem stocken – direkt bei Koos, dem Schulleiter?
    Es gab keinen Beweis, aber es lag im Bereich des Möglichen, und ich durfte mich nicht leichtsinnig verhalten. Vorsicht war geboten. »Eine erneute Kursänderung!«, befahl ich deshalb und nannte als neues Ziel eine der größten öffentlichen Bibliotheken.
    »Bestätige«, sagte die Steuereinheit nur. Offenbar war sie tatsächlich beleidigt.
    Mir sollte es recht sein.
     
    *
     
    Die Maske sah aus wie eine Collage aus zusammengefügten Speicherkristallen, die auf einem Stapel beschriebener Folien lagen. Durchaus passend für die Leiterin der Bibliothek, das musste ich zugeben.
    »Hör zu«, sagte ich, nachdem ich mich vorgestellt hatte. »Es ist sehr wichtig, dass ich einen perfekt abgeschotteten Arbeitsraum erhalte, abhörsicher, mit einem Terminal, auf das von außen auch ein Profi nicht zugreifen kann.«
    »Damit kann ich dir leider nicht dienen, Harmoniewächter. Es ist ...«
    »Wie war dein Name?«
    Sie gab ein irritiertes Hüsteln von sich, eine typische Eigenart der Rombina. Ihre beiden siebenfingrigen Hände lagen ruhig auf der Tischplatte, als wolle sie sie präsentieren, weil sie sie für besonders schön hielt. Weißblonde, glänzende Haare fielen glatt über ihre Schultern.
    »Miran«, sagte sie schließlich. »Meine genauen Titel interessieren dich sicher nicht, wenn sie auch sinnvoll sind, denn in ihnen steckt eine Botschaft, die auch für dich relevant ist. Sie würden dir nämlich mitteilen, dass ich mich in dieser Bibliothek auskenne. In meiner Bibliothek. Also, noch einmal: Ich kann dir mit einem solchen

Weitere Kostenlose Bücher