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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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rüsten«, hakte der Terraner nach. »Um welche Feinde handelt es sich? Wer bedroht eure Heimat?«
    »Keine Harmonischen«, sagte die Herzogin, als sei das eine Antwort.
    »Aber wer genau?«
    »Die Feinde des Reiches.« Die Worte klangen fast wie Teil eines Rituals, das sie automatisch und ohne nachzudenken aufsagte – und sie drehten sich im Kreis, indem sie ursprüngliche Behauptung mit bloßer Wiederholung zu stützen versuchten.
    Unwillkürlich fragte sich der Aktivatorträger, ob Rhizinza Yukk gar nicht wusste, wer diese ominösen Fremden waren. Und ob diese überhaupt existierten oder nur den Ausdruck von Paranoia darstellten.
    Wie hatte es Eroin Blitzer genannt? Die Escalianer grenzten sich von allem anderem ab und bezeichneten es als unharmonisch. Womöglich gab es die konkrete Gefahr gar nicht, vor der sich die Bewohner dieser Doppelgalaxis so sehr fürchteten.
    »Warum setzt du fremd automatisch mit feindlich gleich?«
    Die Herzogin zog die Hand zurück; der Finger löste sich aus dem Felsen.
    Ehe sie etwas sagen konnte, ergriff erneut der Zwergandroide das Wort. »Wer keinen paranormalen Begleiter trägt, ist nicht harmonisch.« Seine kleinen Hände umspielten eines seiner Kästchen. »Escalianer erkennen einander gegenseitig an ihrem Escaran, der als Splitter ihrer Superintelligenz TANEDRAR gilt und sie ständig begleitet. Alle, die nicht über diesen Harmoniebewahrer verfügen, sind fremd und anders. Nicht wahr?« Die letzten beiden Worte fügte er in einem süffisanten Tonfall hinzu.
    »Du weißt ... gut Bescheid.« Der Blick der Herzogin wanderte zu Gardeleutnant Pridon.
    Der Zwergandroide schien den Augenblick zu genießen. »Jeder Escalianer, gleich welchem Einzelvolk er entstammt, erkennt seine Brüder und Schwestern, und alle setzen sich für das Gemeinwohl des Reiches der Harmonie ein. Alle anderen jedoch sind nicht harmonisch. Was sie zu Feinden werden lässt. Egal, ob sie den Escalianern tatsächlich feindlich gegenüberstehen oder nicht.«
    »Es ist genug!«, rief die Herzogin. »Stell meine Toleranz euch gegenüber nicht auf die Probe!«
    Saedelaere streckte abwehrend die Hand aus. »Informationen haben wir aus vielen Quellen zusammengetragen, seit wir in der Librationszone der Anomalie zum ersten Mal auf euch trafen. Dass wir keine Feinde des Reiches und seiner Bewohner sind, dürfte inzwischen eindeutig feststehen, wenn auch alle dort draußen ...«, er vollführte eine umfassende Handbewegung, »... anderer Meinung sein mögen.«
    Die Herzogin löste das Hologramm auf, ging um das Terminal herum, von dem aus sie es projiziert hatte. Sie stellte sich neben den Gardeleutnant, der bislang schweigend zugehört hatte.
    »Ich fragte dich, Pridon, schon einmal nach einigen Namen«, fuhr Saedelaere fort. »Damals stieg in mir unwillkürlich der Verdacht auf, dass du mir etwas verschwiegen hast.«
    »So?«
    Alaska spürte, dass er nahe davorstand, eine Grenze zu überschreiten. Die Herzogin legte vor ihrem Bauch die Hände zusammen. Ihre ganze Haltung wirkte angespannt. Doch er war nicht länger bereit, Rücksicht walten zu lassen.
    »Ich hörte in einem Schauspiel die Namen Orsen Tafalla und Noser Netbura«, sagte er. »Es handelte vom See der Tränen und auch vom Reich der Harmonie.«
    »Tafalla«, wiederholte die Herzogin.
    »Gommrich Dranat spielte die Rolle eines Hofnarren«, fuhr Saedelaere fort, »Arden Drabbuh die einer Prinzessin, und Renyi Hemdebb verkörperte einen Boten der Hohen Mächte.«
    Vor allem bei den letzten Worten achtete er genau auf die Reaktion der beiden Escalianer. Sowohl die Herzogin als auch der Gardeleutnant schwiegen und warfen einander Blicke zu.
    Saedelaere spürte, dass er nicht nachgeben durfte. »Es könnte auch gewisse Abweichungen bei diesen Namen ...«
    »Ein Teil davon steht für Bereiche unserer Galaxis Escalian«, unterbrach Pridon. »Bist du nun zufrieden? Tafalla und Netbura sind die großen, miteinander verschmolzenen Galaxien. Arden und Dranat die beiden kleineren, die dem Gefüge beigegeben sind.«
    Beigegeben sind, dachte Saedelaere. Eine eigenartige Formulierung.
    »Das Ritual von Ankunft und Aufbruch ist ...« Pridon brach ab.
    »Ist – was?«
    Der Gardeleutnant wandte sich der Herzogin zu, wie um sich von ihr die Erlaubnis oder das Verbot einzuholen, weiterzusprechen. Doch sie reagierte nicht.
    »TANEDRAR kommt und geht«, fügte er deshalb hinzu. »Wenn er kommt, frohlockt das Reich der Harmonie, wenn er geht, leidet es. So ist es schon immer

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