PR 2622 – Die Rebellen von Escalian
erschüttert, wie es bis dahin nicht für möglich gehalten wurde.«
»Ich verstehe nicht ganz ...«
»Ein Feind und ein Harmonischer zu sein führt das gesamte Harmonie-System komplett ad absurdum, denn wenn sich die Harmoniewächter und alle anderen im Reich der Harmonie nicht mal mehr auf echte Harmonische verlassen können, auf wen sonst?«
Unwillkürlich stieß Saedelaere einen schrillen Pfiff aus, während durch seinen Kopf Erinnerungsfragmente tanzten und vor seinen Augen das Bild der Herzogin mit dem ihrer Enkelin überlappte.
Die Herzogin und ihre Enkelin ...
»Von gewissem Vorteil«, fuhr Carmydea Yukk nun erstaunlich ruhig fort, »war damals natürlich, dass keinerlei greifbare Beweise vorlagen. Damit musste es das Reich der Harmonie bei der ungeheuerlichen Vermutung belassen. Die Angelegenheit wurde im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen.«
»Deshalb also haben wir auf Klion keine Detaildaten über die Herzogin gefunden«, murmelte Saedelaere.
»Wie bitte?«
»Und als die Herzogin wieder auftauchte und sich in ihrer Begleitung auch noch zwei Fremde befanden«, ergänzte Saedelaere, dem nun einiges klarer wurde, »ist dadurch einiges wieder aktuell geworden.«
»Genau! Und du hast daran maßgeblichen Anteil.«
Paranoia, flüsterte etwas in ihm.
»Nein.« Saedelaere schüttelte den Kopf. Erinnerungsbrocken fügten sich zusammen. »Ich habe die Herzogin gerettet. Ohne mich wäre sie in der Anomalie gestorben. Ich weiß nicht, was für ein Spiel du treibst, aber ohne mich wäre deine Großmutter mittlerweile tot.« Er rechnete noch einmal im Kopf nach. Siebzig Jahre hatte Herzogin Rhizinza in der Anomalie verloren. Carmydea konnte also in der Tat ihre Enkelin sein.
»Wenn ich das richtig verstehe«, fuhr er fort, obwohl er den Eindruck hatte, dass wichtige Stücke des Puzzles ihm noch fehlten, »hast du also erfolgreich Kontakt mit deiner Familie aufgenommen? Nachdem ich in der Nähe ihres Anwesens gefangen genommen wurde?«
»Genauso ist es.«
»Eine phantastische Geschichte«, kommentierte Saedelaere. Eine Geschichte, die mich verwirren soll. Denn wo war die Herzogin, Carmydea Yukks angebliche Großmutter? Wo Gardeleutnant Pridon? Wo Eroin Blitzer?
Pridon und Blitzer ... Diese Namen waren nicht mehr als verschwommene Bilder in seinem Gedächtnis. Er wusste, dass es sie gab, aber er wusste nicht, wer sie waren.
»Eine wahre Geschichte«, wiederholte Carmydea Yukk. »Und einige Personen können das bestätigen.«
»Ach?«, fragte Saedelaere.
»Ja.« Die Herzogin machte mit der rechten Hand eine beiläufige Geste. Die Tür öffnete sich, und herein traten zwei Gestalten, eine sehr große und eine sehr kleine.
Die große erkannte Saedelaere aufgrund der Beeinträchtigung seines Erinnerungsvermögens nur mit Mühe. Es dauerte eine geraume Weile, bis sich zögernd die entsprechenden Informationen einstellten.
Es war Gardeleutnant Pridon. Genau wie in der Geheimstation auf Klion trug er eine ziemlich schlichte, beigefarbene Maske, die von einem rötlich braunen Punkt- und Linienmuster überzogen war, das an kunstvolle ornamentale Körperbemalung mit Henna erinnerte.
Die zweite Gestalt erkannte Saedelaere sofort.
»Hallo, Alraska«, sagte Eroin Blitzer.
4.
Schlagartig brach die Erinnerung über Alaska Saedelaere herein.
Das war der Blitzer. Der kleine Androide an Bord der LEUCHTKRAFT! Und nun sah er auch das blaue Walzenschiff der Kosmokraten wieder deutlich vor seinem inneren Auge. Es war in der Anomalie gewesen, im Verwaltungspalast, wenn er sich recht entsann ... Er sah, wie die mächtige kobaltblaue Walze immer stärker flackerte, kurzzeitig verschwand, wieder erschien. Und verschwand.
Atemlos blickte er in die leere Holosphäre. Er öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus.
Der Zwergandroide erhob sich. Blickte abwechslungsweise von seinen Datenkolonnen auf dem Terminal zu der Holosphäre.
Die LEUCHTKRAFT kehrte nicht mehr zurück.
»Sie ist ...«, stieß Blitzer tonlos aus, »sie ist ... weg.«
Saedelaere stand erstarrt und fassungslos vor der Holosphäre. Erst nach Sekunden sickerte die bittere Erkenntnis in sein Bewusstsein. Er begriff, dass er vielleicht gerade das Ende der LEUCHTKRAFT miterlebt hatte. Langsam ließ er die angehaltene Luft entweichen.
Er stützte sich schwer auf das Arbeitsterminal. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, aus der Anomalie zu entkommen – wie sollte er die Suche nach Samburi Yura ohne die Unterstützung der LEUCHTKRAFT
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